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Heine, Hans-Wilhelm
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 28): Die ur- und frühgeschichtlichen Burgwälle im Regierungsbezirk Hannover — 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.68709#0020
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Weise nahm 1934 Kuhlmann vom damaligen Geodätischen Institut der Technischen Universität Hannover
die Heeßeler Burg auf (vgl. Abb. 13).™ Feldkeller und Schäfer erstellten im gleichen Jahr einen Plan der
Lüningsburg bei Neustadt am Rübenberge in gleicher Manier, wobei sogar 0,5 m Isohypsen gezeichnet wur-
den (253/3) (Abb. 27). Daran knüpfen die seit 1959 auf Initiative von M. Claus in Zusammenarbeit mit dem
heutigen Institut für Kartographie der Universität Hannover aufgenommenen Wehranlagen letztlich an
und stehen damit auch in der Tradition und Entwicklung des Vermessungswesens.* 28
Wie bei den Vermessungen Anfang der 30er Jahre durch das hannoversche Provinzialmuseum und den neue-
ren Aufnahmen im Maßstab 1:500, die für die Publikation entsprechend verkleinert werden, bleibt nicht nur
in Niedersachsen die Höhenschichtendarstellung unverzichtbar, um genauen Einblick in Morphologie von
Monument und jeweiliger Umgebung zu gewinnen. Zusätzlich ist eine zeichnerische Interpretation er-
wünscht, um sich auch im Gelände besser am Objekt orientieren zu können. Daher ziehen nicht nur die öster-
reichische Archäologie und der „Zeichenvorschlag für topographische Pläne der Archäologischen Boden-
denkmalpflege in der Bundesrepublik Deutschland“ (1984) die Höhenlinienaufnahmen unter Verwendung
von Böschungssignaturen vor.29 Sie soll vor allem anthropogene Teile der Wälle und Gräben zum Ausdruck
bringen. Diesen Weg hat auch die niedersächsische Burgwallaufnahme seit 1959 beschritten. Solch grundsätz-
liche Darstellung wird - mit Varianten - in den meisten Bundesländern, der Schweiz, Österreich und darü-
ber hinaus angewandt. In der Regel einheitlich bleibt für Mitteleuropa der Aufnahmemaßstab 1:500 in Kom-
bination von Höhenlinien- und Böschungsplänen mit hohem Dokumentations- und Anschauungswert.
Wichtig ist nicht nur die Einweisung des Geodäten im Gelände, sondern auch die Kontrolle (Fcldvergleich)
und gegebenenfalls Interpretation des Archäologen spätestens vor der Publikation. Selbstverständlich bleibt,
dass der Aufmessung das Koordinaten- und Höhensystem der Landesvermessung zu Grunde liegt.30
Die Nutzung der EDV in der Vermessungstechnik hat auch vor der topographischen Aufnahme der Burgen
nicht Halt gemacht. So ist auch die Herstellung von 3D-Darstellung seit langem möglich geworden. Bei der
Aufnahme, der Auswertung und der Ausgabe auf Film oder Papier ist die EDV unverzichtbar geworden.31
Ebenso wird die Photogrammetrie zur Gewinnung der kartographischen Grundlagen eingesetzt. In der Ver-
messung werden dabei Senkrechtaufnahmen bevorzugt, die anschließend entzerrt, grundriss- und höhen-
mäßig ausgewertet werden.32 Wichtig ist in allen Fällen ein gemeinsam durchzuführender Geländevergleich
vor Ort, um die archäologische topographische Auswertung für die Endbearbeitung vorzunehmen und
einen wirklich ablesbaren Plan herzustellen.
Der Höhenschichtenschleier bezogen auf das Gradnetz der Erde und den Meeresspiegel mit Eintrag von
Grundriss- und Böschungssignaturen liefert ein hervorragendes Dokumentations- und Beweismaterial zur
Feststellung des Ist-Zustandes. Jede Veränderung durch Eingriffe der Natur oder des Menschen, z. B. durch
Erosion, Frost, Wegebau, An- und Abplanierung oder das Offenlassen von Grabungsschnitten lässt sich
wissenschaftlich möglichst objektiv und rechtsrelevant dokumentieren. So geben die Pläne den Denkmal-
behörden für die Ausweisung und den Schutz einer bestimmten Gattung von Kulturdenkmalen sichtbar ge-
machte Argumente und Hilfen an die Hand. Gleichzeitig wird gewährleistet, dass die Messergebnisse in die
Deutsche Grundkarte (DGK) 1:5 000 gelangen, die zugleich Basisplan aller Raumordnung, Flächennutzung
und Bebauung bleibt. Der recht kleine Maßstab der DGK 5 führt aber dazu, dass durch die Generalisierung
des Kartenbildes viele wichtige archäologisch-morphologische Gegebenheiten verloren gehen.

™ Schroller 1935,Taf. 8.
28 Heine 1987,255 ff. Buziek, Grünreich, Heidorn, Kruse 2000.
29
Glutz, Grewe, Müller 1984.
30 Lorig 1978. Müller 1983. Heine 1987,257 ff. Wiemann,Eckle, Herrmann 1987. Eckstein, Müller 1989,85 ff. Glutz 1991. Hed-
feld, Rocholl, Schoenfelder 1990. Oeftiger, Müller 1993, Vorwort. Buziek, Grünreich, Heidorn, Kruse 2000.
31 Buziek, Heine 1993. Buziek, Grünreich, Heidorn, Kruse 2000. Unter der Betreuung des Instituts für Kartographie der Uni-
versität Hannover sind inzwischen dankenswerterweise Diplomarbeiten entstanden, die sich mit Verfahren zur Burgenvermessung
und Dokumentation auseinandersetzen. Auf die zahlreichen Beiträge des Instituts für Kartographie, die unter geodätischen Ge-
sichtspunkten und Fragestellungen die Burgenvermessungen einbeziehen, ist hier nicht einzugehen. Vgl. auch die an der
Fachhochschule Oldenburg im Zusammenwirken mit der staatlichen Denkmalpflege entstandenen Diplomarbeiten von Hart-
mann, SCHLESSELMANN 1997.
32 Elsässer, Heine 1993. Heine 1998a.

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