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Ludowici, Babette
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 35): Frühgeschichtliche Grabfunde zwischen Harz und Aller: die Entwicklung der Bestattungssitten im südöstlichen Niedersachsen von der jüngeren römischen Kaiserzeit bis zur Karolingerzeit — Rahden/​Westf.: Verlag Marie Leidorf, 2005

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.68706#0087
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In GROSS-GLEIDINGEN sind auf 12 000 Quadratmetern
Fläche mindestens 144 vom Pflug zerstörte Beisetzungen
nachweisbar und mit weiteren, tiefer als der Pflughorizont lie-
genden Befunden muß gerechnet werden759. Zudem wurde
nachweislich nur ein Teil der Friedhofsfläche erfaßt.

Vor diesem Hintergrund betrachtet, dürften auch die Berichte
über „Hunderte" beim Pflügen zerstörte Urnen aus dem
Bestattungsplatz bei DRÜTTE nicht maßlos übertrieben
sein760. Auch vom „Buchenberg" bei AHLEM wird der Fund
von „Hunderten" von Urnen überliefert761.

759 Die Pflugtiefe betrug in GROSS-GLEIDINGEN 40 cm. Im Gräber-
feld von HANNOVER-RICKLINGEN lagen die meisten Urnen in
über 50 cm Tiefe. Beisetzungstiefen von 80 bis 100 cm unter der
rezenten Oberfläche sind ebenfalls keine Seltenheit, s. hierzu Kata-
log und Kap. 6.1.1.

760 S. Katalog l.
761 NOWOTHNIG 1964, 13 f.

13. Zur topographischen Lage der Brandbestattungsplätze

Der Bestattungsplatz auf dem „PFINGSTBERG" erstreckte
sich auf den nordwestlichen Anhängen einer Sanddüne, die
sich über einer sumpfigen Niederung erhob (s. Karte 23)762.
Eine vergleichbare topographische Lage ist auch für die
Bestattungsplätze am „Buchenberg" bei AHLEM, auf dem
„Sandberg" zwischen Laatzen und Grasdorf (Katalog II; Nr.
46), auf der „Stühheide" bei BÜLTEN, am Hang des „Ehler-
bergs" bei CREMLINGEN (s. Karte 5), auf dem „Olla" bei
EILUM (s. Karte 7), dem „Maulsberg" bei WALLE und dem
„Schulberg" bei HARXBÜTTEL (s. Karte 10), dem „Ösel"
bei NEINDORF (s. Karte 8) oder auf dem „Quälenberg" bei
RÜNINGEN zu verzeichnen (s. Karte 13).
Im Untersuchungsgebiet sind die meisten dieser häufig als
„Berge" bezeichneten Anhöhen durch Sandabbau und Flur-
bereinigungsmaßnahmen im 19. und 20. Jh. vollständig abge-
tragen worden. Abb. 10 illustriert das ehemalige Erschei-

nungsbild solcher Sanddünen, die sich oft weithin sichtbar aus
dem Gelände erhoben haben und heute weitgehend aus der
Landschaft verschwunden sind.
D. Gaedtke-Eckardt stellte für die Lage des Bestattungsplatzes
auf dem „PFINGSTBERG" am Hang einer solchen Erhebung
fest, daß diese Ortswahl charakteristisch für Bestattungsplät-
ze der Römischen Kaiserzeit sei763. Dem ist grundsätzlich
zuzustimmen, aber der Eindruck, daß Bestattungsplätze in
anderen Lagen selten sind, könnte täuschen. Unsere Kenntnis
von der Lage frühgeschichtlicher Brandbestattungsplätze
hängt wesentlich von den Umständen und Bedingungen ihrer
modernen Wiederentdeckung ab. Bei sandigen Erhebungen
angelegte Bestattungsplätze könnten daher überrepräsentiert
sein, denn auf sie wurde man durch den Sandabbau am leich-
testen aufmerksam764.

762 GAEDTKE-ECKARDT 1991, 11. Der Fundplatz erscheint heute in
seiner topographischen Gestalt nach dem Abtrag des „PFINGST-
BERGES" zwecks Sandgewinnung nur noch als leichte Geländeer-
hebung.

763 GAEDTKE-ECKARDT 1991, 14.

764 Nachweislich beim Sandabbau entdeckt wurden die bei BÜLTEN,
CREMLINGEN, EILUM, GRASLEBEN, auf dem „PFINGST-
BERG", bei RÜNINGEN, WEDDEL und AHLEM gelegenen
Bestattungsplätze.


Abb. 10: Ansicht des „PFINGSTBERGS" bei Helmstedt in den 1920er Jahre (Zeichung O. Krone).

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