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Heine, Hans-Wilhelm
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 28): Die ur- und frühgeschichtlichen Burgwälle im Regierungsbezirk Hannover — 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.68709#0015
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1. Einführung

Der Sinn, die ur- und frühgeschichtlichen Burgwälle im Regierungsbezirk Hannover neu zusammenzu-
stellen, liegt darin, dass Beobachtungen und Forschungen von über 100 Jahren Dauer in die jeweiligen
Beschreibungen der Objekte einfließen. Somit wird der berühmte „Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen
in Niedersachsen“ von August von Oppermann und Carl Schuchhardt nicht etwa komplett überholt und
ersetzt, sondern wegen seiner immer noch gültigen Aussagen und seines Quellenwertes fortgeschrieben. In
Beschreibung und Bewertung der einzelnen Objekte sollen die Fortschritte, aber auch Rückstände der
Forschung sichtbar werden. Ein Inventar der ur- und frühgeschichtlichen Befestigungen müsste eigentlich
ganz Niedersachsen umfassen. Aus arbeitsökonomischen Gründen und der allgemeinen Finanzsituation der
öffentlichen Hand wird hier mit dem Regierungsbezirk Hannover begonnen. Denkmalpflege und For-
schung erhalten weitere Grundlagen für ihre Arbeit. Von vielen der zu behandelnden Objekte liegen Ver-
messungspläne vor, die in Genauigkeit und Darstellung denen bei von Oppermann und Schuchhardt über-
legen sind. Aufgrund der Mittelknappheit war es nicht möglich, die feintopographischen Vermessungen
noch einmal einheitlich umzuzeichnen. Doch wurden die Objekte fast ausnahmslos nochmals redaktionell
überarbeitet, wo es notwendig erschien. Die erforderlichen Geländebegehungen nahmen der Verfasser
meist gemeinsam mit J. Greiner (NLD) vor, der - wo erforderlich - die grafische Umsetzung für den Druck
vornahm. In manchen Fällen wurde auf ältere Unterlagen im Archiv der Archäologischen Denkmalpflege
im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege oder andere Vorlagen zurückgegriffen, die aus
verständlichen Gründen nicht den hohen Grad der Genauigkeit spezieller feintopographischer Burgenver-
messungen erreichen, jedoch die Aufnahmen von Oppermann/Schuchhardt übertreffen. Das Literatur-
verzeichnis (s. Kap. 8) enthält die im vorgehenden Text angeführten Monographien und Aufsätze. Die
Literatur zu den einzelnen Burgwällen im Regierungsbezirk Hannover findet sich bei den jeweiligen
Katalogartikeln (dort vollständig zitiert, um die Benutzung zu erleichtern). Zur Vervollständigung sind die
jungsteinzeitlichen Erdwerke des Bezirks mit berücksichtigt, auch wenn sie nicht als Burgen im eigentlichen
Sinne zu betrachten sind. Die Zeitgrenze nach oben liegt etwa um 1000 bzw. im frühen 11. Jahrhundert.
2. Naturräumliche Gliederung
Der Regierungsbezirk Hannover erstreckt sich von den Toren Bremens bis weit in das Weser- und Leine-
bergland hinein. Insofern hat er kaum natürliche Grenzen. Sein Zuschnitt ist den wechselnden territoria-
len und staatlichen Entwicklungen seit dem Mittelalter bis heute zu verdanken. Seine heutigen Grenzen
gehen letztendlich auf die Gebietsreformen von 1974 und 1978 zurück. Mit 2 149 800 Einwohnern (1998)
und 9 046 km2 Fläche ist er der drittgrößte Regierungsbezirk in Niedersachsen. Im Süden und Südwesten
liegen das abwechslungsreich gewundene Wesertal mit einem Teil des Solling und seinen Randhöhen, dann
die Ottensteiner Hochfläche und das Pyrmonter Becken mit dem Pyrmonter und Lipper Bergland. Nach
Osten schließen Teile des Leineberglandes mit seinen Schichtkämmen, Schichtrippen (Ith, Selter, Külf
usw.), Sätteln und Mulden (Hils, Sackwald) an, die durch die Bruchzone des Leinetales geteilt werden. Wei-
ter nordwestlich erheben sich mit ihren Schichtkämmen die Bergzüge Süntel, Deister, Wesergebirge und
Bückeberge. Südlich von Hildesheim leitet der Hildesheimer Wald in das Vorharzgebiet über. DieTäler und
Becken des Weser- und Leineberglandes werden z. T. durch fruchtbare Täler und Beckenlandschaften mit
Lössbedeckung geprägt. Im Raum zwischen Mittelgebirgsschwelle und etwa der Linie des Mittellandka-
nals liegen die Lössgebiete der Hildesheimer Börde und des Calenberger Landes, die nach Westen zu in
ein nur noch schmales Lössvorland übergehen. Nur noch wenige Bergzüge brechen durch die glazialen
Deckschichten der eiszeitlichen Ablagerungen (z. B. Stemweder Berg, Rehburger Berge, Kronsberg bei
Hannover). Nördlich von Hannover erstreckt sich bis zur Aller die Moorgeest. Weiter nördlich und west-
lich schließen sich vor allem in den Landkreisen Nienburg und Diepholz die für das westliche Niedersach-
sen so typischen Geest- und Moorlandschaften an. Hierzu gehören die Endmoränen der Rehburger Phase
der Saale-Eiszeit mit z.T. sandlössbedeckten Grundmoränen, Zungenbecken, Sandern und Urstromtälern.
Mit dem Zurückweichen des Eises und der Erwärmung begann auch das Wachsen der Hoch- und Nieder-
moore. Die Moorlandschaften waren typisch für Niedersachsen, sind aber im Laufe der Siedlungs- und

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