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Cosack, Erhard; Caselitz, Peter; Zippel, Dietrich [Oth.]; Kullig, Claus-Günther [Oth.]; König, Veronica [Oth.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 26): Neue bronze- und eisenzeitliche Gräberfelder aus dem Regierungsbezirk Hannover — Hannover: Verlag Hahnsche Buchhandlung, 1998

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.68708#0213
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4.3.2. Bevölkerungsgröße
Neben der altersmäßigen Zusammensetzung einer Bevölkerung ist auch die Größe dieser Gemein-
schaft von Interesse. Allerdings ist die Berechnung bzw. Schätzung der Populationsgröße auf der Ba-
sis einer Leichenbrand- oder Skelettserie vom methodischen Standpunkt aus nicht unproblematisch.
Meist scheitert dieses Unterfangen daran, daß das Gräberfeld nicht vollständig oder annähernd voll-
ständig ausgegraben wurde. Dies ist jedoch im Falle der vorliegenden Stichprobe Godshorn nicht
der Fall. Nach Aussagen des Ausgräbers konnte der Bestattungsplatz vollständig erfaßt werden.
Ein weiteres Problem bei der Berechnung liegt in der Datierung des betreffenden Gräberfeldes, die
- wie im vorliegenden Fall - oftmals nur in recht groben Grenzen gegeben werden kann. Unter
der Annahme einer in demographischer Hinsicht in stabilen und stationären Verhältnissen leben-
den Bevölkerung kann aber die Anzahl der Bestatteten konstant gehalten werden, so daß wir die
Belegungsdauer variabel halten können, um so einer kürzeren oder längeren Datierungsspanne ge-
recht zu werden. Die sich nach den unterschiedlichen Berechnungsverfahren, die an anderer Stelle
diskutiert wurden (vgl. Caselitz 1984, 169 ff.), ergebenden Werte der Bevölkerungsgröße, also die
Menge der jeweils lebenden Personen, werden in Tabelle 10 aufgeführt. Die Schätzungen schwan-
ken zwischen 50 und 4 Personen. Die Werte des von Drenhaus (1976) vorgeschlagenen Berech-
nungsverfahrens, das nach Meinung des Verf. die den Tatsächlichkeiten am ehesten entsprechen-
den Größen erbringt, variieren zwischen 45 und knapp 6 Individuen (vgl. Abb. 14). Während man
sich eine Bevölkerung von 45 Personen als intakte demographische und wohl auch wirtschaftliche
Einheit noch gut vorzustellen vermag, entspricht hingegen eine Bevölkerungsgröße von 5 bis 6 Per-
sonen eher derjenigen einer einzigen Familie. Daß diese Sozialgruppe über 400 Jahre hin zahlen-
mäßig konstant und im biologischen Sinne funktionstüchtig gewesen ist, erscheint mehr als frag-
lich. Der Schwerpunkt der Datierung des Gräberfeldes von Godshorn umfaßt einen Zeitraum von

Abb. 14 Godshorn: Bevölkerungsgröße bei unterschiedlicher Belegungsdauer nach dem Verfahren von Dren-
haus unter Berücksichtigung eines 45-prozentigen Korrekturfaktors des Kleinstkinddefizites. Belegungsdauer
in Jahren.

Bevölkerungsgröße


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