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Lübke, Wilhelm; Lübke, Wilhelm [Editor]
Geschichte der italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Band 1) — Stuttgart: Ebner & Seubert, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.47045#0035
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I. Kapitel. Altchristliche Epoche.

15

Menschheitsgeschichte. Eine direkte Tradition mündlicher Berichte
von denen, welche ihn selbst gekannt, als Jünger ihm gefolgt waren,
pflanzte sich bei den ersten christlichen Gemeinden fort. Aber eine
ehrfurchtsvolle Scheu verbot längere Zeit die geschichtliche Auffassung
und Darstellung seiner’ Person und seines Lebens. Es bedurfte der
Zeitferne mehrerer Jahrhunderte, bis die Gestalt des Heilandes der
christlichen Kunst fassbar wurde. In den ersten Zeiten begnügte man
sich damit, seine Gestalt in symbolischer Andeutung vorzuführen. Am
geläufigsten und beliebtesten war das Bild des guten Hirten, welcher

Fig. 1. Der gute Hirte.


das verirrte Lamm auf den Schultern zur Heerde zurückbringt. (Fig. 1.)
Es ist eine ''jugendliche Hirtengestalt im kurzen dorischen Chiton,
freundlich und mild im Ausdruck, noch völlig' im anmuthigen Charakter
antiker Wandgemälde. Wohl kam auch bei den Griechen eine ähn-
liche Figur als widdertragender Hermes vor; allein man braucht nicht
von einer solchen Reminiscenz das christliche Bild abzuleiten, da das
bekannte schöne Gleichniss des Herrn die Entstehung eines solchen
Bildes genügend erklärt. Neben der Hirtenfigur sieht man dann wohl
zwei antike Milchgefässe und daran gelehnt den Hirtenstab.
Auffallender auf den ersten Blick ist die einige Male vorkommende
Darstellung Christi unter dem Bilde des Orpheus. Sie mag gewählt
 
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