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Malkowsky, Georg [Compiler]
Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild — Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.1250#0005
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Kraft- und Beleuchtungsanlagen, die Arrangements der einzelnen Gruppen traten in den ersten Heften Jn den
Vordergrund, unterbrochen von der Beschreibung einzelner hervorragender Objekte, die das Auge des ge-
bildeten Laien auf sich, zogen.

Im weiteren .Verlauf der Publikation machte sich dann die Thätigkeit der fachmännischen Autoritäten
bemerkbar, die wir für unser Unternehmen gewonnen hatten. Kunst und Kunstgewerbe, Maschinenwesen
und Textilindustrie, Metallurgie und Chemie, Land- und Forstwissenschaft fanden in zusammenhängenden
Darstellungen eingehende Behandlung und zwar der Tendenz der Ausstellung angemessen in stetem Zu-
sammenhange mit ihren Grundlagen und ihrer voraussichtlichen Fortentwickelung. Dabei machte sich die.
Thatsache geltend, dass die deutsche Nation auf der Mehrzahl der zu behandelnden Gebiete sich eine
dominierende Stellung errungen hatte. Oesterreich-Ungarn trat gleichwertig an die Seite des Deutschen
Reiches und bei voller Würdigung der Leistungen aller anderen Nationen war es nicht zu umgehen, dass
diese vorwiegend in ihren Beziehungen zur deutschen Produktion Behandlung fanden. Die vergleichenden
Gesichtspunkte wurden massgebend für die weitere Gestaltung der „Pariser Weltausstellung in Wort und Bild".

Die Entwickelung eines internationalen Schönheitsbegriffs unter dem Einflüsse des Ausgleichs nationaler
Eigenart, das Verkehrswesen, die handeis- und socialpolitischen Fragen traten in den Vordergrund, das bunte
Bild verschob sich kaleidoskopisch und gliederte sich nach bestimmten Gesetzen je nach dem Gesichts-
winkel, unter dem es betrachtet wurde. Die lehrhaften und ideellen Zwecke der Ausstellung wurden zu den
ruhenden Punkten., von denen aus sich die Masse der Erscheinungen überschauen Hess. So hatte sich der
Organismus der „Pariser Weltausstellung in Wort und Bild" an der Hand der thatsächlichen Verhältnisse
aus sich selbst heraus erweitert und eine Gestalt angenommen, die weit über die Grenzen einer periodischen,
an die Zeitdauer der Ausstellung gebundenen Wochenschrift hinausging. Dabei erwiesen sich die anfänglichen
Mängel der StofFanOrdnung als Vorzüge, insofern die doktrinären Ausführungen in bunter Folge mit feuille-
tonistischen Augenblicksbildern abwechselten und so dem Leser Gelegenheit geboten wurde, sein Aus-
stellungswanderungen bald unter Leitung eines plaudernden Flaneurs, bald unter der eines wohlunter-
richteten fachmännischen Führers anzutreten.

Sobald die allgemeineren Gesichtspunkte für die Beurteilung der Weltausstellung einmal gewonnen
waren, wurde der Gedanke unabweisbar, dass es notwendig sei, die Heftfolge der „Pariser Weltausstellung
in Wort und Bild" zu einem Prachtwerk zusammen zu fassen. Die Anregung hierzu'ging von französischer Seite
aus. Man empfand jenseits, des Rheins, nachdem man einmal ein natürliches Gefühl der Beklemmung überwunden
hatte, dass man von dem deutschen Nachbarreiche manches lernen könne. Jules Roche schrieb im Figaro:
„Es genügt nicht, dass alle Besucher der Ausstellung den Eindruck (der Ueberlegenheit des Auslandes) auf
das lebhafteste empfinden; diese Empfindung sollte sich, um wirksam zu bleiben, auf das tiefste einpräo-en
und sich der Gesamtheit des Volkes bis in die entlegensten Winkel des Landes aufdrängen. Der Inhalt
eines Kataloges, wie der Deutschlands, in dem in einfacher überzeugender Form die Dokumente zusammen-
getragen sind, die das gewaltig aufstrebende Reich als gleich stark im Kriege wie im Frieden erweisen,
sollte in allgemein verständlichen Monographien zusammengefasst und in allen Primärschulen verbreitet werden.
 
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