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Cosack, Erhard; Caselitz, Peter; Zippel, Dietrich [Bearb.]; Kullig, Claus-Günther [Bearb.]; König, Veronica [Bearb.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 26): Neue bronze- und eisenzeitliche Gräberfelder aus dem Regierungsbezirk Hannover — Hannover: Verlag Hahnsche Buchhandlung, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.68708#0189
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angaben der einzelnen Bestattungen gemäß deren Alters- bzw. Geschlechtsangaben auf. Dabei
müssen wir jetzt allerdings auf die Befunde der Mehrfachbestattungen verzichten.
Betrachten wir zunächst einmal die Verteilung der Leichenbrandgewichte. Die anhand der Bestat-
tungen von Männern gewonnenen Beobachtungen streuen zwischen 307 und 1975 Gramm. Ihr
wesentliches Vorkommen findet sich im Bereich zwischen 730 und 1337 Gramm (vgl. Abb. 2-1).
Ihr Mittelwert beträgt 1067,75 Gramm. Von den vier Bestattungen mit höherem Gewicht (>1700
Gramm; vgl. Abb. l-2\ bedenke Mehrfachbestattungen) stammen drei aus Männergräbern (Nr. 22,
34 und 40). Bei der Verteilung der Gewichte aus weiblichen Bestattungen ist der Variationsbereich
geringfügig eingeschränkter, nämlich zwischen 470 und 1775 Gramm (vgl. Abb. 2-2). Eine Konzen-
trierung auf einen Teilbereich ist nicht zu erkennen. Der Mittelwert der weiblichen Brandknochen-
komplexe liegt mit 942,38 Gramm rund 100 Gramm unter dem männlichen Wert.
Die Angaben für die Gewichte kindlicher und jugendlicher Bestattungen reichen von 54 bis 712
Gramm; vgl. Abb. 2-3). Ihr Mittelwert beträgt 281,92 Gramm. Die Anzahl der Beobachtungen
nimmt dabei mit steigender Gewichtsklasse ab. Überblicksmäßig füllen die Befunde der subadulten
Bestattungen den von den Erwachsenen nicht besetzten Bereich der unteren Gewichtsklassen aus.
Lediglich drei Beobachtungen weichen etwas ab. Es handelt sich dabei um das Kind der Altersstufe
„infans 2“ aus Grab 1 und die beiden Jugendlichen (Gräber 2 und 11), deren scheinbares Absetzen
von den anderen subadulten Befunden eine gute Parallele zu den Beobachtungen bei der Stichpro-
be vom Hörtel bei Leschede findet. Allerdings wird das Gesamtbild etwas eingeschränkt durch die
Verteilung der Befunde von geschlechtsunbestimmbaren Erwachsenen. Ihre Gewichte streuen im
Bereich von 8 bis 760 Gramm (vgl. Abb. 2-4) und wiegen im Mittel 284,55 Gramm. Möglicherwei-
se besteht auch hier eine Abnahme der Anzahl der Beobachtungen bei steigender Gewichtsklasse.
Bemerkenswert ist die Tatsache, daß bei Brandkomplexen mit mehr als 760 Gramm im vorliegen-
den Falle stets eine Geschlechtsdiagnose erhoben werden konnte.
Gehen wir der Frage nach, ob ein Unterschied in der Verteilung der Differenzen der Gewichte mit
und ohne Verunreinigungen besteht (vgl. Abb. 3), so ist zunächst festzuhalten, daß sich die Befunde
bei den Männern und Frauen weitgehend gleichen. Auffällig ist vielmehr, daß die prozentualen Ab-
weichungen bei den Kindern und Jugendlichen - ebenso wie bei den geschlechtsunbestimmten Er-
wachsenen - in weitaus stärkerem Maße streuen. Dieses Bild gälte es jetzt vor dem archäologi-
schen Befund zu reflektieren, wobei besonders der Erhaltungszustand des Aschenbehältnisses ein-
zubeziehen wäre.
Zwei der drei Mehrfachbestattungen erbringen erwartungsgemäß die beiden mit Abstand höchsten
Gewichtsangaben, während sich die Doppelbestattung der beiden kleinen Kinder in Grab 27 mit
ihrem Gewicht von 227 bzw. 131 Gramm unauffällig in den Bereich der Verteilung der Gewichte
der subadulten Individuen einfügt. Wenden wir uns nun dem Verhältnis von mittlerem Alter, ent-
sprechend dem Mittelwert der Altersangaben in Tabelle 1, und dem Gewicht zu (vgl. Abb. 4). Auf
den ersten Blick scheint eine Tendenz zu einer Abhängigkeit zu bestehen, die sich dahingehend for-
mulieren läßt, daß das Brandknochengewicht mit dem Lebensalter steigt. Je älter also ein Individu-
um wird, desto größer dürfte die später aufzufindende Brandknochenmenge von ihrem Gewicht
her sein. Eine Überprüfung dieses Ergebnisses mit Hilfe mathematisch-statistischer Verfahren ergibt
nur einen gerade eben noch mittleren Zusammenhang (Korrelationskoeffizient r = 0,4553), der da-
hin gehend gedeutet werden darf, daß trotz der relativ bescheidenen Anzahl der Funde zumindest
eine nicht übersehbare Tendenz zur Abhängigkeit zwischen beiden Größen zu bestehen scheint.
Allerdings erreicht diese nicht die Deutlichkeit wie bei der Stichprobe vom Hörtel bei Leschede
(dort r = 0,6616). Es bleibt für die Zukunft zu prüfen, ob sich dieses skizzierte Verhältnis auch bei
weiteren Leichenbrandserien beobachten läßt bzw. lassen wird.
Betrachten wir das Verhältnis von Leichenbrandgewicht und mittlerem Sterbealter nun einmal bei
den einzelnen Gruppen des Gräberfeldes. Während für die Brandknochenkomplexe der erwachse-
nen Männer kein Zusammenhang zwischen diesen beiden Größen (r = -0,0913) besteht, sind die

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