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Ludwig, Alfred
Die Nachrichten des Rig und Atharvaveda über Geographie, Geschichte, Verfaszung des Alten Indien — Prag, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.48367#0022
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§. 6. Drei Sarasvati. — Der Qaryaraävän, und der mytlius vom Dadhyank.
Setzen wir nun Sarasvati als alten namen des Sindhu an, so ergibt sich eine
dreifache anwendung dises namens im laufe der Wanderung der Ärya. Die westlichste Sa-
rasvati ist die eranische Haraqaiti d. i. die Übersetzung von Sarasvati ins osteranische.
Weiterhin steht nun der Vermutung nichts im wege, dasz Qaryanävän (männl, wie Sa-
ras van neben Sarasvati) der alte name der letzten östlichsten Sarasvati war. Dasz der flusz
schon unter disem namen eine bevorzugte Stellung (warscheinlich als östlicher grenzflusz)
einnam, ergibt sich ausz X, 35, 2. wo es heiszt: Von himel und erde nemen wir die gnade
in anspruch von den mutterströmen den bergen und dem Qaryanävän; schuldlos erkannt zu
werden flehen wir die Sonne die Morgenröten an; glückliches bewirke uns heute der ge-
presste soma. Überall wird er (auszgenomen die Nadistuti) mit strömen genannt: VIII, 7, 29.
Die Marut haben sich an den Susoma, den Qaryanävän, den Ärjika zu dem hausbe-
wonenden begeben, nidergleiten lieszen sie ihre wagen. | Wann doch werdet ihr hieher körnen,
zu dem sänger, der euch ruft, mit eurem gnädigen sinne zu dem, der inbrünstig zu euch
fleht ? VIII, 53, 11.
Das ist (der soma), der dir lieb am Caryanävän, an der Susomä, am Ärjikiya, dieser
berauschende. IX, 113, 1.
Indra trinke (hier) am Caryanävän, er der die Vrtra vernichtet, kraft in sich auf-
nemend, da er grosze heldentat will tun.
Die bedeutende stelle des Caryanävän in der Indischen Überlieferung erhellt aber
ganz besonders darausz, dasz erzält wird, Indra habe das pferdehaupt mittels dessen Dadh-
y’ank Ätharvana den Aqvin die künde der pravargyacerimonie des Agnisiomaopfers und
die wiszenschaft vom madhu mitgeteilt haben soll, und ausz dem er dann sich den donner-
keil machte, im Qaryanävän gefunden (I, 84, 14. vgl. 13. und I, 116, 12. 117, 22.) Indra
hatte zuerst dise kenntnis dem Dadhyank mitgeteilt unter der drohung, er würde ihm das
haupt abschlagen, wenn er die kenntnis einem andern verriete. Die Aqvinä die Dioskuren
der Inder, gaben ihm da ein pferdehaupt statt des seinigen, das sie abschnitten und
verbargen. Als ihm nun Indra das haupt für den verrat der madhuvidyä an die Agvinä ab-
schlug, gaben ihm die Agvinä sein eigenes ursprüngliches zurück, und setzten es ihm an;
denn sie sind ärzte. Dadhyank verschwand aber, und die von ihm früher verscheuchten Dä-
mone füllten nun die erde. Da suchte nun Indra, weil Dadhyank nicht mer zu finden war,
das pferdehaupt, und fand es, wie schon bemerkt, im Caryanävän. So erzälen alte Veden-
erklärer. In warheit dürfte aber der mythus eine wesentlich andere gestalt gehabt haben.
Indra ist es als gott des himels, der den sohn Atharvans, welcher hier als urfeuer zu be-
trachten, und blitz, sonne, das irdische feuer als dessen zweige oder manifestationen, den
Dadhyank d. i. die sonne den himel besteigen lert. Vom höchsten punkte des himels, dem
wonorte Tvasiar’s, holt die sonne das madhu (soma auch amrta ambrosia genannt)
herab. Aber Dadhyank verrät es den Agvinä, d. i. die sonne läszt bei ihrem nidergang den
tau (der eben das amrta enthält) zurück; die Acvinä körnen aber abends und morgens. Dasz
sie ihm einen pferdekopf verliehen hätten, heiszt wol nur, dasz die sonne den tau auszsprüht
wie ein schnaubendes pferd. Disz hört aber auf; der tau fällt zuletzt nicht mer, d. i. Indra
 
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