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Hortfunde der frühen Bronzezeit

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Schweiz (Abels 1972, 24, KatNr. 191/192; Taf. 61 A)
und Kläden, Kr. Stendal/Sachsen-Anhalt (v. Brunn
1959, 61, Taf. 54; 55,1-3), zurückgegriffen werden.
Der Hort von Sigriswil setzt sich aus einem Rand-
leistenbeil vom Typ Kläden, zwei Exemplaren vom
Typ Bevaix, Variante B, vier weiteren Randleisten-
beilen vom Typ Auvernier, einem Beil vom Typ Buch-
au, je einem weiteren vom Typ Langquaid II und
vom Typ Sigriswil, ferner zwei Vollgriffdolchen
(Rhone- bzw. Schweizer Typ) (Uenze 1938) und ei-
ner Lanzenspitze zusammen. Dieser Hortfund da-
tiert genauso wie jener aus Kläden, Kr. Stendal, in
einen späten Abschnitt der frühbronzezeitlichen
Langquaid-Stufe, die nach norddeutschen Maßstä-
ben noch in die Zeit vor der Sögel-Wohlde-Zeitstufe
fällt. Der norddeutsche Hortfund von Kläden ent-
hielt außer den beiden langstieligen Randleistenbei-
len vom Typ Kläden noch eine Anzahl weiterer
Randleistenbeile, so die Typen Bevaix, Variante B
(1 Exemplar), Geneve B (1 Exemplar) und Langquaid
II (1 Exemplar), ferner einen überlangen schlanken
Meißel mit geknickten Seiten und einen weiteren
mit löffelförmiger Schneide. Hinzu kommen zwei
Aunjetitzer Randleistenbeile mit parallelen Seiten
bzw. leicht eingezogener Mitte, ein weiteres Rand-
leistenbeil mit glockenförmigem Blatt, ein Beil der
Variante Hochweg der frühen böhmischen Absatz-
beile (Vetefov-Typ), das als Vorform dieser Gruppe
angesehen werden kann, ferner das Bruchstück eines
parallelseitigen Randleistenbeiles frühhügelgräber-
bronzezeitlicher Zeitstellung, sowie eine Hülsen-
kopfnadel und eine Lanzenspitze. In diesem Hort-
fund sind südwestdeutsch-schweizerische Formen
mit denen der mitteldeutschen bzw. böhmischen
Aunjetitzer Kultur (Veterov-Typ) miteinander ver-
bunden, was zu einer Datierung in die Spätphase
der Aunjetitzer Kultur der Altmark führt, das heißt
in den Zeitabschnitt unmittelbar vor Einsetzen der
Sögel-Wohlde-Zeitstufe in Niedersachsen.
Es spricht vieles dafür, dass die drei Randleis-
tenbeile vom Typ Langquaid mit unbekanntem
Fundort „im Lüneburgischen“ (KatNr. 97; Taf. 3,5—
7) einen geschlossenen Hortfund oder zumindest
Teile davon bilden. Für diese Überlegung spricht,
dass sie nicht nur mehr oder weniger aufeinander
folgend inventarisiert wurden, sondern auch eine
übereinstimmende Patina aufweisen. Hinzu kommt,
dass hier drei Exemplare unterschiedlicher Größe
einer sonst in Norddeutschland ausgesprochen sel-
ten anzutreffenden Form vorliegen. Die Randleis-
tenbeile sind nach den Exemplaren aus dem bayeri-
schen Hortfund von Langquaid, Kr. Rottenburg
(Hachmann 1957, 211 KatNr. 562, Taf. 54,1-31),

benannt und stellen ein Erzeugnis des südwest-
deutsch-schweizerischen Raumes dar. Sie dürften
auf dem gleichen Weg nach Norden gelangt sein wie
das zuvor genannte Exemplar aus dem Hortfund
von Kläden, Kr. Stendal. Dieser Hortfund liefert
auch einen Anhaltspunkt für die zeitliche Einord-
nung des kleinen Hortfundes „aus dem Lüneburgi-
schen“, nämlich in eine Zeitphase unmittelbar vor
dem Beginn der Sögel-Wohlde-Zeitstufe in Nieder-
sachsen.
Im kleinen Hortfund I, der beim Bau von Schloß
Marienburg, Stadt Pattensen, Region Hannover
(KatNr. 35; Taf. 4,8-10), zwischen 1857 und 1866
gefunden wurde, sind drei Randleistenbeile unter-
schiedlicher Herkunft vereint. So gehört das schlan-
ke Exemplar der Variante Marienburg zur Gruppe
der langgestielten schlanken Randleistenbeile aus
dem südwestdeutsch-schweizerischen Bereich, was
auch durch die schwachen Rillen auf der Bahn ne-
ben den Randleisten unterstrichen wird. Ein ähnli-
ches Exemplar liegt aus dem Hortfund von Kläden,
Kr. Stendal, vor, allerdings ohne die seitlichen Ril-
len neben den Randleisten. Dies würde auf eine
zeitliche Einordnung unmittelbar vor der Sögel-
Wohlde Zeitstufe hindeuten. Das zweite Randleis-
tenbeil gehört zum Typ Schwinge, einem Randleis-
tenbeil mit nahezu parallelen Seiten, die erst im
unteren Drittel der Beilklinge ausschwingen. Die
Schneide beschreibt einen Viertelkreis mit Schleif-
facette darüber. Der Querschnitt der Bahn ist recht-
eckig mit hohen Randleisten. In Höhe der Beilmitte
findet sich auf der Bahn eine angedeutete Rast.
Hier zeigen sich bestimmte Übereinstimmungen
mit den norddeutschen Randleistenbeilen der Sö-
gel-Wohlde-Zeitstufe. Sprockhoff vergleicht diese
Randleistenbeile mit westeuropäischen Vorbildern
(Sprockhoff 1941, 59-60), etwa den Randleisten-
beilen vom Typ Derryniggin (Harbison 1969, 55-
64). Das dritte Randleistenbeil ist vom Typ Findorf,
ebenfalls mit parallel verlaufenden Seiten, die erst
im unteren Drittel sanft ausschwingen. Die Rand-
leisten enden unvermittelt oberhalb der Schneide,
wobei ein deutlicher Absatz entsteht. Der konkave
Bahnquerschnitt deutet auf eine Herkunft aus dem
Bereich der mitteldeutschen Aunjetitzer Kultur
oder zumindest auf eine Beeinflussung von dort.
Der kleine Hortfund I von Hitzacker, Ldkr.
Lüchow-Dannenberg (KatNr. 71; Taf. 4,1-2), der
1812 bei der Sprengung eines Steingrabes gefunden
worden sein soll, setzt sich aus zwei Gegenständen
zusammen, einer Dolchklinge vom Typ Baven und
einer großen verzierten Lanzenspitze vom Typ Re-
derzhausen (Jacob-Friesen 1967, 105). Die Her-
 
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