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Zur zeitlichen Abfolge der Hortfunde, ihrem Inhalt und Quellenkritik
beieinander, unter einer Steinplatte, zwei frühe
Aunjetitzer Dolche, ein geschäfteter Bronzepfriem,
ein bronzener Fingerring, drei bronzene Noppen-
ringe und ein Knochenpfriem.
Versucht man nun eine zeitliche Abfolge in die-
se Hortfunde mit Fundstücken Aunjetitzer Herkunft
zu bringen, dann zeigt sich, dass diese zwei aufein-
anderfolgenden Zeithorizonten angehören. Am An-
fang steht der Fundkomplex aus der Rothestein-
Höhle im Ith (KatNr. 58). Ausschlaggebend für eine
Datierung sind dabei die beiden Dolche mit lang-
ausgezogenem linsenförmigem Klingenquerschnitt,
deren nächste Parallelen aus Mitteldeutschland
vorliegen. Die zweinietige Dolchklinge kann mit ei-
ner ähnlichen aus Grab 5 des kleinen Gräberfeldes
von Naumdorf-Niederlommatzsch, Kr. Meißen (Bil-
lig 1958, 44, Abb. 20,5-8), verglichen werden, wo
unter einer Steinpackung außer der Dolchklinge
noch zwei Nadeln mit schräg durchbohrtem Kugel-
kopf und drei goldene Noppenringe angetroffen
wurden. Auch für den viernietigen Dolch findet
sich eine Entsprechung auf dem Gräberfeld von
Naumdorf-Niederlommatzsch (Billig 1958, 44, Abb.
21,1-2.4). Beide Fundkomplexe datieren in eine
fortgeschrittene Phase der Aunjetitzer Kultur Mit-
teldeutschlands.
Früh anzusetzen ist auch der Hortfund von
Dettum, Ldkr. Wolfenbüttel (KatNr. 169), in dem
drei trianguläre Kurzschwerter vom Oder-Elbe-
Typ gefunden wurden, nämlich ein Kurzschwert,
bei dem noch der Hohlgriff erhalten ist, und die
Klingen von zwei weiteren. Der kleine Hortfund
kann nur mit Hilfe von mittel- und ostdeutschen
Funden datiert werden, in denen ebenfalls Kurz-
schwerter vom Oder-Elbe-Typ angetroffen wur-
den. In dem großen Hortfund von Neunheiligen,
Kr. Langensalza (v. Brunn 1959, 63-64, Taf. 65-
67), der außer dem Kurzschwert noch ein weiteres
vom Aunjetitzer Typ (Uenze 1938, 31-32), mehre-
re Dolchstäbe, eine Doppelaxt und weiterhin
zahlreiche „sächsische“ Randleistenbeile mit ein-
gezogener Beilmitte bzw. gleichmäßig geschwun-
genen Seiten enthält. Es handelt es sich um Fund-
stücke, die in den Hochaunjetitzer Fundhorizont
datiert werden müssen. Dies wird durch den Hort-
fund von Schollene, Kr. Havelberg (v. Brunn
1959, 67, Taf. 88), ebenfalls nahegelegt. Hier wa-
ren außer einem Kurzschwert vom Oder-Elbe-Typ
noch zwei Ösenhalsringe, zwei Spiralen, eine da-
von mit zwei Schiebern aus Bronzeblech sowie
zwei Schleifenringe aus Doppeldraht und die
Bruchstücke eines weiteren miteinander verge-
sellschaftet. In die gleiche Richtung weist ein wei-
terer, ebenfalls sehr umfangreicher Hortfund aus
Bresinchen, Kr. Guben (Breddin 1969, 15-41, Abb.
1-18). In zwei Tongefäßen verwahrt fanden sich
103 „sächsische“ Randleistenbeile, eine Doppelaxt,
zwei Stabdolche, acht Vollgriffdolche bzw. Kurz-
schwerter, darunter auch ein Exemplar vom Oder-
Elbe-Typ, zehn Ösenhalsringe, neun schwere Rin-
ge, zwei Thüringer Ringe und elf Blutegelringe. Die
Kurzschwerter vom Oder-Elbe-Typ finden sich von
Polen bis nach Niedersachsen hin in einer nörd-
lichen Randzone der Aunjetitzer Kultur verbreitet
(Wüstemann 1995, Taf. 64 B), dabei schließen sie
sich vollständig von den noch weiter nördlich,
hauptsächlich im Mecklenburgischen, verbreiteten
Malchiner Dolchen (Wüstemann 1995, Taf. 61 A)
und den im Süden, im zentralen Bereich der Aunje-
titzer Kultur, beheimateten Aunjetitzer Dolchfor-
men aus (Wüstemann 1995, Taf. 60 A).
Der kleine Hortfund von Veltheim a.d. Ohe,
Ldkr. Wolfenbüttel (KatNr. 172), setzt sich aus zwei
„sächsischen“ Randleistenbeilen (niedersächsische
Typen Veltheim A und B), einem sächsischen Rand-
leistenbeil (niedersächsischer Typ Leveste), dem
Bruchstück eines weiteren sowie einem kleinen
Meißel mit geknickten Seiten zusammen. Diese
„sächsischen“ Randleistenbeile weisen einen in der
Mitte eingezogenen Beilkörper auf, die Schmalsei-
ten erscheinen in der Aufsicht langgestreckt rauten-
förmig und der Querschnitt der Bahn ist konkav
ausgebildet. Entsprechende Randleistenbeile finden
sich in den Hortfunden der mitteldeutschen Aunje-
titzer Kultur, so z.B. in Carsdorf-Pegau, Kr. Borna
(Billig 1958, 82-83, Abb. 47-48), in Kriebitzsch,
Kr. Altenburg (v. Brunn 1959, 61; Taf. 55,4-9; 56),
Mittelhausen, Kr. Erfurt (v. Brunn 1959, 62-63,
Taf. 61,4-8), und Krüden, Kr. Seehausen in der Alt-
mark (v. Brunn 1959, 62, Taf. 57,3-5). Der Versuch
den Hortfund von Veltheim in Niedersachsen zeit-
lich näher einzugrenzen, führt über die Verbreitung
der verschiedenen Randleistenbeiltypen Aunjetitzer
Herkunft im nordöstlichen Niedersachsen. Ent-
sprechende Randleistenbeilformen, wie sie im
Hortfund von Veltheim vertreten sind, finden sich
im gesamten nordöstlichen Niedersachsen vom
Hannoverschen Wendland über die Lüneburger
Heide und Stader Geest sowie im nördlichen und
westlichen Harzvorland bis hin zur Weser, ohne
allerdings diesen Fluss nach Westen hin zu über-
schreiten (Laux 1991, 90, Abb. 5; 2000, Karte Taf.
27 b). Ganz anders die „sächsischen“ Randleisten-
beil-Formen, wie sie aus dem Hortfund von Mar-
wedel, Stadt Hitzacker, Ldkr. Lüchow-Dannenberg
(KatNr. 77), vorliegen. Sie bleiben im nordöstlichen
Zur zeitlichen Abfolge der Hortfunde, ihrem Inhalt und Quellenkritik
beieinander, unter einer Steinplatte, zwei frühe
Aunjetitzer Dolche, ein geschäfteter Bronzepfriem,
ein bronzener Fingerring, drei bronzene Noppen-
ringe und ein Knochenpfriem.
Versucht man nun eine zeitliche Abfolge in die-
se Hortfunde mit Fundstücken Aunjetitzer Herkunft
zu bringen, dann zeigt sich, dass diese zwei aufein-
anderfolgenden Zeithorizonten angehören. Am An-
fang steht der Fundkomplex aus der Rothestein-
Höhle im Ith (KatNr. 58). Ausschlaggebend für eine
Datierung sind dabei die beiden Dolche mit lang-
ausgezogenem linsenförmigem Klingenquerschnitt,
deren nächste Parallelen aus Mitteldeutschland
vorliegen. Die zweinietige Dolchklinge kann mit ei-
ner ähnlichen aus Grab 5 des kleinen Gräberfeldes
von Naumdorf-Niederlommatzsch, Kr. Meißen (Bil-
lig 1958, 44, Abb. 20,5-8), verglichen werden, wo
unter einer Steinpackung außer der Dolchklinge
noch zwei Nadeln mit schräg durchbohrtem Kugel-
kopf und drei goldene Noppenringe angetroffen
wurden. Auch für den viernietigen Dolch findet
sich eine Entsprechung auf dem Gräberfeld von
Naumdorf-Niederlommatzsch (Billig 1958, 44, Abb.
21,1-2.4). Beide Fundkomplexe datieren in eine
fortgeschrittene Phase der Aunjetitzer Kultur Mit-
teldeutschlands.
Früh anzusetzen ist auch der Hortfund von
Dettum, Ldkr. Wolfenbüttel (KatNr. 169), in dem
drei trianguläre Kurzschwerter vom Oder-Elbe-
Typ gefunden wurden, nämlich ein Kurzschwert,
bei dem noch der Hohlgriff erhalten ist, und die
Klingen von zwei weiteren. Der kleine Hortfund
kann nur mit Hilfe von mittel- und ostdeutschen
Funden datiert werden, in denen ebenfalls Kurz-
schwerter vom Oder-Elbe-Typ angetroffen wur-
den. In dem großen Hortfund von Neunheiligen,
Kr. Langensalza (v. Brunn 1959, 63-64, Taf. 65-
67), der außer dem Kurzschwert noch ein weiteres
vom Aunjetitzer Typ (Uenze 1938, 31-32), mehre-
re Dolchstäbe, eine Doppelaxt und weiterhin
zahlreiche „sächsische“ Randleistenbeile mit ein-
gezogener Beilmitte bzw. gleichmäßig geschwun-
genen Seiten enthält. Es handelt es sich um Fund-
stücke, die in den Hochaunjetitzer Fundhorizont
datiert werden müssen. Dies wird durch den Hort-
fund von Schollene, Kr. Havelberg (v. Brunn
1959, 67, Taf. 88), ebenfalls nahegelegt. Hier wa-
ren außer einem Kurzschwert vom Oder-Elbe-Typ
noch zwei Ösenhalsringe, zwei Spiralen, eine da-
von mit zwei Schiebern aus Bronzeblech sowie
zwei Schleifenringe aus Doppeldraht und die
Bruchstücke eines weiteren miteinander verge-
sellschaftet. In die gleiche Richtung weist ein wei-
terer, ebenfalls sehr umfangreicher Hortfund aus
Bresinchen, Kr. Guben (Breddin 1969, 15-41, Abb.
1-18). In zwei Tongefäßen verwahrt fanden sich
103 „sächsische“ Randleistenbeile, eine Doppelaxt,
zwei Stabdolche, acht Vollgriffdolche bzw. Kurz-
schwerter, darunter auch ein Exemplar vom Oder-
Elbe-Typ, zehn Ösenhalsringe, neun schwere Rin-
ge, zwei Thüringer Ringe und elf Blutegelringe. Die
Kurzschwerter vom Oder-Elbe-Typ finden sich von
Polen bis nach Niedersachsen hin in einer nörd-
lichen Randzone der Aunjetitzer Kultur verbreitet
(Wüstemann 1995, Taf. 64 B), dabei schließen sie
sich vollständig von den noch weiter nördlich,
hauptsächlich im Mecklenburgischen, verbreiteten
Malchiner Dolchen (Wüstemann 1995, Taf. 61 A)
und den im Süden, im zentralen Bereich der Aunje-
titzer Kultur, beheimateten Aunjetitzer Dolchfor-
men aus (Wüstemann 1995, Taf. 60 A).
Der kleine Hortfund von Veltheim a.d. Ohe,
Ldkr. Wolfenbüttel (KatNr. 172), setzt sich aus zwei
„sächsischen“ Randleistenbeilen (niedersächsische
Typen Veltheim A und B), einem sächsischen Rand-
leistenbeil (niedersächsischer Typ Leveste), dem
Bruchstück eines weiteren sowie einem kleinen
Meißel mit geknickten Seiten zusammen. Diese
„sächsischen“ Randleistenbeile weisen einen in der
Mitte eingezogenen Beilkörper auf, die Schmalsei-
ten erscheinen in der Aufsicht langgestreckt rauten-
förmig und der Querschnitt der Bahn ist konkav
ausgebildet. Entsprechende Randleistenbeile finden
sich in den Hortfunden der mitteldeutschen Aunje-
titzer Kultur, so z.B. in Carsdorf-Pegau, Kr. Borna
(Billig 1958, 82-83, Abb. 47-48), in Kriebitzsch,
Kr. Altenburg (v. Brunn 1959, 61; Taf. 55,4-9; 56),
Mittelhausen, Kr. Erfurt (v. Brunn 1959, 62-63,
Taf. 61,4-8), und Krüden, Kr. Seehausen in der Alt-
mark (v. Brunn 1959, 62, Taf. 57,3-5). Der Versuch
den Hortfund von Veltheim in Niedersachsen zeit-
lich näher einzugrenzen, führt über die Verbreitung
der verschiedenen Randleistenbeiltypen Aunjetitzer
Herkunft im nordöstlichen Niedersachsen. Ent-
sprechende Randleistenbeilformen, wie sie im
Hortfund von Veltheim vertreten sind, finden sich
im gesamten nordöstlichen Niedersachsen vom
Hannoverschen Wendland über die Lüneburger
Heide und Stader Geest sowie im nördlichen und
westlichen Harzvorland bis hin zur Weser, ohne
allerdings diesen Fluss nach Westen hin zu über-
schreiten (Laux 1991, 90, Abb. 5; 2000, Karte Taf.
27 b). Ganz anders die „sächsischen“ Randleisten-
beil-Formen, wie sie aus dem Hortfund von Mar-
wedel, Stadt Hitzacker, Ldkr. Lüchow-Dannenberg
(KatNr. 77), vorliegen. Sie bleiben im nordöstlichen