2. Keramik
Allgemeines
Wie eingangs näher ausgeführt, konnte die Mehrzahl der Urnen und Deckelschalen nur noch
bruchstückhaft geborgen werden. Insbesondere die landwirtschaftliche Nutzung des Friedhofs-
areales hatte sich sehr zerstörend auf die Gräber ausgewirkt. Ausschlaggebend für den Zerstörungs-
grad war einmal die Tiefe, in der die Gefäße standen, zum anderen die Größe der Urnen selbst,
wobei auffällt, daß kleinere Gefäße weniger zerstört sind als größere; letztere werden offensichtlich
von der Pflugschar schneller erfaßt.
Von den 278 Urnenbestattungen (304 Gräber weniger 13 Leichenbrandlager und 12 unauffind-
baren Urnen) ließen sich 150 Urnen entweder vollständig oder wenigstens soweit wieder zusammen-
fügen, daß sie zeichnerisch ergänzt werden konnten ( = 57,5*70). Von weiteren 30 Urnen liegen z.T.
bestimmbare Randfragmente vor (=10,7%). Die erhaltenen Unterteile von 38 Aschengefäßen
können nur z.T. zur chronologischen Deutung herangezogen werden. 60 Urnen ( = 21,5%) ließen
sich morphologisch und chronologisch nicht näher ansprechen.
Nach dem Ergebnis der chronologischen Analyse des Material (vgl. S. 35 ff.), ist der Bargstedter
Urnenfriedhof vom Beginn der vorrömischen Eisenzeit bis in die ältere Kaiserzeit hinein kontinuier-
lich belegt worden. Dies findet fertigungstechnisch und formal bei den Grabgefäßen seinen Nieder-
schlag. Die Untersuchung am keramischen Bestand des Gräberfeldes Soderstorf, Kr. Lüneburg
(H.-J. HÄSSLER, 1976), zeigte, daß der Formenbestand der älteren vorrömischen Eisenzeit
besonders heterogen und formenkundlich nur schwer zu untergliedern ist. Erst im jüngsten
Abschnitt dieser Periode kommt es zu einer Formenkonsolidierung der Grabkeramik, die sich nun
besser differenzieren läßt. Relativ einheitlich ist auch der Habitus der Gefäße der mittleren und
jüngeren vorrömischen Eisenzeit, wenn auch in diesen Zeitabschnitten Ausnahmen und Varianten
immer wieder zu Schwierigkeiten bei der Formenanalyse führen.
Da das Formengefüge sich sehr nah an das aus Schleswig-Holstein bekannte Material anlehnt,
konnte auf die dort vorgelegten Gliederungssysteme zurückgegriffen werden (R.-H. BEHRENDS,
1968; A. RANGS-BORCHLING, 1963; H. HINGST, 1959, Abb. 17a und b). Die Einteilung der
Keramik der älteren vorrömischen Eisenzeit in die z.T. zeitabhängigen Ordnungsgruppen der ein-,
zwei- und dreigliedrigen Töpfe hat sich für die Grabgefäße dieses Zeitabschnittes bewährt 7 und
wurde hier übernommen. Allerdings bleibt festzuhalten, daß es bei den dreigliedrigen Gefäßen zu
Ausnahmeerscheinungen kommt; sie erscheinen vereinzelt auch in der Spätlatenezeit. Auch bei der
Keramik der mittleren und jüngeren vorrömischen Eisenzeit wurde die in den zitierten Arbeiten
benutzte Gliederung und Terminologie übernommen, da erstere zu den deutlichsten Verbreitungs-
bildern führte, letztere dazu beitragen soll, die bereits vorliegende terminologische Verwirrung
nicht weiter zu vertiefen.
Aufgrund der relativ geringen Zahl der auswertbaren Gefäße mußte die Aufgliederung in
einzelne Typen möglichst gering gehalten werden, da ein detaillierteres Ansprechen der Morpho-
logie zwar zu einer Vielzahl von Varianten geführt hätte, die dann aber jeweils nur mit wenigen
Exemplaren vertreten wären. Die so hervorgerufene Überbeanspruchung der Kartierungsbilder
hätte keine klare Aussage erlaubt.
Die Keramikproduktion beruht auf Handfertigung, wobei die Gefäße der älteren vorrömischen
Eisenzeit in der Regel nachlässiger geformt sind als die Gefäße der mittleren und jüngeren vor-
römischen Zeit. Ob sich hier das Können unterschiedlicher Fertigungsstätten (hier Heimpro-
7 H. HINGST (1974). H.-J. HÄSSLER, Urnenfriedhof Soderstorf (1976). Verfasser möchte an dieser Stelle Herrn
Dr. H. Hingst für die Bereitschaft, Einblick in die Abdrucke und Druckfahnen der damals noch unveröffentlichten
Publikation Jevenstedt nehmen zu dürfen, vielmals danken.
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Allgemeines
Wie eingangs näher ausgeführt, konnte die Mehrzahl der Urnen und Deckelschalen nur noch
bruchstückhaft geborgen werden. Insbesondere die landwirtschaftliche Nutzung des Friedhofs-
areales hatte sich sehr zerstörend auf die Gräber ausgewirkt. Ausschlaggebend für den Zerstörungs-
grad war einmal die Tiefe, in der die Gefäße standen, zum anderen die Größe der Urnen selbst,
wobei auffällt, daß kleinere Gefäße weniger zerstört sind als größere; letztere werden offensichtlich
von der Pflugschar schneller erfaßt.
Von den 278 Urnenbestattungen (304 Gräber weniger 13 Leichenbrandlager und 12 unauffind-
baren Urnen) ließen sich 150 Urnen entweder vollständig oder wenigstens soweit wieder zusammen-
fügen, daß sie zeichnerisch ergänzt werden konnten ( = 57,5*70). Von weiteren 30 Urnen liegen z.T.
bestimmbare Randfragmente vor (=10,7%). Die erhaltenen Unterteile von 38 Aschengefäßen
können nur z.T. zur chronologischen Deutung herangezogen werden. 60 Urnen ( = 21,5%) ließen
sich morphologisch und chronologisch nicht näher ansprechen.
Nach dem Ergebnis der chronologischen Analyse des Material (vgl. S. 35 ff.), ist der Bargstedter
Urnenfriedhof vom Beginn der vorrömischen Eisenzeit bis in die ältere Kaiserzeit hinein kontinuier-
lich belegt worden. Dies findet fertigungstechnisch und formal bei den Grabgefäßen seinen Nieder-
schlag. Die Untersuchung am keramischen Bestand des Gräberfeldes Soderstorf, Kr. Lüneburg
(H.-J. HÄSSLER, 1976), zeigte, daß der Formenbestand der älteren vorrömischen Eisenzeit
besonders heterogen und formenkundlich nur schwer zu untergliedern ist. Erst im jüngsten
Abschnitt dieser Periode kommt es zu einer Formenkonsolidierung der Grabkeramik, die sich nun
besser differenzieren läßt. Relativ einheitlich ist auch der Habitus der Gefäße der mittleren und
jüngeren vorrömischen Eisenzeit, wenn auch in diesen Zeitabschnitten Ausnahmen und Varianten
immer wieder zu Schwierigkeiten bei der Formenanalyse führen.
Da das Formengefüge sich sehr nah an das aus Schleswig-Holstein bekannte Material anlehnt,
konnte auf die dort vorgelegten Gliederungssysteme zurückgegriffen werden (R.-H. BEHRENDS,
1968; A. RANGS-BORCHLING, 1963; H. HINGST, 1959, Abb. 17a und b). Die Einteilung der
Keramik der älteren vorrömischen Eisenzeit in die z.T. zeitabhängigen Ordnungsgruppen der ein-,
zwei- und dreigliedrigen Töpfe hat sich für die Grabgefäße dieses Zeitabschnittes bewährt 7 und
wurde hier übernommen. Allerdings bleibt festzuhalten, daß es bei den dreigliedrigen Gefäßen zu
Ausnahmeerscheinungen kommt; sie erscheinen vereinzelt auch in der Spätlatenezeit. Auch bei der
Keramik der mittleren und jüngeren vorrömischen Eisenzeit wurde die in den zitierten Arbeiten
benutzte Gliederung und Terminologie übernommen, da erstere zu den deutlichsten Verbreitungs-
bildern führte, letztere dazu beitragen soll, die bereits vorliegende terminologische Verwirrung
nicht weiter zu vertiefen.
Aufgrund der relativ geringen Zahl der auswertbaren Gefäße mußte die Aufgliederung in
einzelne Typen möglichst gering gehalten werden, da ein detaillierteres Ansprechen der Morpho-
logie zwar zu einer Vielzahl von Varianten geführt hätte, die dann aber jeweils nur mit wenigen
Exemplaren vertreten wären. Die so hervorgerufene Überbeanspruchung der Kartierungsbilder
hätte keine klare Aussage erlaubt.
Die Keramikproduktion beruht auf Handfertigung, wobei die Gefäße der älteren vorrömischen
Eisenzeit in der Regel nachlässiger geformt sind als die Gefäße der mittleren und jüngeren vor-
römischen Zeit. Ob sich hier das Können unterschiedlicher Fertigungsstätten (hier Heimpro-
7 H. HINGST (1974). H.-J. HÄSSLER, Urnenfriedhof Soderstorf (1976). Verfasser möchte an dieser Stelle Herrn
Dr. H. Hingst für die Bereitschaft, Einblick in die Abdrucke und Druckfahnen der damals noch unveröffentlichten
Publikation Jevenstedt nehmen zu dürfen, vielmals danken.
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