Die Dokumentation von Wällen, Gräben und anderen Geländeformen bis weit ins Umfeld hinein ist nicht
nur bei Burgen Forschungsvoraussetzung. Trotz des fortschreitenden Verfalls lassen sichtbare Überreste
durch eine archäologisch-morphologische Planansprache und -fixierung, bisweilen bei gewissen Merkma-
len (z. B. Lagetyp, Wallführung im Gelände, Wallaufbau, Grabenverdoppelung, Hauspodien, Hausgruben
im Innenraum usw.) auch eine erste zeitliche Einordnung zu. Wegesysteme, Störungen usw. werden eben-
so offenkundig, deren Kenntnis für weitere Maßnahmen bis hin zur Prospektion und Grabung unabding-
bar bleiben.
5. Möglichkeiten der Einordnung und Datierung von Burgwällen
Von den ur- und frühgeschichtlichen Burgwällen im Regierungsbezirk Hannover sind wie auch anderen-
orts obertägig nur Wälle, Gräben, Böschungen,Terrassen, Geländekanten und andere Relikte vorhanden.33
Wie durch Ausgrabungen bekannt, stellen die meisten Wälle den Verfallszustand einer irgendwie gearte-
ten, häufig mehrperiodigen Mauer aus Holz und Erde, Plaggen und Steinen mit Lehm- oder Kalkmörtel-
bindung oder deren Kombination dar. Großen Einfluss auf die Erhaltung haben einmal die natürlichen Fak-
toren wie Erosion, Verwitterung, Klima, zum anderen die Wahl des meist anstehenden oder in der Nähe ge-
wonnenen Erd- und Baumaterials und zum dritten die spätere Nutzung bzw. die Eingriffe des Menschen.
In Gebieten mit starker Landwirtschaft, Gewerbe- und Wohnnutzung sind, wie die zahlreichen Beispiele
vom jungsteinzeitlichen Erdwerk über die mittelalterliche Burg bishin zur neuzeitlichen Schanzlinie zei-
gen, viele Befestigungen verloren gegangen. Es ist also bei den im Gelände vorhandenen Anlagen der ur-
und frühgeschichtlichen Epochen quellenkritisch zu fragen, was einstmals wirklich vorhanden war.
Die sicherste Grundlage einer Datierung dürften neben eindeutigen schriftlichen Quellen immer noch die
aus archäologischen Grabungen gewonnenen Befunde und Funde sein, die mit Hilfe naturwissenschaft-
licher Methoden (z. B. Dendrochronologie, 14C-Methode), von Münzfunden oder durch den typographi-
schen Vergleich von Keramik und Kleinfunden absolut zeitlich eingeordnet werden. Auch hierzu müssen
aber günstige Befund- und Fundverhältnisse vorliegen. Schriftliche Quellen (wenn überhaupt vorhanden)
geben häufig nur einen terminus ante quem. Die gefundene Keramik lässt sich nicht punktgenau datieren,
sondern umfasst immer ein gewisses zeitliches Spektrum. Das Beispiel der Erforschung slawischer Burg-
wälle im östlichen Mitteleuropa seit Ende des Zweiten Weltkrieges hat erst in jüngerer Zeit gezeigt, wie
unsicher z. B. eine nur auf die Keramik beruhende Chronologie ist. Auch bei der 14C-Analyse ist mit weiten
Datierungsspielräumen zu rechnen. Erst die Dendrochronologie kann, so das Beispiel der slawischen
Burgwälle, sicheren Grund schaffen.34 Nun sind die Erhaltungsbedingungen für Hölzer aus ur- und früh-
geschichtlicher Anlagen in den meisten Gebieten Niedersachsens für dendrochronologische Untersu-
chungen ungünstig. Ebenfalls recht kritisch sind Lesefunde aus Burgen zu betrachten, da sie in der Regel
eine noch zufälligere Auswahl darstellen. Nur in glücklichen Fällen kann man die Hauptnutzungsphasen
schon vor einer genauen archäologischen Untersuchung ablesen. Für die urgeschichtlichen Epochen schei-
det die schriftliche Überlieferung aus. Da die meisten Anlagen häufig nur ansatzweise gegraben und in wei-
ten Gebieten kaum größere Flächengrabungen durchgeführt wurden, beschritt die Forschung bis in die
jüngste Zeit hinein einen anderen Weg, auch nicht gegrabene Befestigungen chronologisch einigermaßen
einzuordnen. Anhand der Lage im Gelände, immer ausgehend von einzelnen untersuchten Objekten, der
Grundrissform oder der im Gelände erfassten Befestigungselemente wurden Merkmalsanalysen vorge-
nommen und die Lagesituation untersucht.
Bei den jungsteinzeitlichen Erdwerken, die seit geraumer Zeit in zunehmender Anzahl durch Flugpro-
spektion bekannt und erschlossen werden35, kann man auf Grund von Lage und Grundrissform eine erste
zeitliche Ansprache versuchen, die auf dem Vergleich mit datierten Anlagen beruht. So lassen sich z. B. eine
33 Schwarz 1955,30. Stroh 1975,49 ff. Heine 1978,21.
34
Henning 1998a u. b. Heussner, Westphal 1998. Wachter 1998a. Kempke 1998.
35
Vgl. für Niedersachsen Braasch, Möller 1994 und Heege 1994 (mit älterer Literatur), ferner Geschwinde u. a. 1997,19 ff.
Geschwinde, Raetzel-Fabian 1998,34 f.
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nur bei Burgen Forschungsvoraussetzung. Trotz des fortschreitenden Verfalls lassen sichtbare Überreste
durch eine archäologisch-morphologische Planansprache und -fixierung, bisweilen bei gewissen Merkma-
len (z. B. Lagetyp, Wallführung im Gelände, Wallaufbau, Grabenverdoppelung, Hauspodien, Hausgruben
im Innenraum usw.) auch eine erste zeitliche Einordnung zu. Wegesysteme, Störungen usw. werden eben-
so offenkundig, deren Kenntnis für weitere Maßnahmen bis hin zur Prospektion und Grabung unabding-
bar bleiben.
5. Möglichkeiten der Einordnung und Datierung von Burgwällen
Von den ur- und frühgeschichtlichen Burgwällen im Regierungsbezirk Hannover sind wie auch anderen-
orts obertägig nur Wälle, Gräben, Böschungen,Terrassen, Geländekanten und andere Relikte vorhanden.33
Wie durch Ausgrabungen bekannt, stellen die meisten Wälle den Verfallszustand einer irgendwie gearte-
ten, häufig mehrperiodigen Mauer aus Holz und Erde, Plaggen und Steinen mit Lehm- oder Kalkmörtel-
bindung oder deren Kombination dar. Großen Einfluss auf die Erhaltung haben einmal die natürlichen Fak-
toren wie Erosion, Verwitterung, Klima, zum anderen die Wahl des meist anstehenden oder in der Nähe ge-
wonnenen Erd- und Baumaterials und zum dritten die spätere Nutzung bzw. die Eingriffe des Menschen.
In Gebieten mit starker Landwirtschaft, Gewerbe- und Wohnnutzung sind, wie die zahlreichen Beispiele
vom jungsteinzeitlichen Erdwerk über die mittelalterliche Burg bishin zur neuzeitlichen Schanzlinie zei-
gen, viele Befestigungen verloren gegangen. Es ist also bei den im Gelände vorhandenen Anlagen der ur-
und frühgeschichtlichen Epochen quellenkritisch zu fragen, was einstmals wirklich vorhanden war.
Die sicherste Grundlage einer Datierung dürften neben eindeutigen schriftlichen Quellen immer noch die
aus archäologischen Grabungen gewonnenen Befunde und Funde sein, die mit Hilfe naturwissenschaft-
licher Methoden (z. B. Dendrochronologie, 14C-Methode), von Münzfunden oder durch den typographi-
schen Vergleich von Keramik und Kleinfunden absolut zeitlich eingeordnet werden. Auch hierzu müssen
aber günstige Befund- und Fundverhältnisse vorliegen. Schriftliche Quellen (wenn überhaupt vorhanden)
geben häufig nur einen terminus ante quem. Die gefundene Keramik lässt sich nicht punktgenau datieren,
sondern umfasst immer ein gewisses zeitliches Spektrum. Das Beispiel der Erforschung slawischer Burg-
wälle im östlichen Mitteleuropa seit Ende des Zweiten Weltkrieges hat erst in jüngerer Zeit gezeigt, wie
unsicher z. B. eine nur auf die Keramik beruhende Chronologie ist. Auch bei der 14C-Analyse ist mit weiten
Datierungsspielräumen zu rechnen. Erst die Dendrochronologie kann, so das Beispiel der slawischen
Burgwälle, sicheren Grund schaffen.34 Nun sind die Erhaltungsbedingungen für Hölzer aus ur- und früh-
geschichtlicher Anlagen in den meisten Gebieten Niedersachsens für dendrochronologische Untersu-
chungen ungünstig. Ebenfalls recht kritisch sind Lesefunde aus Burgen zu betrachten, da sie in der Regel
eine noch zufälligere Auswahl darstellen. Nur in glücklichen Fällen kann man die Hauptnutzungsphasen
schon vor einer genauen archäologischen Untersuchung ablesen. Für die urgeschichtlichen Epochen schei-
det die schriftliche Überlieferung aus. Da die meisten Anlagen häufig nur ansatzweise gegraben und in wei-
ten Gebieten kaum größere Flächengrabungen durchgeführt wurden, beschritt die Forschung bis in die
jüngste Zeit hinein einen anderen Weg, auch nicht gegrabene Befestigungen chronologisch einigermaßen
einzuordnen. Anhand der Lage im Gelände, immer ausgehend von einzelnen untersuchten Objekten, der
Grundrissform oder der im Gelände erfassten Befestigungselemente wurden Merkmalsanalysen vorge-
nommen und die Lagesituation untersucht.
Bei den jungsteinzeitlichen Erdwerken, die seit geraumer Zeit in zunehmender Anzahl durch Flugpro-
spektion bekannt und erschlossen werden35, kann man auf Grund von Lage und Grundrissform eine erste
zeitliche Ansprache versuchen, die auf dem Vergleich mit datierten Anlagen beruht. So lassen sich z. B. eine
33 Schwarz 1955,30. Stroh 1975,49 ff. Heine 1978,21.
34
Henning 1998a u. b. Heussner, Westphal 1998. Wachter 1998a. Kempke 1998.
35
Vgl. für Niedersachsen Braasch, Möller 1994 und Heege 1994 (mit älterer Literatur), ferner Geschwinde u. a. 1997,19 ff.
Geschwinde, Raetzel-Fabian 1998,34 f.
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