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Drescher, Hans
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 19): Tostedt: die Geschichte einer Kirche aus der Zeit der Christianisierung im nördlichen Niedersachsen bis 1880 — Hildesheim: Verlag August Lax, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.65790#0106
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Mortua den 9- Februar, sepulta den 12. Februar still Johanna Christina Elisabeth Huthen Herrn Ja. Chr.
Huthen Posthalters in Tostedt Frau Eheliebste. Sie starb im Kindbette nach vorhergegangener starker
haemorrtingia ex utero. Mutter und Kind wurden in einem Sarge still beerdigt, alt 29 Jahr.
Diese Platte liegt jetzt — mit Platte 4 — an ihrem ursprünglichen Platz im Garten des Gemeindehauses.
4. 18. —19- Jh., nicht näher zu bestimmen (Taf. 19, 4).
Das 0,85:1,35 m große Bruchstück einer schlichten 0,20 m dicken Platte lag südlich von Platte 3, diese teilweise
überdeckend. Schrift wie Platte 3, aber unleserlich. Im unteren Teil des Plattenrests fünf Meißelspuren. Sie zeigen,
daß man versuchte, die große Platte zu zerlegen und die Teile — vermutlich als Eingangs- und Treppenstufen —
verwenden zu können, nur die unbrauchbaren Stücke blieben am Kirchenplatz zurück.
Weitere stark abgelaufene Plattenstücke aus Sandstein ohne erkennbare Schrift oder Verzierung lagen noch 1969 vor
dem Diekhoff, wurden aber bei Straßenbauarbeiten mit Asphalt überdeckt.
5.2.3 Gemauerte Grüfte im Chor (Abb. 14; Taf. 53, Schnitte 1,2 und 8)
5.2.3.1 Die Grüfte Chor-Nord (CN) und Chor-West (CW)
Die ältere Gruft der Familie von Weyhe befand sich unter dem Gestühl (vgl. Kap. 12.2.1—3). Die gemau-
erten Grüfte Chor-Nord, -West und -Süd haben auf einem Feldsteinfundament in Lehm gemauerte (ein
Stein starke) Ziegelwände, von denen aber nur an der Gruft-Süd größere Teile erhalten waren. Reste saßen
auch in der Südostecke von Gruft CN an der Südwand der Grüfte CN und CW. Teile einer einen halben
Stein stark ausgeführten Mauer lagen an der Kopfseite von Gruft CW. An der Nordseite beider Grüfte war
die Wand bis auf wenige Fundamentsteine entfernt.
Zuerst sind anscheinend zwei gleich große Kammern — Nord und Süd — so vor dem Altar angelegt wor-
den, daß ihre Trennwand genau in der Achse des Chors lag. Wann das geschah, ist nicht genau überliefert
(vgl. Kap. 12.2.1), und die Ausgrabung brachte keine zur genauen Datierung geeigneten Funde, doch
weisen die ältesten Sargbeschläge und die Ziegelsteine auf das 15. oder beginnende 16. Jh. hin. Die Gruft
Chor-Süd wurde anscheinend vor der letzten Belegung neu gepflastert und die Gruft CN möglicherweise
nachträglich vertieft. Dabei wurde das Fundament der Mittelwand nur durch Einsetzen geeigneter, meist
kleiner Steine ergänzt, während man die der anderen Wände neu anlegte. Es hat den Anschein, als habe
man die Gruft CN in einem Arbeitsgang vertieft und nach Westen um eine Kammer erweitert. Später ent-
fernte man die Trennwand und vertiefte den Nordteil nochmals um ca. 0,1 m und pflasterte bis an den
Boden der Gruft CW heran. Die Fußbodenoberkanten der Grüfte CN und CW liegen 1,75 m bzw.
1,65—1,68 m tief. Die Unterkante der Fundamentsteine liegt an der Ostwand —1,8 m, an der Westwand
1,75 m tief. Die Standspuren der Nordwandfundamentsteine reichten bis —1,85 m. Beide Kammern ha-
ben einen Boden aus in Sand verlegten großformatigen Ziegeln (zum Format der Ziegel Kap. 4.2.3). Wäh-
rend in der westlichen Kammer die Steine in durchlaufenden Reihen parallel zu den Längswänden verlegt
sind, hat man die andere Kammer durch vier ebenso verlegte Ziegelreihen in drei Felder geteilt, in denen
quer dazu verlegte Steine liegen (vgl. Taf. 15, 2; 47). In der Gruft CW waren zwei Sockel zum Aufsetzen
des Sarges gemauert, die in der unteren einen Stein breiten Lage 1,1m und in der oberen einen halben
Stein breiten Reihe nur 0,9 m lang sind. Anscheinend war diese Gruft zunächst nur für einen Sarg einge-
richtet. Beide Grüfte sind mehrfach belegt worden, Gruft CN sicher auch schon bevor die westliche Erwei-
terung erfolgte.
Sargbretter und Gebeine waren sehr vergangen und die älteren Särge offensichtlich ohne Beschläge. Von
den anderen wurden, wie im Westteil beobachtet, die Griffe abgeschlagen. Namenstafeln und Kreuze
fehlen ganz. Zierat aus Zinn fand sich nur im Westteil, doch sind ein Engelkopf und 0,2 Ifd. m Leiste nur
kümmerliche Reste, denn zur Sargausschmückung dürften mindestens 20 Ifd. m solcher Leisten und min-
destens 12 „Eckhermen” gehört haben.

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