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Heine, Hans-Wilhelm
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 28): Die ur- und frühgeschichtlichen Burgwälle im Regierungsbezirk Hannover — 2000

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.68709#0017
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Zeit mit zahlreichen ungelernten Arbeitern durchgeführt. Dabei nimmt es nicht Wunder, wenn die Doku-
mentation der Grabungsbefunde nicht mehr den heutigen Ansprüchen genügt. Trotzdem verdanken wir
Schuchhardt sehr wertvolle Beobachtungen über den Aufbau und die Nutzung der ur- und frühgeschicht-
lichen Wallanlagen Nordwestdeutschlands. Seine damals entwickelte Einteilung der Befestigungen in „Alt-
germanische“ bzw. „Sächsische Volksburg“, „Fränkische curtis“, „Sächsischer Rundwall“ und „Adelige
Wohnburg“ ist aufgrund der besseren Kenntnisse der Wallanlagen durch Grabungen und der neueren -
aber noch nicht befriedigenden - Keramikdatierung überholt. Seine Typenlehre wirkt aber noch in der
Lokalforschung und einigen Handbüchern nach.* 5
Mit dem Erscheinen des letzten Heftes des „ Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen“ 1916
lag nunmehr ein aus damaliger Sicht fast vollständiges Verzeichnis mit Planaufnahmen der ur- und früh-
geschichtlichen Befestigungen Niedersachsens bis an die Schwelle des hohen Mittelalters vor. So ver-
dienstvoll die Arbeiten von A. von Oppermann und C. Schuchhardt bis auf den heutigen Tag sind, hat sich
doch des öfteren gezeigt, dass die Beschreibungen und Einmessungen geodätischen und archäologischen
Ansprüchen nicht mehr genügten. Dazu trägt nicht nur der kleine Maßstab (1:3 125) mit seinerstarken Ge-
neralisierung bei, sondern auch der große Höhenlinienabstand und die teilweise skizzenhaften oder sogar
fehlerhaften Einmessung der Geländebefunde. Da Schuchhardt durch Flurbereinigung oder andere Zer-
störungen abgegangene Wallanlagen der Ur- und Frühgeschichte nur am Rande oder gar nicht behandelt
hat, bedarf sein Atlas auch von dieser Seite her einer Ergänzung. Nicht zu vergessen sind auch die Akti-
vitäten in den ehemals braunschweigischen Teilen des Regierungsbezirkes. Hier sind es vor allem die her-
vorragenden Beschreibungen und Pläne in Schraffen-Manier, die eine erste Grundlage zur Erforschung die-
ser Gebiete in den Landkreisen Hameln-Pyrmont und besonders Holzminden gelegt haben.6
Schon auf Grund der Folgen von Erstem Weltkrieg (1914-1918) und Inflation (1923) stagnierte die For-
schung. Um so verdienstvoller war eine tabellarische Übersicht unter Einschluss der nach Schuchhardt neu
entdeckten frühen Burganlagen (oder was man dafür hielt) mit den Literaturangaben aus der Zeit zwischen
1893 und 1923, die 1926 H. Gummel vorlegte.7 Zwischen 1929 und dem Ausbruch des Zweiten Weltkrie-
ges wandte man sich mehr den Einzelobjekten zu, um Aussagen über Aufbau und Funktion der Wallan-
lagen zu gewinnen. Hier sind besonders die Grabungen von Ernst Sprockhoff zu nennen, der das Problem
der „Sächsischen Rundwälle“ bzw. „Heinrichsburgen“ gemäß der Burgenbauordnung König Heinrichs I.
in den Vordergrund seiner Untersuchungen stellte, ferner erwähnenswert die Grabungen von Otto Uenze,
K. H. Jacob-Friesen, H. Hofmeister, H. Piesker, K. Tackenberg und H. Schroller.8 Dabei hatte das Provin-
zialmuseum zu Hannover (heute Niedersächsisches Landesmuseum) als Träger der Bodendenkmalpflege
in dieser Zeit entscheidenden Anteil. Aus dem Arbeitsgebiet sind insbesondere die Grabungen an der Hü-
nenburg bei Stöttinghausen (251/2) 1932, der Lüningsburg bei Neustadt am Rübenberge (253/3) 1934 und
auf dem Burgberg bei Gehrden (253/2) 1931,1933 und 1937/38 zu nennen. Von der Lüningsburg bei Neu-
stadt am Rübenberge (253/3) wurden 1934 aussagekräftige Schrägaufnahmen aus der Luft erstellt, bereits
1933 erschien eine Schrägaufnahme von der Düsselburg bei Rehburg (256/5), die von der „Akademische
Fliegergruppe Hannover“ angefertigt wurde, ein Zeichen wieder auflebender Luftbildarchäologie in den
30er Jahren.
Im Rahmen der niedersächsischen Ringwallforschung der 30er Jahre entstanden durch die Aktivitäten von
Ernst Sprockhoff eine Reihe von Burgenplänen.9 Im Jahre 1932 ließ das damalige Provinzialmuseum zu
Hannover den Gehrdener Burgberg (253/2) (Plan 7) durch Holler vermessen. 1934 nahm Kuhlmann vom
damaligen Geodätischen Institut der Technischen Universität Hannover die Heeßeler Burg auf (vgl.

Oppermann, Schuchhardt 1887-1916,5* ff. Schuchhardt 1924; 1931. Vgl. Last 1968,35 ff. und 1976,393 ff. zur Entwicklung der
Typenlehre Schuchhardts und ihrer wissenschaftlichen Bewertung.
6 Steinacker 1907, passim.
7 Gummel 1926,135 ff.
* Jankuhn 1976,359 ff. Last 1976,400 ff. Heine 1989a.
’ Sprockhoff 1933,214 Abb. 1 (Hünenburg bei Stöttinghausen, Hauptburg); 1937, Beil. 2 (Burg bei Altencelle); 1943, Beil. (Hünen-
burg bei Emsbüren).

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