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Häßler, Hans-Jürgen
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 2): Der Urnenfriedhof Bargstedt I, Kreis Stade: Katalog — Hildesheim: Verlag August Lax, 1976

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https://doi.org/10.11588/diglit.65517#0045
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Spinnwirtel
Grab 216 (Karte 25) barg die einzigen Spinnwirtel des'Urnenfeldes. Die drei Exemplare sind aus
Ton gefertigt und von unterschiedlicher Form (Taf. 29, 216b—d). Während die Breitseiten der
Stücke b und d konkav einschwingen, sind die des dritten Exemplars c unregelmäßig flach. Spinn-
wirtel dieser Form finden sich vorzugsweise in Gräbern der älteren römischen Kaiserzeit (A.
RANGS-BORCHLING, 1963, 37).
Schleifstein
Zusammen mit den Spinnwirteln lag ein vierkantiger, wahrscheinlich zum Schleifen benutzter
Sandstein (Taf. 29, 216e) mit Benutzungsbuchten an den Langseiten.
Geknickter Spiralohrring
Bruchstücke dieser auf der gesamten Stader Geest sehr seltenen Ohr(?)-Ringform sind aus dem
Leichenbrand der Urne 67 ausgesiebt worden. Das Grab liegt im Westabschnitt des Friedhofes
(Karte 25). Die Kombination des Objektes mit einem Haftarmgürtelhaken, Gürtelring (Taf. 10,
67), ermöglicht eine relativ-chronologische Orientierung des Grabes in einen fortgeschrittenen Ab-
schnitt der vorrömischen Eisenzeit.

Zur Chronologie
Obwohl durch Störungen zahlreiche Funde des Gräberfeldes der Forschung verloren gegangen
sein dürften, bietet der überkommene Fundbestand gute Anhaltspunkte für einen chronologischen
Exkurs. Neben den Fundkombinationen und besonderen Einzelstücken ist es vor allem die Lage
der Gräber zueinander, die weitergreifende Schlüsse erlaubt.
Die Bedeutung dieses Urnenfeldes nicht nur für das unmittelbare Gebiet der Stader Geest,
sondern auch für den gesamten südlichen Abschnitt der Niederelbe, hatte bereits R. HACHMANN
(1961, 156) erkannt. Vergegenwärtigt man sich die Forschungssituation der vorrömischen Eisenzeit
im Untersuchungsgebiet in relativ-chronologischer Hinsicht, so wird die Bedeutung der Barg-
stedter Nekropole besonders deutlich. Abgesehen von den Friedhöfen Harsefeld, Kr. Stade, und
Ehestorf-Vahrendorf, Kr. Harburg (W. WEGEWITZ, 1937 u. 1962), sind keine weiteren Urnen-
felder bekannt, auf denen der horizontal-stratigraphische Nachweis der Belegungskontinuität von
der älteren vorrömischen Eisenzeit bis in die jüngere vorrömische Eisenzeit so deutlich und lücken-
los geführt werden kann. Das Besondere am Bargstedter Friedhof ist aber, daß es sich bei ihm —
im Gegensatz zu Harsefeld und Ehestorf-Vahrendorf — um einen Friedhof vom Typ Darzau han-
delt, d.h., daß überwiegend Frauen mit ihren vielfältigeren Trachtbestandteilen auf ihm beigesetzt
worden sind. Möglicherweise wird das von W. Wegewitz z.Z. bearbeitete Urnenfeld von Ardes-
torf, Kr. Harburg, ähnliche Aufschlüsse ergeben. Leider ist dieser notgegrabene Friedhof aber be-
deutend kleiner (etwa 150 Gräber) und weit umfangreicher zerstört als der von Bargstedt.
Die in Bargstedt erhaltene Tonware läßt trotz ihres desolaten Zustandes die Belegungsabfolge
auf dem Friedhof deutlich erkennen. Bei den Gefäßen der älteren vorrömischen Eisenzeit handelt
es sich um ein- und zweigliedrige Töpfe. Sie liegen überwiegend im West- und Mittelabschnitt des
Gräberfeldes (Karte 4, 5). Formen wie der Harpstedter Rauhtopf (Taf. 12, 80), die Exemplare mit
tonnenförmigem (z.B. Taf. 12, 74; 23, 176; 36, 276) oder eiförmigem Körper (Taf. 5, 41; 39, 291)
dürften zu den ältesten Gefäßen der Nekropole gehören. Sie umfassen mit den zweigliedrigen
Formen (z.B. Taf. 12, 79; 35, 263) die Stufe la und Ib und einen Teil der Stufe Ic nach H.
HINGST (1959, Abb. 17a und b), einen Zeitraum, der nach der Schwantesschen Gliederung die
Stufen Jastorf a und b umreißt.

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