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Gebers, Wilhelm; Caselitz, Peter [Bearb.]; Lehmann, Robert [Bearb.]; Avraam, Georgios [Bearb.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (4): Das jungbronzezeitliche Urnengräberfeld der Fundstelle 8 — Rahden/​Westf.: Verlag Marie Leidorf, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.68713#0055
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Das jungbronzezeitliche Urnengräberfeld

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28 (Taf. 7,8), der zudem an den Enden durchbohrt
ist. Das Fragment eines ähnlichen Ringes stammt
aus dem Grab 207 (Taf. 19,5). Gegossen ist auch der
Ring aus Grab 201 (Taf. 17,6). Er hat ebenfalls einen
D-förmigen Querschnitt.
Von weiteren Ringen ist nicht bekannt, ob es
sich um Finger- oder Gürtelringe handelt. Zu diesen
gehören aus den Rullstorfer Gräbern schlichte, runde
Ringe, z.T. mit Gusszapfen, wie aus den Gräbern 205
(Taf. 19,4) und 241 (Taf. 24,12).
Andere Ringe sind eher als Ohrringe in Gebrauch
gewesen. Sie bestehen aus zusammen gebogenem
Bronzedraht mit rundlichem Querschnitt, wie im Grab
19 (Taf. 5,3), oder weisen einen leicht D-förmigen
Querschnitt auf, wie er durch die Beigabe im Grab 36
(Taf. 8,6) belegt wird. Zu den Ohrringen dürfte auch
ein gegossenes, geripptes Exemplar mit verdünnten
Enden gehören (Grab 7, Taf. 2,4). Derart gerippte
Formen sind mehrfach in Urnengräbern nachgewie-
sen, ihre Datierung innerhalb der Perioden IV-V ist
aber ungewiss.26
Ebenso wie die Ringe lässt sich auch das Fragment
einer Sichel aus Grab 223 (Taf. 21,9) nicht genauer
datieren.
Das Bruchstück einer Gesteinsaxt (Taf. 18,4), die
im Pflaster 204 in sekundärer Verwendung eingebaut
war, soll nicht unerwähnt bleiben. Es handelt sich
um eine Axt mit quadratischem Nackenquerschnitt.
Der Typ lässt sich aus dem Fragment leider nicht
erschließen.
Nicht unmittelbar zum Gräberfeld, jedoch in den
Kontext der jüngeren Bronzezeit gehören Einzelfunde
bzw. Einstückhorte, die im Siedlungsbereich bzw.
im siedlungsleeren Raum zwischen dem Gräberfeld
und der Siedlung gefunden wurden. Es handelt sich
um die Fragmente eines Beinringes aus Bronze (Taf.
28,1), der mit dem typischen spitzovalen Lüneburger
Muster verziert ist. Diese Form wird von Sprockhoff
der kulturellen Ausprägung an der Ilmenau zugewiesen
und in die Periode IV datiert.
Das Tüllenbeil aus Bronze hat noch Gussnähte, ist
demnach nie benutzt worden und ohne abschließende
Bearbeitung der Beiloberfläche in die Erde gelangt
(Taf. 28,2). Vermutlich wurde es auf dem Kronsberg
gegossen, da Formreste vom Guss in verlorener Form

im Bereich der jungbronzezeitlichen Siedlung gefunden
wurden. Das Tüllenbeil gehört nach Sprockhoff zum
Typ Koppenow27 und datiert in die Per. V Baudou
bezeichnet diese Beile als „einfache Tüllenbeile mit
einer Mündungsrippe". Ihre Hauptverbreitung liegt in
Südschweden. Auch von Baudou wird dieser Typ in
die Per. V datiert. 28 Der einzeln gefundene schlichte
Knopf29 ist wahrscheinlich zu den Zierplatten des
Pferdegeschirrs zu rechnen und gehört zeitlich eher
in die Per. IV3°
Fasst man diese Bemühungen um eine genauere
Datierung des Rullstorfer Urnengräberfeldes zusam-
men, so ist für die Keramik zunächst keine sichere
typologische Unterscheidung für die Per. IV bis V
zu erreichen. Die Keramik kann allerdings über die
Metallbeigaben, die mit wenigen Ausnahmen in die
Periode IV datiert werden können, und indirekt über
die Verbindung zur Siedlung im Großen und Ganzen
ebenfalls in einen Zeitabschnitt gestellt werden, der
dem der Per. IV entspricht.
7 Zusammenfassung
und Quellenkritik
Mit dem jungbronzezeitlichen Urnengräberfeld im
Bereich der Fundstelle 5 auf dem Kronsberg in Rulls-
torf fassen wir eine mehrere Generationen andauernde
Siedlungsspanne. Ganz offensichtlich ist sie zeit-
lich identisch mit den Bewohnern einer einzigen
Siedlungsphase. Sie umfasst die Bevölkerung eines
Zeitabschnitts von etwa drei, maximal vier Generati-
onen, die auf diesem Gräberfeld bestattet wurde. Die
Belegung des Friedhofs endet mit dem Abbruch der
zugehörigen Siedlung nach einem Brand, dem alle
Gebäude zum Opfer fielen.
Eine unmittelbare Fortsetzung der Siedlungstätig-
keit an diesem Ort durch die Bewohner der betroffenen
Siedlung hat es - obgleich weitere jungbronzezeitliche
Siedlungsbereiche in der ausgegrabenen Fläche bekannt
sind - wohl nicht gegeben. Dieser Befund ergibt sich
durch den Vergleich der keramischen Funde zwischen
den Siedlungen und dem Urnenfriedhof, bei dem nur
eine von drei jungbronzezeitlichen Siedlungsbereichen
überzeugende Übereinstimmungen in der Keramik

26 Menke 1972, Taf. 4,19; Taf. 10,19; Taf. 39, 26-27.

27 Sprockhoff 1956, Bd. I, 88, Abb. 17,8 und Bd. II, Taf. 9,10.

28 Baudou 1960 Taf. V Karte 12.

29 Gebers/Lüth 1996, Taf. 89,1.

30 Sprockhoff 1956, Bd. I, 264, Taf. 60,7.
 
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