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Häßler, Hans-Jürgen
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 2): Der Urnenfriedhof Bargstedt I, Kreis Stade: Katalog — Hildesheim: Verlag August Lax, 1976

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https://doi.org/10.11588/diglit.65517#0014
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Begräbnisplatz angegraben (Bargstedt II), der mit 22 Gräbern sicherlich nur bruchstückhaft erfaßt
worden ist (Abb. 1). Das geborgene Material verweist dieses Urnenfeld in die Spätlatene- bis
römische Kaiserzeit (Taf. 41—42). Ob es sich bei den Friedhöfen Bargstedt I und II um Aus-
schnitte eines umfangreichen Grabfeldes, oder um zwei separate Bestattungsplätze handelt, wobei
Bargstedt II möglicherweise der Nachfolgefriedhof von Bargstedt I sein könnte, dürfte nur durch
eine auf diese Fragestellung ausgerichtete Grabung zu klären sein. Die bislang vorliegenden
Befunde lassen die Vermutung einer Siedlungskontinuität von der älteren Eisenzeit bis in die
jüngere römische Kaiserzeit hinein berechtigt erscheinen.
1928 wurden von W. WEGEWITZ (1928, 6 ff.) in unmittelbarer Nähe zum Friedhof I
Grabhügel des mittleren und ausgehenden Neolithikums untersucht. Die noch vorhandenen Grab-
hügel in der Umgebung des Gräberfeldes dürften überwiegend der Bronzezeit angehören (Abb. 1).
Zahlreiche Anzeichen in engerer Umgebung von Bargstedt sprechen somit für eine Besiedlung
dieses Raumes spätestens seit dem Neolithikum.
Aus der Spätlatenezeit wurden 1935 südwestlich der Ortschaft Siedlungsreste in Form eines
Backofens freigelegt2. Dem Aufbau nach entspricht dieser den mittlerweile zahlreichen aus dem
Niederelbegebiet bekannt gewordenen Exemplaren (W. WEGE WITZ 1950, 243; B. SIELMANN
1968/72, 64 ff.). Wie aus den Fundakten im Museum Stade hervorgeht, sollen um die Jahrhundert-
wende an dieser Stelle bereits mehrere ähnliche Anlagen zerstört worden sein.

Verlauf der Ausgrabung
Zur Auffindung des Urnenfriedhofes verhalf ein Zufall. Bei der Aushebung einer Steckrüben-
miete im Jahre 1925 wurden vom Eigentümer des Grundstückes, dem Landwirt D. Dammann,
Bargstedt, Urnengräber angeschnitten. Er gab sofort Fundmeldung an den damals ehrenamtlich
tätigen Bodendenkmalpfleger und Museumsleiter in Stade, W. Wegewitz, der daraufhin in zwei-
jähriger, durch größere Pausen unterbrochene Ausgrabung mit nur einem Helfer das Gräberfeld
untersuchte; unter den bereits aufgeführten ungünstigen Bodenverhältnissen eine umfangreiche
Arbeit, zumal ihm damals als Lehrer nur die schulfreie Zeit zur Verfügung stand.Um so anerken-
nenswerter ist, daß die Belegungsgrenzen des Friedhofes im Osten und Süden wahrscheinlich voll-
ständig, im Westen annähernd und nur im Norden nicht ausreichend gesichert sind. Die nördliche
Fortsetzung des Friedhofes dürfte über die Straße Aspe—Bargstedt hinweg führen. Sie verläuft
somit in die Richtung, in welcher der Friedhof Bargstedt II liegt (vgl. Abb. 1).
Bei der Durchsicht der leider nicht sehr ausführlichen Fund- und Befundnotizen sowie bei der
Aufarbeitung des Materials wurde deutlich, wie stark das Gräberfeld zur Zeit der Ausgrabung
bereits gestört gewesen war. Häufig fehlt bei der Keramik der für die formenkundliche Analyse
wichtige Hals-Rand-Bereich; eine Zerstörungsart, die auf das Überpflügen des Areals zurückzu-
führen ist. Oft wurden nur noch die Unterteile der Grabgefäße angetroffen, während die obere
Hälfte verschleppt und im Witterungswechsel vergangen war. Es ist zu vermuten, daß zahlreiche
Metallfunde in ähnlicher Weise zerstört worden sind.
Das Fundmaterial wurde nach der Ausgrabung in Papiertüten verpackt, und die Fundstellen-
nummer mit Kopierstift auf die Tüte geschrieben. In wenigen Fällen lag noch zusätzlich ein Zettel
mit der betreffenden Fundstellennummer in der Tüte. Da die überwiegende Anzahl der Urnen zer-
brochen geborgen wurde, sind etwa vier Fünftel des keramischen Bestandes derart aufbewahrt
worden, nachdem die Leichenbrände in der Regel sorgfältig nach Beigaben durchsucht worden
waren. Letztere gelangten ins Museum Stade, wo einige Metallgeräte restauriert in der Schausamm-
2 Dazu die Angaben in der Ortsakte Bargstedt im Museum Stade.

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