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Häßler, Hans-Jürgen
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 2): Der Urnenfriedhof Bargstedt I, Kreis Stade: Katalog — Hildesheim: Verlag August Lax, 1976

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https://doi.org/10.11588/diglit.65517#0016
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den verbleibenden 291 Urnenbestattungen fehlen zwölf (ca. 5%), so daß insgesamt 278 Urnen von
unterschiedlicher Erhaltungsqualität für die wissenschaftliche Auswertung zur Verfügung standen.
Trotz des schlechten Erhaltungszustandes vieler Gefäße ist auch in Bargstedt festzustellen, daß von
der älteren vorrömischen Eisenzeit bis hin zur Spätlatenezeit ein auf die einzelnen Zeitabschnitte
bezogenes, kontinuierliches Anwachsen an Gräbern zu verzeichnen ist. Diese Beobachtung bestätigt
die allgemein bekannte Tatsache, daß es besonders in der Spätlatenezeit Norddeutschlands zu
einem Populationszuwachs kam 3.
Die Tiefe der in den Boden gesenkten Urnen schwankt zwischen 0,30 m und 0,90 m. Wie in der
vorrömischen Eisenzeit üblich, waren verschiedene Gräber mit einem mehr oder weniger umfang-
reichen Steinschutz versehen. Derart mit Steinen umpackte Gräber gehören überwiegend der
älteren vorrömischen Eisenzeit an.
Decksteine
Bei 55 der 304 Bestattungen ( = 17,7 %) wurde noch eine Steinabdeckung beobachtet^. Mehr-
mals wurden mehrere Steine dazu verwandt (z.B. Grab 15 = 5; 237 = 4). Aus den Aufzeichnungen
geht nicht hervor, ob es sich bei den Decksteinen um zugerichtete Steinplatten oder um einfache
Feldsteine gehandelt hat. Der Brauch, das Grab mit Steinen abzudecken, ist in Bargstedt durch die
gesamte vorrömische Eisenzeit nachweisbar. Offensichtlich nimmt er prozentual aber von der älte-
ren (z.B. Grab 42, 72, 263) über die mittlere (Grab 13, 71) zur jüngeren vorrömischen Eisenzeit
(z.B. 209, 229) hin ab. Die Gräber mit Decksteinen liegen schwerpunktmäßig in der West- und
Nordzone des Friedhofes (Karte 1).
Steinpackung
Mit Steinen umlegt waren 46 Urnengräber (= 15,1 %)5. Nähere Angaben über deren Aufbau
und Form liegen nicht vor. Nur in einem Falle (Grab 46) wird ausdrücklich von einer Steinkiste
gesprochen. Die oft als sehr umfangreich bezeichneten Steinpackungen bleiben überwiegend auf
Gräber der älteren vorrömischen Eisenzeit beschränkt (z.B. Grab 41, 42, 268). Nur in wenigen
Fällen sind sie für die mittlere vorrömische Eisenzeit dokumentiert (Grab 12, 59). Bemerkenswert
ist, daß der Brauch, Gräber mit einer Steinpackung zu umgeben, in der ausklingenden vorrömi-
schen Eisenzeit nicht vollständig zum Erliegen kommt, sondern, wie die Beispiele Grab 188 für die
Spätlatenezeit und Grab 250 für die ältere Kaiserzeit ausweisen, vereinzelt bis in die römische
Kaiserzeit weiterlebt.
Verbreitungsmäßig sind die Gräber mit Steinschutz auf die Abschnitte des Urnenfeldes be-
schränkt, in denen vorzugsweise Bestattungen der älteren vorrömischen Eisenzeit erfolgten (Karte
2).
Bodensteine
Nur in zwölf Fällen (ca. 3 %) standen Urnen auf einem Stein 6. Dieser niedrigere Prozentsatz
dürfte auf die ungenügende Befunddokumentation zurückzuführen sein, da Bodensteine erfah-
rungsgemäß besonders in der älteren vorrömischen Eisenzeit allgemein üblich waren. Bei Grab 17
waren drei bis vier kleinere Steine zu einer Standfläche zusammengefügt.
Wie Urne 147 zeigt (Taf. 21), kommen Bodensteine außer in Gräbern der älteren auch in sol-
chen der mittleren vorrömischen Eisenzeit vor. Für die Spätlatenzeit sind Bodensteine in Bargstedt
nicht belegt (Karte 3).
3 Vgl. die großen spätlat^nezeitlichen Urnenfriedhöfe wie Harsefeld, Kr. Stade, Putensen, Kr. Harburg u.a.
4 Nr. 12, 13, 14, 15, 16, 19, 21, 25, 28, 29, 31, 34, 35, 36, 38, 39, 41(7), 42, 46, 51, 52, 63, 64, 66, 71, 72, 78, 85, 87,
94, 95, 96, 97, 98, 115, 116, 118, 120 (nicht kartiert), 121, 122, 126, 130, 136, 148, 156, 174, 200, 207, 209, 229, 237,
263, 267, 290, 291.
5 Nr. 9, 12, 26, 28, 41, 42, 43, 46, 48, 49, 50, 53, 56, 59, 67, 68, 69, 70, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 82, 83, 120 (nicht
kartiert), 171, 174, 176, 177, 188, 248, 250, 263, 264, 265, 266, 268, 272, 273, 274, 275, 284.
6 Nr. 9, 12, 13, 17 (3 Stück), 41, 42(7), 46, 147, 271, 288, 289, 291.

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