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Heine, Hans-Wilhelm
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 28): Die ur- und frühgeschichtlichen Burgwälle im Regierungsbezirk Hannover — 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.68709#0043
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Pfostenfront bzw. einer älteren aus Holzlagen und Erde mit hölzerner Front und Rampe ausgestatteten
Befestigung. Schließlich besaß auch die kleine Befestigung Schloßplatz bei Husum (265/2) an der Außen-
seite eine Pfostenreihe mit Wallhinterschüttung, wobei möglicherweise Plaggen in der Wallfront verbaut
waren. Eine Pfostenkonstruktion war bei dem großen frühmittelalterlichen Nordwall der Hohen Schanze
bei Winzenburg (254/13) an der Vorderfront vorhanden. Die Wallhinterschüttung soll Einbauten enthalten
haben, über deren Aussehen weiter nichts bekannt ist. Am eindrucksvollsten erscheint die Konstruktion
der Isenburg bei Landringhausen (253/1). Während der Vorwall nur eine äußere Plankenwand mit quer zum
Wall eingebauten Ankerhölzern besaß, hatte der Hauptwall an der Vorderfront eine Holz-Schalenkasten-
Konstruktion, die ebenfalls durch quer eingelegte Hölzer in der Wallhinterschüttung verankert war. Das
Prinzip, vor einem Wall eine senkrechte Wand zu errichten, ist auch im frühen Mittelalter sehr weit ver-
breitet. Senkrechte Holzwände wie an der Isenburg mit Bohlen in Schalenbauweise haben nicht nur im sla-
wischen Gebiet ihre Parallelen. Aber schon wenige Kilometer südlich im Deister in den Wällen der Haupt-
burg der Heisterburg bei Bad Nenndorf (257/1) findet man dagegen anstelle einer Holzwand eine steiner-
ne Mauer vor den Wall gesetzt.193
Sowohl bei trocken bzw. in Lehm gesetzten, als auch bei kalkgemörtelten Mauern scheint die Zweischa-
lentechnik das Übliche im Regierungsbezirk Hannover, obgleich das in Einzelfällen wegen fehlender Aus-
grabung, wegen mangelnder Dokumentation oder wegen des schlechten Erhaltungszustandes nicht ein-
deutig nachgewiesen ist. So wird bei der Hohen Schanze nahe Winzenburg (254/13) im Mittelwall eine
Trockenmauer beschrieben, jedoch nichts über deren Aussehen ausgesagt. Zweischaliges Mauerwerk im
Ton-Lehmverband mit Wallhinterschüttung ist bei der Bennigser Burg bei Bennigsen (253/6) festgestellt
worden. Teilweise war aber nur eine einschalige Mauerblende vorhanden. Die Heineburg bei Fischbeck
(252/5) besaß eine in Lehm bzw. trocken gesetzte Steinmauer, ebenfalls mit Wallhinterschüttung (Abb. 22-
24). Auffällig ist ein Mauerabsatz im unteren Bereich, wie er z. B. auch in der Oberburg von „Königs Hein-
richs Vogelherd“ bei Pöhlde, Ldkr. Osterode am Harz ausgegraben worden ist. In allen Fällen sind im Re-
gierungsbezirk Hannover mehr oder weniger hammerrecht geschlagene Quader verwendet worden, ohne
dass die sorgfältige Mauertechnik z. B. baulich ranghöher Burgen der Salierzeit zur Anwendung kam. Beim
Burgberg von Gehrden (253/2) ist auf Grund des Zerstörungsgrades über die Mauertechnik kaum eine Aus-
sage zu machen. In der Wallhinterschüttung sind keine Einbauten festgestellt worden (Abb. 26).
Eine zweischalige Mörtelmauer von 1,2 bis 1,7 m Stärke stützte den Wall der Hauptburg der Heisterburg
bei Bad Nenndorf (257/1). In die 5 bis 6 m breite Wallhinterschüttung waren horizontal Lehm- und Stein-
schuttschichten eingebracht, die Festigkeit verleihen sollen. Bei der ähnlich 1,5 bis 1,6 m starken Mauer vor
bzw. im Wall der Kukesburg bei Altenhagen (253/8) ist ebenfalls die Zweischalentechnik zur Anwendug
gekommen (Abb. 35). Teils wurde sie in Lehm, teils in Kalkmörtel versetzt. Vom Wall der Obensburg bei
Diedersen (252/1) weiß man nur, dass er in der ehemaligen Front eine Mörtelmauer mit „schlechtem Kalk“
enthält. Schwache Mörtelspuren im Wallbereich der Asseburg bei Wassel (253/5) lassen ebenfalls auf eine
ehemals vorhandene Mörtelmauer im Wall schließen. Dagegen besaß die zweischalige Mauer des Heister-
schlößchens bei Beckedorf (257/2) mit 1,7 m Breite keine Wallhinterschüttung. Eine ähnliche Bauweise ist
bei der Kernburg der Wirkesburg bei Feggendorf (257/3) zu vermuten, wo Reste von Mörtelmauerwerk zu
beobachten sind. Auch hier fehlt eine Wallhinterschüttung.
Auf die Bernwardsmauer, der ab 993 bzw. um 1000 errichteten Befestigung des Hildesheimer Domhügels
(254/5) mit bis 2,5 m Mauerstärke und mit ihren großen in Mörtel gesetzten Quadern ist nochmals hinzu-
weisen. Auffällig ist vor allem im Süden ihre Lage im unteren Teil bzw. am Fuße der Domhügelböschung.
Ihr geht bereits eine ebenfalls schon gemörtelte Immunitätsmauer der karolingisch-ottonischen Zeit vor-
aus. Über die - vermutlich freistehende - gemörtelte Umfassungsmauer der Hauptburg der Pfalz Dahlum
(254/2) ist uns leider nichts Weiteres bekannt.
Nur selten ist die ursprüngliche Form der Gräben im Gelände selbst schon wahrzunehmen. So möchte man
bei dem äußeren westlichen Wall vor der Wirkesburg bei Feggendorf (257/3) auf Grund der Böschungen

Heine 1985,136 f. (mit weiteren Hinweisen). Brachmann 1987,202 ff.
194 Claus 1992,20 ff. Abb. 10 u. 12a; 121 Taf. 5.

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