starke Kräfte entgegenstellen, daß sich die zwangvolle Umbiegung des
Stromes der Entwicklung in ein neues Lett verwirklichen konnte.
Diese Kraft, die die mittelalterliche Formanschauung zu zersetzen
imstande war, erzeugte durch die Vernichtung des Alten eine neue Kunst.
Sie ließ Grundlagen der künstlerischen Anschauung entstehen, die
über alle nationalen Grenzen hinweg eine allgemeine Sinnesänderung
der abendländischen Künstler bewirkten, so die Kunst der italienischen
Renaissance, die Kunst Frankreichs, der Niederlande und Deutschlands
mit neuem Leben erfüllend. Vie Macht, die diese Wandlung erzwang, war
die Wirklichkeit, war die Natur.
Wirklichkeit und Natur treten im 15. Jahrhundert zum ersten
Male seit der christlichen Zeitrechnung maß- und richtunggebend in den
Gesichtskreis des bildenden Künstlers. Vie wirklichen Formen der Dinge
der Erscheinungswelt gelten dem Künstler von nun an als Vorbilder für
seine Kunstformen. Oie Naturform, so wie sie ist, durch die Kunstform
nachzuahmen, ist das erstrebenswerte Ziel der neuen künstlerischen Ge-
sinnung.
Vie Annahme einer notwendigen Wechselwirkung zwischen Kunst-
form und Wirklichkeitsform wurde erst neuzeitlichem Denken vertraut.
Es gibt innerhalb der Entwicklungsgeschichte der Kunst ausgedehnte
Zeiträume von höchster schöpferischer Gestaltungskraft, in denen die
Wirklichkeit dem Künstler keineswegs zwingendes Vorbild bedeutete.
Es gibt Kunstkreise, in denen andere Kräfte, der Phantasie, des Fühlens
und des Denkens, den Künstler innerlich stärker erregten als alle äußere
Schönheit der wirklichen Welt.
So galten, um nur auf die zunächstliegenden Formanschauungen
einzugehen, vom Ausgange der antiken Kunst an in der frühchristlichen
Kunst und in der Kunst des Mittelalters bis zum scheidenden 14. Jahr-
hundert Gestaltungsgesetze, in denen das wirkliche kaum mehr als eine
Anregung für den Künstler bildete, in denen der Wirklichkeit kaum mehr
als eine für die Kunst zufällige und nebensächliche Bedeutung zukam.
Venn die christliche Kunst hat während eines ganzen Jahrtausends, vom
4. bis zum 15. Jahrhundert, im wesentlichen an der Lösung der Fragen
gearbeitet, die ihr innerstes Wesen berühren, an der Lösung der
Fragen, wie für die christlichen Vorstellungsinhalte, die der antiken
Bildung entgegengesetzt waren, angemessene Varstellungsformen gesun-
den werden konnten.
Oie anschaulichen Vorstellungen von der wundervollen, sinnlichen
Schönheit der Erscheinungswelt, die dem antiken Künstler, ja dem an-
tiken Menschen unentbehrliche Lebensbegleiter waren, diese anschaulichen
Vorstellungen von höchster, sinnlicher Schönheit waren durch die geistiger
Stromes der Entwicklung in ein neues Lett verwirklichen konnte.
Diese Kraft, die die mittelalterliche Formanschauung zu zersetzen
imstande war, erzeugte durch die Vernichtung des Alten eine neue Kunst.
Sie ließ Grundlagen der künstlerischen Anschauung entstehen, die
über alle nationalen Grenzen hinweg eine allgemeine Sinnesänderung
der abendländischen Künstler bewirkten, so die Kunst der italienischen
Renaissance, die Kunst Frankreichs, der Niederlande und Deutschlands
mit neuem Leben erfüllend. Vie Macht, die diese Wandlung erzwang, war
die Wirklichkeit, war die Natur.
Wirklichkeit und Natur treten im 15. Jahrhundert zum ersten
Male seit der christlichen Zeitrechnung maß- und richtunggebend in den
Gesichtskreis des bildenden Künstlers. Vie wirklichen Formen der Dinge
der Erscheinungswelt gelten dem Künstler von nun an als Vorbilder für
seine Kunstformen. Oie Naturform, so wie sie ist, durch die Kunstform
nachzuahmen, ist das erstrebenswerte Ziel der neuen künstlerischen Ge-
sinnung.
Vie Annahme einer notwendigen Wechselwirkung zwischen Kunst-
form und Wirklichkeitsform wurde erst neuzeitlichem Denken vertraut.
Es gibt innerhalb der Entwicklungsgeschichte der Kunst ausgedehnte
Zeiträume von höchster schöpferischer Gestaltungskraft, in denen die
Wirklichkeit dem Künstler keineswegs zwingendes Vorbild bedeutete.
Es gibt Kunstkreise, in denen andere Kräfte, der Phantasie, des Fühlens
und des Denkens, den Künstler innerlich stärker erregten als alle äußere
Schönheit der wirklichen Welt.
So galten, um nur auf die zunächstliegenden Formanschauungen
einzugehen, vom Ausgange der antiken Kunst an in der frühchristlichen
Kunst und in der Kunst des Mittelalters bis zum scheidenden 14. Jahr-
hundert Gestaltungsgesetze, in denen das wirkliche kaum mehr als eine
Anregung für den Künstler bildete, in denen der Wirklichkeit kaum mehr
als eine für die Kunst zufällige und nebensächliche Bedeutung zukam.
Venn die christliche Kunst hat während eines ganzen Jahrtausends, vom
4. bis zum 15. Jahrhundert, im wesentlichen an der Lösung der Fragen
gearbeitet, die ihr innerstes Wesen berühren, an der Lösung der
Fragen, wie für die christlichen Vorstellungsinhalte, die der antiken
Bildung entgegengesetzt waren, angemessene Varstellungsformen gesun-
den werden konnten.
Oie anschaulichen Vorstellungen von der wundervollen, sinnlichen
Schönheit der Erscheinungswelt, die dem antiken Künstler, ja dem an-
tiken Menschen unentbehrliche Lebensbegleiter waren, diese anschaulichen
Vorstellungen von höchster, sinnlicher Schönheit waren durch die geistiger