Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heine, Hans-Wilhelm
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 28): Die ur- und frühgeschichtlichen Burgwälle im Regierungsbezirk Hannover — 2000

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.68709#0143
License: Creative Commons - Attribution - ShareAlike
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
256/2 Gde. Husum, Gmkg. Husum, FStNr. 1
Name: Schloßplatz
Lage:TK 25:3421 Husum.
Ca. 4,9 km wnw von Husum am spornartigen Südende
eines Sandrückens innerhalb der N-S verlaufenden
Meerbachniederung findet man die Wall-Graben-Befes-
tigung Schloßplatz (Plan 17).
Beschreibung: Der Südwestteil des Sandsporns ist durch
Graben-Wallsystem nach N und O abgetrennt. An den
Rändern zur Niederung hin sowie im NW sind neuzeitli-
che Eingriffe durch Kultivierungsmaßnahmen festzustel-
len. Eine grabenartige Vertiefung nw der Anlage, die in
das Grabensystem einmündet, dürfte ebenfalls erst spä-
ter dazugekommen sein. Der Innenraum ist 50 auf 37 m
groß (0,17 ha). Im N ist der Graben zu 15 m breit, im O
bis zu 12 m. Der Wall hinter dem Graben ist stark ver-
flossen. Gegen die Innenfläche ist er kaum höher als
0,5 m.
Grabungen, Funde: Die Befestigung Schloßplatz wurde
im Rahmen der Archäologischen Landesaufnahme Mit-
te der 70er Jahre entdeckt. Grabungen fanden 1977 unter
der Leitung von F.-A. Linke statt. Dabei ergaben sich fol-
gende Befunde. Die Wallschüttung hatte eine Breite von
7 m. Von der Frontbefestigung konnte nur ein Pfosten
nachgewiesen werden. Möglicherweise bestand eine
Plaggenfront, was jedoch durch Befundbeobachtungen
nicht zu erhärten war. Die leicht ansteigende Berme hatte
eine Breite von ca. 2 bzw. 2,5 m. Auf der Sohle des brei-
ten Grabens traf man einen kleinen Spitzgraben an. An
der Außenseite des breiten Grabens im O und NO wur-
den Palisadengräbchen beobachtet, die sich im S von
Schnitt 1 in kleine Pfostenstellungen auflösten. Letztere
korrespondieren mit einer Graben Verflachung, vielleicht
ist hier ein Tor zu vermuten (Linke). Im Innenraum fand
man Reste eines Pfostenbaues mit eingetieftem Innen-
raum und weitere Siedlungsspuren. Die alte Oberfläche
lag bis zu 1,5 m unter heutigem Niveau. Unter den zahl-
reichen Funden ist vor allem die Keramik (grautonig
braun-schwarzgraue Ware, seltener helltonig hart ge-
brannte Ware, fein gemagerte graubraune Ware) zu nen-
nen, ferner Metallfunde. Für die Masse ist eine Datierung
ab Ende 9./Anfang 10. Jahrhundert bis 11. Jahrhundert
anzunehmen, wobei in geringerem Maße das 12. Jahr-
hundert erreicht wird. Fundverbleib: LMH.
Historische Bezüge: Flurname „Schloßplatz“. Keine hi-
storischen Nachrichten bekannt. Im „Streitbruch“ an den
Grenzen zahlreicher Gemarkungen gelegen. Befestigte
Hofsiedlung des frühen Mittelalters, die nicht weiter z. B.
zur Motte ausgebaut wurde. Kleine befestigte Anlage an
der Wende vom frühen zum hohen Mittelalter. Vorläufer
der späteren hoch- und spätmittelalterlichen Adelsbur-
gen. Daher von hohem wissenschaftlichen Wert. Ende
9./Anfang 10. Jahrhundert bis ins 12. Jahrhundert.
Literatur: F.-A. Linke, Eine mittelalterliche Befestigung
bei Husum, Ldkr. Nienburg. Nachrichten aus Nieder-
sachsens Urgeschichte 50,1981,157-184. - H.-W. Heine,
Frühe Burgen zwischen Leine und Mittelweser. Führer

zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 49. Mainz
1981, 214 f. Abb. 4. - H.-W. Heine, Ringwall und Burg
zwischen Mittelweser und Leine. Chateau Gaillard 11,
1982. Caen 1983,140; 143. - H.-W. Heine, Ringwall und
Burg im mittleren Niedersachsen. Burgen und Schlösser
24/1,1983,28, 31 f. 33 Abb. - H.-W. Heine, Burgen der
salischen Zeit in Niedersachsen. In: H. W. Böhme
(Hrsg.), Burgen der Salierzeit. Teil 1. In den nördlichen
Landschaften des Reiches. Monographien Römisch-
Germanisches Zentralmuseum 25. Sigmaringen 1991,
36-38 mit Abb. 21-22. - H.-W. Heine, Zu Burgen der Sa-
lierzeit in Niedersachsen. Chateau Gaillard 15,1990. Ca-
en 1992,192.- H.-W. Heine, Frühe Burgen und Pfalzen
in Niedersachsen. Wegweiser zur Vor- und Frühge-
schichte in Niedersachsen 17. Hildesheim 21995, 48 f.
Abb. 37.
Planaufnahme: Institut für Kartographie der Universität
Hannover 1979.

256/3 Gde. Marklohe, Gmkg. Oyle, FStNr. 10
Name: Alte Schanze
Lage: TK 25:3320 Liebenau.
Direkt w von Oyle auf dem 10-15 m hohen Steilrand zur
Weseraue oberhalb einer Quellmulde liegt auf dem Burg-
berg die Wallanlage Alte Schanze (Abb. 44).
Beschreibung: Im O fällt das Gelände zum Wesertal hin
steil ab. Im N schützt ein tief eingeschnittenes Bachtal. Im
W wird ein Geländeeinschnitt ausgenutzt, der nach N ab-
fällt. Der Südteil der Anlage ist dagegen leicht überhöht.
Im W und S befinden sich zwei bogenförmig verlaufende
Wallstücke, die winkelig auf den wohl ehemaligen Tor-
durchlass zulaufen. Die Wallschenkel sind ca. 90 m bzw.
70 m lang. Die Wallbreite beträgt bis ca. 60 m, die Wall-
höhe ca. 2,5 m. An der Südseite liegt zwischen Wall und
Graben eine 5 m breite Berme. Die Grabenbreite im S be-
trägt ca. 7-8 m, im W bis zu 10 m, die Grabentiefe bis zu
2 m. Im W ist der Grabenzug zwar schwächer ausgeprägt,
zeigt auf großer Strecke einen kleinen Vorwall. Im N
endet der Wallzug in kleiner Ausbiegung nach NO am
Steilhang. Der Innenraum bildet ein Viereck von ca. 120
auf 70 m. Das im Tal n gelegene Wallstück quer zum Bach
hat, im Gegensatz zur Planaufnahme bei v. Oppermann,
Schuchhardt, keine Verbindung zum Burgwall. Viel-
mehr handelt es sich um Überreste eines Stauwehres des
Mittelalters oder der Neuzeit. Flächeninhalt: 0,58 ha.
Grabungen, Funde: Grabungen fanden bisher keine statt.
An Funden sind ein rötlicher Flintabschlag bekannt, der
bei Besichtigung der Anlage gefunden wurde, und unda-
tierte Tonscherben (1976, OANLD, Hannover). Verbleib:
LMH.
Historische Bezüge: 1831 Stiftung des Norddeutschen
Sängerbundes auf der Alten Schanze, 1893 Errichtung
eines Denkmals anlässlich des 60jährigen Jubiläums.
Aufgrund der Größe, der vorhandenen Berme und der
Wallführung wohl frühes Mittelalter (Schwelle zum ho-
hen Mittelalter).

139
 
Annotationen