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Franz Malota, Buch- und Kunstantiquariat <Wien> [Hrsg.]
Sammlung des ehemaligen Wiener Kunsthändlers Neumann: ... der künstlerische Nachlass des Wiener Malers Eduard von Weeber (ehem. Kustos der Gemäldegalerie in Wien) ; Handzeichnungen und Aquarelle, reizende Szenen aus dem Familien- und Kinderleben ; das Skizzenbuch des Wiener Malers Carl Goebel ; Versteigerung: 20. Mai 1919 — Wien, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.23037#0043
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NACHLASS EDUARD VON WEEBER.

SKIZZENBUCH DES WIENER MALERS
CARL OOEBEL.

EDUARD VON WEEBER.

geb. zu Wien 1835, gest. daselbst

Nur einem kleinen Sammlerkreis war dieser ausgezeichnete Wiener Malerpoet
bekannt, dessen eminentes zeichnerisches Können, nicht minder seine Innigkeit in
Zeichnung und Auffassung auf einer Stufe mit Ludwig Richter und Schwind stehen.

Viel ist über Weebers Lebenslauf nicht zu berichten. Er war Schüler der
Wiener Akademie unter J. Höger und P. J. N. Geiger und zuletzt Kustos der kaiserlichen
Gemäldegalerie in Wien.

Stets nur seiner Familie lebend, war Weeber von einer aussergewöhnlichen
Bescheidenheit und Weltfremdheit, wohl die Ursachen, dass sein Name so unbekannt
blieb und seine hervorragenden Leistungen bisher so wenig gewürdigt werden konnten.

Weeber ist der Evangelist des deutschen Hauses, des innigen deutschen
Familienlebens, der Schulderer der schönsten Zeit des Menschen, der Jugendzeit. Er
verstand die Kindernatur zu belauschen, aus den mannigfachen Kundgebungen der-
selben das Schönste, Herrlichste herauszuschälen und stets wieder unser Herz erfreuend,
treu wiederzugeben.

Nummer 771 bis 801 des Kataloges zeigen uns Mutter und Kind bei verschiedenen
Gelegenheiten. Sitzende, schlafende, spielende Kinder, einzelne entzückende Kinder-
studien und -Köpfe, die Mutter mit dem Kinde wechseln in bunter Folge, immer
wieder das Auge ergötzend.

Wie gottbegnadet erscheint Weeber vor uns, dass er einen solchen Schatz in
seiner Brust zu bergen und mit freigebiger wie kunstfertiger Hand mitzuteilen wusste.
Durch sein glückliches Familienleben konnte er selbst das Kind in allen Phasen seiner
Entwicklung beobachten und er tat es stets gewissenhaft. Wie kindlich mussten
Weebers Gemüt und Herz beschaffen sein, wenn er so befähigt war, die goldene
Kinderzeit durch seine Kunst zu verklären.

Entzückend sind seine Märchenkompositionen Nr. 813 und 814, den ganzen
Zauber der Kindheit wieder zurückrufend.

Reizende Idyllen stellen Nr. 820 „Gänselied“, Nr. 831 „Rubrtal“ zu dem Gedicht
von Uhland, Nr. 832 „Frühling, Frühling ist es wieder“, Nr. 833 „Wanderlieder“ von
Uhland (2 Gegenstücke) Nr. 835 „Novemberlieder“, Nr. 847 „Kukuk“ dar. Man glaubt
die herrlichen Melodien der Lieder zu hören.

Nr. 836 bis 838, prachtvolle Waldstudien, zeigen uns Weebers Zeichentalent
von hervorragender Seite und zugleich, mit wieviel Liebe er sich in das Studium der
Natur vertiefte.

Bei Nr. 839 .An der Wiege“, Nr. 840 „Es regnet“ und „Der Musikant“,
Nr. 841, „Wiegenlied“ (Nr. 842) und „Künstler und Kunstfreunde“ (Nr. 843) weilt
Weeber auf dem Lande. Hier findet er noch die echte, natürliche und ungeschminkte
Kinderwelt in ihren Freuden und Leiden und kann die Landschaft wirkungsvoll zu dem
Kinderleben stimmen.

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