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Lorentzen, Theodor
Die Entschädigung der schwedischen Armee nach dem 30jährigen Kriege — Heidelberg, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.51975#0010
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Friedens für ihre eignen Interessen auszubeuten und
durch Trennung der deutschen Fürsten ihre eigene
Grösse zu begründen, so ist dies Schweden auf die
Dauer nicht gelungen. Der Grund liegt darin, dass
Frankreichs Stellung als Grossmacht eine natürliche,
diejenige Schwedens eine unnatürliche war. Hinter
Frankreichs Ansprüchen stand dank der konsequenten
Arbeit Richelieu’s und Mazarin’s ein centralisiertes und
organisiertes Staatssystem, begründet auf einer einheit-
lichen Nation, geordnete Finanzen, ein blühendes Land,
an dessen Spitze ein König stand, der in festem ener-
gischem Wollen — das Muster eines absoluten Fürsten
— die reichen Mittel des Staates in seiner Hand zu-
sammenfasste und seine Bestrebungen durch eine feine
diplomatische Thätigkeit unterstützte.
In ganz anderer Lage befand sich Schweden. Eine
im Laufe des Jahrhunderts fortwährend schwankende
oberste Regierungsgewalt konnte eine Politik in gros-
sem Style nicht konsequent leiten. Nach dem Erlöschen
des männlichen Stammes der Wasa’s, welche dem Stre-
ben der Stände gegenüber das königliche Ansehen mit
Erfolg behauptet hatten, übernahm di6 Regierung der
höhere Adel, anfangs zum Segen des Reiches. Bald
jedoch bildete sich, wenig gehindert durch die hochbe-
gabte, aber durch ihre Launen und Günstlinge be-
herrschte Christine und die zu kurze Regierung des
willenstarken Karl X., vielmehr begünstigt durch den
Zufall einer abermaligen vormundschaftlichen Regier-
ung die Adelsoligarchie vollständig heraus, drängte den
mitregierenden Reichstag zurück und missbrauchte ihre
Herrschaft durch schnöde Selbstsucht derart, dass
 
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