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Gegen das Recht der Kurpfalz, im E u s s er t h a1e r Hof,
der durch den westfälischen Frieden abermals in ihren Besitz
gelangt war, das Judengeleit auszuüben, hatte Spei er schon
1652 und neuerdings wieder Einwand erhoben, wie ja überhaupt
die Durchführung der durch den westfälischen Frieden getroffenen
Abmachungen der Kurpfalz mancherlei Schwierigkeiten bereitete
(Häusser 1. c. II, 589). Der kurpfälz. Keller im Eüss er tha-
ler Hof berichtet am 10. Juni 1666 an den Pfalzgrafen Karl
Ludwig, dass er der Stadt Spei er erwidert habe, er habe seit
Restitution der Kurpfalz zu jeder Zeit dieses Recht Öffentlich
ausgeübt, bis die Judenschaft in W o r m s mit der Kurpfalz um
eine gewisse Summe Geldes jährlich sich verglichen habe.
Nach einem uralten Herkommen haben die Juden das Geleit
im Eusserthaler Hof ohne Zwang jederzeit gelöst; wenn
die Vorgesetzten von Spei er dieses nicht glauben wollten, so
möchten sie bei alten Juden in der Nachbarschaft sich hierwegen
erkundigen. Als Beleg dient ein Auszug aus der Rechnung der
Germ ersh eimer Landschreiberei d. a. 1607 folgenden Inhalts:

„(Smnafjm Snbengefeitgelb: 3tem 18 f( 10 % 10 ^ cm 15 fl 5
bafeeu Sieic^mitrtä, bert 23afeen gu 17 ^ fjat Steiler 31t @p c t) er im
(Sufcerifjal er <gof, bi§ 3af)r über, 31t $fal§tcil an Subengeleit er-
fjoben; ferner d. a. 1613:'Stern 11 fl 9 all). 2x/2 4 an 10 ft 3oß ober
HV4 fl Sperjrer roefjrung fjat ber Detter 311 Spei) er bis Saljr bor 300
©tue! Sitbengeleit§et($en etngetfjcm; ferner d. a. 1650: Stent ber Detter
51t Spei)er liefert bergleidfjen 41 Stempfei leben 31t 6 fr. über 2Ibpg
feiner (SeDlifjr p ber §errfcr)aft fjolbentetl nemblicf) 2 fl 3 fr."

Am 30. Dezember 1657 erging an sämtliche Ämter ein
Befehl der Regierung, dass für die Zukunft, ähnlich wie bei den
benachbarten Herrschaften, von jeder Beschneidimg 1 fl., von
jeder Hochzeit 3 fl. und von jeder Leiche 2 fl. neben dem jähr-
lichen Schutzgeld erhoben werden sollen. Nach den in Urschrift
vorhandenen Verzeichnissen wurden von 1657 bis 1659 im Gan-
zen 53 jüdische Kinder in der Kurpfalz geboren; von 1659 bis
1662 ging in der Stadt Heidelberg an Unigeld aus Beschnei-
dungen, Hochzeiten und Beerdigungen im Ganzen ein Betrag
von 14 fl. und bei der Landschreiberei ein Betrag von 10 fl.
30 kr. ein; im Amt Mosbach in der gleichen Zeit 3 fl.; im
Amt Bretten 18 fl.; bei der Amtskellerei Dirmstein 11 fl.;

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