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Lübke, Wilhelm; Lübke, Wilhelm [Editor]
Geschichte der italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Band 1) — Stuttgart: Ebner & Seubert, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.47045#0345
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310

II. Buch, Die Frührenaissance.

Drittes Kapitel.
Die Florentiner Schule.

Zweite Generation.
Immer breiter und in immer zahlreichere Arme vertheilt, fliesst
nun der Strom der florentinischen Kunst dahin, so dass es schwer
wird, in dem Nacheinander der’ Erzählung das Nebeneinander der ge-
schichtlichen Entwicklung zu zeichnen. Zunächst haben wir hier einige
Künstler zusammenzufassen, deren hauptsächliches Streben auf Ent-
wicklung der malerischen Technik gerichtet war. blatte Domenico
Veneziano die ersten Versuche mit der Oelmalerei gemacht, so sind es
zunächst, wie es scheint, die Peselli, welche in freilich noch unvoll-
kommener Weise bei gewissen Theilen ihrer Bilder das neue Binde-
mittel anwenden. Doch hat dasselbe auch bei ihnen die Temperamalerei
noch nicht verdrängt, und so entsteht ein gemischtes Verfahren, hei
welchem die flüssige Klarheit der älteren Technik gefährdet wurde,
ohne dass die Tiefe und Leuchtkraft vollkommener Oelmalerei erreicht
worden wäre. Leider sind die Nachrichten über die hier in Betracht
kommenden Künstler so verwirrt und ihre Bilder so wenig mit Sicher-
heit festzustellen, dass eine klare Darlegung ihrer Entwicklung zur
Unmöglichkeit wird. Es handelt sich um einen älteren Meister, Giuliano
d’Arrigo, genannt Pesello und seinen Enkel Francesco di Stefano, der
unter dem Beinamen Pesellino bekannt ist. Der Grossvater Pesello
wurde 1367 in Florenz geboren, hat also neben Angelo Gaddi und den
übrigen späteren Giottisten jedenfalls in seiner Jugend die künstlerische
Richtung des 14. Jahrhunderts verfolgt. Aber da er bis 1446 lebte,
so kann er an der neueren naturalistischen Entwicklung eines Uccelli
und Castagno recht wohl noch Theil genommen haben. Er war übrigens
ein überaus vielseitiger Künstler, in Malerei, Plastik und Architektur
 
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