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Das jungbronzezeitliche Urnengräberfeld
ansprechender Metallfunde des Gräberfeldes tun. Zu
diesen gehören die Rasiermesser, die Knochen- und
Bronzenadeln, die Lanzetten, die Knöpfe, die Ohr- und
Armringe sowie Finger- bzw. Gürtelringe.
In diese Betrachtung sollten wir auch die Einstück-
horte einbeziehen, die im Bereich zwischen der Sied-
lung und dem Gräberfeld gefunden wurden. Es handelt
sich um die Fragmente eines Beinringes, um ein Tüllen-
beil mit nicht beseitigten Gussnähten aus Bronze und
um einen Bronzeknopf, einem Einzelfund aus dem
Bereich der Siedlung.23 Im Folgenden werden wir
versuchen, diese Metallfunde durch den Vergleich
mit anderen datierten Grab- und Hortfunden in eine
zeitliche Ordnung zu bringen.
Das Rasiermesser mit auf den Rücken geboge-
nem Vogelkopfgriff (Taf. 16,3), wie es im Grab 107 in
Rullstorf belegt ist, kommt nach Baudou im skandi-
navischen Gebiet in der Periode IV ausschließlich in
Männergräbern vor. Das trapezförmige Rasiermesser
des Grabes 105 (Taf. 14,6) dürfte eine jüngere, in die
Periode IV bis V zu datierende Form sein.
Von der Knochennadel aus dem Grab 15 (Taf. 3,5),
die nur als Fragment vorliegt, wissen wir nicht, ob sie
zu den verzierten Exemplaren gehört. Für verzierte
Knochennadeln sind Vergleichsfunde überwiegend
aus der Periode IV vorhanden. Nur wenige Exemplare
kommen in Fundzusammenhängen der Periode V vor.
Das gleiche gilt für Bonzenadeln mit geradem
Schaft und kreisverziertem Nagelkopf. Sie kommen
im Zusammenhang mit Funden der Periode IV und
V vor. Die Rullstorfer Bronzenadel mit kreisverzier-
tem Nagelkopf und geradem Schaft scheint allerdings
Bestandteil einer Hängeplattenfibel gewesen zu sein,
denn im Rullstorfer Grab sind außer der Bronzena-
del auch stärker vom Scheiterhaufenfeuer verformte
Fragmente einer Bronzespirale gefunden worden.
Die Hängeplattenfibel ist eine der Leitformen der
Kulturprovinz an der Ilmenau. Für diesen Fibeltyp
wird von E. Sprockhoff ein vergleichbarer Fund aus
Garlsdorf abgebildet.24 Nach Sprockhoff können
Fibeln dieses Typs aus den Formen der Periode III
hergeleitet werden und laufen in der Periode IV aus.
Eine weitere Bronzenadel mit geradem Schaft und
seitlich ausgerollter Spirale kommt aus dem Rullstorfer
Grab 225 (Taf. 22,3). Für diese Bronzenadel gibt es
bislang keine Vergleichsfunde, so dass wir sie typo-
logisch als „Rullstorfer Nadel" bezeichnen können.
Ihre Zeitstellung wird sich eher über den zugehörigen
Gefäßtyp ermitteln lassen.
Von besonderem Interesse ist die Spiralkopfnadel,
die vermutlich zu einem Kindergrab im Bereich der
Siedlung gehört. Der Spiralkopf dieser Nadel hat nur
zwei Windungen, der Querschnitt des Bronzedrahtes
im Bereich der Aufrollung ist rechteckig, der Schaft
verläuft leicht gebogen und hat einen runden Quer-
schnitt. Die Spitze ist leider abgebrochen, doch dürfte
die Länge der Nadel ca. 6-7 cm betragen haben.
Diese Nadelform gehört nach Baudou zum Typ der
„Spiralkopfnadeln mit einschwingendem Schaft" und
ist durch Grabfunde in die Periode IV datiert.25
Zweischneidige Spitzen mit einem längeren Schaft,
die sog. Lanzetten sind nach Baudou am häufigsten
in Gräbern der Periode IV zu finden. Sie kommen
vereinzelt aber auch noch in Gräbern der Periode V
vor, wodurch wir mit diesen Funden keine genauere
Datierung erreichen können.
Vom Rullstorfer Gräberfeld sind zwei Knöpfe
erhalten. Der erste ist ein halbkugeliger Knopf mit
einem Quersteg auf der Unterseite (Grab 240, Taf. 24,8).
Baudou bezeichnet diesen Typ als halbkugelige Knöpfe
mit Öse. Die meisten datierenden Funde dieses Typs
gehören zur Periode IV einer ist in einem Grab der
Periode V gefunden worden. Bei dem zweiten Knopf
handelt es sich um einen Doppelknopf aus dem Grab
212 (Taf. 20,7). Die meisten Knöpfe dieses Typs sind
verziert. Sie kommen nach Baudou mit Sternmuster
in der Periode III vor, gehören ansonsten in Fundzu-
sammenhänge, die in die Periode IV datiert werden.
Kleinere Ringe aus dem Bereich der Ohr- und
Armringe werden in der Literatur nicht ausreichend
typologisch differenziert. Das kommt daher dass sie
oft aus anderen Bronzegegenständen, insbesondere
aus Bronzefragmenten in sekundärer Verwendung,
zu den gewünschten Ringformen zusammengebogen
wurden. In Rullstorf sind davon insbesondere die
schlichten Drahtringe in Kindergräbern betroffen.
In einem Grab wurde sogar ein Bronzepfriem zu
einen Armring zurecht gebogen (Grab 43; Taf. 10,5).
Andere Ringe sind gegossen, haben einen flachen,
dachförmigen Querschnitt wie der Armring aus Grab
23 Gebers 1996, Taf. 89.1.
24 Sprockhoff 1937, Abb. 19,4.
25 Baudou 1960, 80.
Das jungbronzezeitliche Urnengräberfeld
ansprechender Metallfunde des Gräberfeldes tun. Zu
diesen gehören die Rasiermesser, die Knochen- und
Bronzenadeln, die Lanzetten, die Knöpfe, die Ohr- und
Armringe sowie Finger- bzw. Gürtelringe.
In diese Betrachtung sollten wir auch die Einstück-
horte einbeziehen, die im Bereich zwischen der Sied-
lung und dem Gräberfeld gefunden wurden. Es handelt
sich um die Fragmente eines Beinringes, um ein Tüllen-
beil mit nicht beseitigten Gussnähten aus Bronze und
um einen Bronzeknopf, einem Einzelfund aus dem
Bereich der Siedlung.23 Im Folgenden werden wir
versuchen, diese Metallfunde durch den Vergleich
mit anderen datierten Grab- und Hortfunden in eine
zeitliche Ordnung zu bringen.
Das Rasiermesser mit auf den Rücken geboge-
nem Vogelkopfgriff (Taf. 16,3), wie es im Grab 107 in
Rullstorf belegt ist, kommt nach Baudou im skandi-
navischen Gebiet in der Periode IV ausschließlich in
Männergräbern vor. Das trapezförmige Rasiermesser
des Grabes 105 (Taf. 14,6) dürfte eine jüngere, in die
Periode IV bis V zu datierende Form sein.
Von der Knochennadel aus dem Grab 15 (Taf. 3,5),
die nur als Fragment vorliegt, wissen wir nicht, ob sie
zu den verzierten Exemplaren gehört. Für verzierte
Knochennadeln sind Vergleichsfunde überwiegend
aus der Periode IV vorhanden. Nur wenige Exemplare
kommen in Fundzusammenhängen der Periode V vor.
Das gleiche gilt für Bonzenadeln mit geradem
Schaft und kreisverziertem Nagelkopf. Sie kommen
im Zusammenhang mit Funden der Periode IV und
V vor. Die Rullstorfer Bronzenadel mit kreisverzier-
tem Nagelkopf und geradem Schaft scheint allerdings
Bestandteil einer Hängeplattenfibel gewesen zu sein,
denn im Rullstorfer Grab sind außer der Bronzena-
del auch stärker vom Scheiterhaufenfeuer verformte
Fragmente einer Bronzespirale gefunden worden.
Die Hängeplattenfibel ist eine der Leitformen der
Kulturprovinz an der Ilmenau. Für diesen Fibeltyp
wird von E. Sprockhoff ein vergleichbarer Fund aus
Garlsdorf abgebildet.24 Nach Sprockhoff können
Fibeln dieses Typs aus den Formen der Periode III
hergeleitet werden und laufen in der Periode IV aus.
Eine weitere Bronzenadel mit geradem Schaft und
seitlich ausgerollter Spirale kommt aus dem Rullstorfer
Grab 225 (Taf. 22,3). Für diese Bronzenadel gibt es
bislang keine Vergleichsfunde, so dass wir sie typo-
logisch als „Rullstorfer Nadel" bezeichnen können.
Ihre Zeitstellung wird sich eher über den zugehörigen
Gefäßtyp ermitteln lassen.
Von besonderem Interesse ist die Spiralkopfnadel,
die vermutlich zu einem Kindergrab im Bereich der
Siedlung gehört. Der Spiralkopf dieser Nadel hat nur
zwei Windungen, der Querschnitt des Bronzedrahtes
im Bereich der Aufrollung ist rechteckig, der Schaft
verläuft leicht gebogen und hat einen runden Quer-
schnitt. Die Spitze ist leider abgebrochen, doch dürfte
die Länge der Nadel ca. 6-7 cm betragen haben.
Diese Nadelform gehört nach Baudou zum Typ der
„Spiralkopfnadeln mit einschwingendem Schaft" und
ist durch Grabfunde in die Periode IV datiert.25
Zweischneidige Spitzen mit einem längeren Schaft,
die sog. Lanzetten sind nach Baudou am häufigsten
in Gräbern der Periode IV zu finden. Sie kommen
vereinzelt aber auch noch in Gräbern der Periode V
vor, wodurch wir mit diesen Funden keine genauere
Datierung erreichen können.
Vom Rullstorfer Gräberfeld sind zwei Knöpfe
erhalten. Der erste ist ein halbkugeliger Knopf mit
einem Quersteg auf der Unterseite (Grab 240, Taf. 24,8).
Baudou bezeichnet diesen Typ als halbkugelige Knöpfe
mit Öse. Die meisten datierenden Funde dieses Typs
gehören zur Periode IV einer ist in einem Grab der
Periode V gefunden worden. Bei dem zweiten Knopf
handelt es sich um einen Doppelknopf aus dem Grab
212 (Taf. 20,7). Die meisten Knöpfe dieses Typs sind
verziert. Sie kommen nach Baudou mit Sternmuster
in der Periode III vor, gehören ansonsten in Fundzu-
sammenhänge, die in die Periode IV datiert werden.
Kleinere Ringe aus dem Bereich der Ohr- und
Armringe werden in der Literatur nicht ausreichend
typologisch differenziert. Das kommt daher dass sie
oft aus anderen Bronzegegenständen, insbesondere
aus Bronzefragmenten in sekundärer Verwendung,
zu den gewünschten Ringformen zusammengebogen
wurden. In Rullstorf sind davon insbesondere die
schlichten Drahtringe in Kindergräbern betroffen.
In einem Grab wurde sogar ein Bronzepfriem zu
einen Armring zurecht gebogen (Grab 43; Taf. 10,5).
Andere Ringe sind gegossen, haben einen flachen,
dachförmigen Querschnitt wie der Armring aus Grab
23 Gebers 1996, Taf. 89.1.
24 Sprockhoff 1937, Abb. 19,4.
25 Baudou 1960, 80.