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Kruse, Karl Bernhard; Brandorff, Helmut
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 27): Der Hildesheimer Dom: von der Kaiserkapelle und den Karolingischen Kathedralkirchen bis zur Zerstörung 1945 : Grabungen und Bauuntersuchungen auf dem Domhügel 1988 bis 1999 — Hannover: Verlag Hahnsche Buchhandlung, 2000

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.69498#0067
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Phase 3
Auch aus der jüngeren Fundamentgrube wurden alle Steine herausgebrochen und mit Erde und Bau-
schutt (Bef.-Nr. 24, 26) wieder verfällt. Diese Verfüllung enthielt jedoch viel mehr Bauschutt als die
ältere Verfüllung (Bef.-Nr. 27, 29) und war auch wesentlich lockerer eingebracht. In den Bauschutt-
schichten lagen mehrere Bruchstücke von Bernwardziegeln, Mörtel- und Putzreste sowie Scherben grau-
er Irdenware. Ein in dieser Tiefe hier vermuteter Brandschutthorizont von 1046 ließ sich durch die jün-
geren Störungen nicht nachweisen. Aufgrund der beiden südlich des Domes übereinander liegenden
Ausbruchgruben und der Zeitstellung für die Errichtung des älteren Gebäudes im 10. Jahrhundert, dem
Abbruch dieses Gebäudes frühestens zur Zeit Bernwards und dem Neubau eines zweiten Gebäudes an
gleicher Stelle im 11. Jahrhundert sowie dem wohl noch im 11. Jahrhundert erfolgten erneuten Abbruch
auch dieses zweiten Gebäudes, liegt der Schuß nahe, daß hier die von Bischof Othwin im Jahre 963
erbaute Epiphaniuskapelle52 mit ihrer Ostapsis angegraben wurde (Abb. 113). Bischof Godehard ließ zu
Beginn seiner Amtszeit im Jahre 1022 nach der schriftlichen Überlieferung die Epiphaniuskirche abbre-
chen und an seiner Stelle ein neues Kanonikerstift errichten53, von dem vermutlich ebenfalls der Ostchor
mit geradem Abschluß und Fußbodenunterbau ergraben worden ist (Abb. 120).
Phase 4
Die Verfüllschichten der Ostfundamente sowohl der Epiphaniuskirche als auch des Godehardstiftes wer-
den überlagert von lockeren, schwarzbraunen Planierschichten (Bef.-Nr. 19, 25), in denen sich kaum
Keramik, jedoch Bernwardziegelbruchstücke und roter Dachschiefer befanden. Besonders interessant ist
ein dreieckiges Glasfliesenstück und ein kleines dickeres, ebenfalls dreieckiges Ziegelfliesenbruchstück,
das eine dünne, dunkle Glasur auf allen noch originalen Seiten zeigt (Abb. 41). Ähnliche dreieckige Zie-
gelbruchstücke muß J. Bohland bei seiner Grabung in der Westkrypta und im Langhaus des Domes
gefunden haben.54 Nach seiner Beobachtung gehören sie nicht zum ursprünglichen Estrich der West-
krypta, sondern zum Umbau und Einbau eines „System von Stollen und Kammern“55. W. Jacobsen und
U. Lobbedey datieren diesen Umbau in die Zeit Bischof Bernwards nach dem Dombrand von 1013 für
die Aufhängung der 1015 gegossenen Bernwardstüren.56 Wenn die Fußbodenfliesen aus der Zeit Bischof
Bernwards stammen, was nach der Fundlage und Vergesellschaftung durchaus denkbar ist, wäre dies
auch eine Bestätigung für die Datierung der Fußbodenerneuerung in der Westkrypta des Domes.
In die Auffüllschicht (Bef.-Nr. 19) ist die flache Grube (Bef.-Nr. 18) eingetieft, über deren Zweckbe-
stimmung nichts ausgesagt werden kann. In ihr lagen einige Scherben harter, gelber Irdenware (Waren-
art 7). Die Grube (Bef.-Nr. 18) wird überlagert von einer größeren flachen Grube (Bef.-Nr. 16), deren
Verfüllung sehr stark verdichtet war und Holzkohle und verziegelten Lehm enthielt. Ob es sich hier um
eine Feuerstelle gehandelt hat, konnte nicht geklärt werden.
Phase 5
Als fünfte Bauphase, die mit einem Gebäude im Grabungsschnitt in Zusammenhang zu bringen ist,
gehört die Errichtung eines kleinen Fundamentes aus Sandsteinen (Bef.-Nr. 8), die mit ihren glatten
geraden Ansichtsseiten schräg von Südosten nach Nordwesten im Schnitt verlaufend so gelegt sind, daß
sich im Norden ein Innenraum befand. Nach Süden sind die Steine ohne klare Begrenzung in die
schwarze, humose Erde (Bef.-Nr. 15) gesetzt. Südlich der Fundamentsteine, die nur eine Lage hoch
erhalten waren, liegt die äußerst fundreiche, lehmige Bauschuttschicht (Bef.-Nr. 14), die Keramik der
Warengruppen 4 bis 11, 14, 16 und 17 enthielt. Ungefähr in der Mitte des Grabungsschnittes lief die
Fundamentierung (Bef.-Nr. 8) gegen eine humose Oberfläche mit einer Pflasterung aus kleinen Steinen.
Von Süden zog die Schicht (Bef.-Nr. 15) gegen die Fundamentsteine. Auch in dieser Schicht lagen viele

52 Vita Godehardi posterior, 206 Z.31.39.
53 Fundatio, 945 Z. 15-17.
54 Bohland 1953, 114.
55 Jacobsen, Lobbedey, Kleine-Tebbe 1993, 307 Abb. 126.
56 Drescher 1993, 337-351.

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