Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heine, Hans-Wilhelm
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 28): Die ur- und frühgeschichtlichen Burgwälle im Regierungsbezirk Hannover — 2000

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.68709#0016
License: Creative Commons - Attribution - ShareAlike
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kulturlandschaftsentwicklung in ihrer Ursprünglichkeit fast verschwunden. Die Mittelweser mit ihrer
weiten Talaue und den breiten Niederterrassen bildet verkehrstechnisch wie kulturell ein Durchgangsge-
biet Am nördlichen Rand des Regierungsbezirk wird noch die Flussmarsch der Weser erreicht. Das Klima
des Regierungsbezirkes Hannover zeigt mit graduellen Unterschieden einen maritimen Grundcharakter
mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 8 bis 9 °C, mittleren Julitemperaturen um die 16 bis 18 °C und
mittleren Januartemperaturen über oder um 0 °C. Die vorherrschenden Westwinde mit ihren Tiefdruck-
gebieten, die monsunalen Wetterlagen im Juni und Juli sorgen für ausreichenden Niederschlag, wobei in
Luv die Kuppen der Geest und die Ränder von Bergland und Mittelgebirge naturgemäß höhere Nieder-
schläge (über 750 mm und mehr) verzeichnen als in Lee (häufig weniger als 700 mm Jahresniederschlag).
Relativ trocken ist es im „Regenschatten“ des Deisters, in der Hildesheimer Börde, aber auch hinter der
Küstenstauzone von Bremen-Verden. Die Lösszone vor der Mittelgebirgsschwelle, die lössbedeckten
Becken im Bergland, die Niederterrassen der Weser und Leine sowie die mit Sandlöss bedeckten Grund-
moränengebiete sind schon seit dem Neolithikum landwirtschaftlich genutzt worden. Die Berghöhen sind
heute noch bewaldet. Weniger fruchtbare Gegenden mit schweren bzw. feuchteren Böden werden erst im
Mittelalter unter Kultur genommen.1
3. Forschungsgeschichte
Die intensive Beschäftigung mit den Burgen von ihren Anfängen bis in das Mittelalter geht unmittelbar
auf die Romantik der Zeit um 1800 zurück, die in adeligen und bürgerlich gebildeten Kreisen das Interes-
se an der Erforschung der Vergangenheit und an der Erhaltung ihrer Denkmale weckte.2 Die wissen-
schaftliche Auseinandersetzung mit den Burgen reicht aber schon weiter zurück. Schließlich waren es die
Aktivitäten der historischen Vereine, wie z. B. des Historischen Vereins für Niedersachsen oder des Histo-
rischen Vereins zu Osnabrück, die sich auf einer wissenschaftlichen Basis bei der Erforschung der Dyna-
sten- bzw. Adelsgeschlechter nicht nur mit den Burgen des Mittelalters, sondern auch seit etwa 1870 mit
der Erforschung der „alten Umwallungen und Schanzen“ der Ur- und Frühgeschichte beschäftigten.
Angeregt durch die Arbeiten zur Erforschung des obergermanisch-rätischen Limes fasste 1883 der Histo-
rische Verein für Niedersachsen den Beschluss, eine groß angelegte Aufnahme der ur- und früh geschicht-
lichen Umwallungen vorzunehmen. Die Arbeiten zum „ Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Nieder-
sachsen“ begann August von Oppermann unweit Hannovers mit der Aufmessung der Hünenburg (besser
bekannt als Kukesburg) nahe Springe und der Bennigser Burg am östlichen Deisterrand, beide Landkreis
Hannover.3 Die Pläne erhielten alle den gleichen Maßstab 1:3125 (der achtfachen Vergrößerung des
Messtischblattes 1:25 000). Da die Messtischblattaufnahme noch in den Anfängen steckte, ließ von
Oppermann die Höhenschichten sowie die Wälle und Gräben eigens durch Geometer vermessen. Diese
Arbeiten dauerten oft mehrere Wochen und galten als sehr kostspielig.4 Das erste Heft erschien 1887. Carl
Schuchhardt, seit 1888 Direktor des Kestner-Museums zu Hannover, übernahm 1892 das Unternehmen.
Ihm kam zustatten, dass schon bald auf die Ergebnisse der in schneller Folge erstellten Messtischblattauf-
nahmen des damaligen Königreichs Preußen zurückgegriffen werden konnte. Dabei ließ er von dem Platz
der jeweiligen Burg eine achtmalige Vergrößerung der zugehörigen Höhenlinien aus dem Messtischblatt
anfertigen und nach erfolgter Vermessung darin Wälle und Gräben sowie Profilschnitte eintragen.
Im Laufe der Zeit stellte sich aufgrund der von Schuchhardt in vielen Wallanlagen durchgeführten oder
veranlassten Grabungen heraus, dass die meisten der aufgenommenen Befestigungen nicht vorgeschicht-
lichen, wie der Titel des Burgenatlanten vermuten ließ, sondern früh- oder hochmittelalterlichen Datums
waren. Die Grabungen Schuchhardts und seiner Helfer wurden für unsere Verhältnisse in relativ kurzer

1 Mittelhäusser 1977. Seedorf 1977. Seedorf, Meyer 1992; 1996. Niedersachsen 1998,84 ff.
2 Burgen 1,1999,16 ff.; 169 ff.
3 Vgl hierzu vor allem Schnath 1956,260 ff.; Last 1976,383 ff.; Hamann 1977,68; Heine 1987; 1989a; 1997a, 259 ff. Ferner u. a.: Müller
1870; 1871; 1893; Oppermann, Schuchhardt 1887-1916; Schuchhardt 1944,190 ff.; Asmus 1952,104 ff.; Last 1968a; Jankuhn 1976,
359 ff.; Hamann 1985,48 ff.; 54; Heine 1981b, 203 ff.; Maier 1981,4 f. vgl. Kat.Nr. 253/6 und 253/8.
4 C. Schuchhardt (Arbeitsbericht) in Oppermann, Schuchhardt 1887-1916, l*ff.

12
 
Annotationen