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Archäometrie an Funden der Bronzezeit aus der Siedlungskammer Rullstorf

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Archäometrie an Funden der Bronzezeit aus der
Siedlungskammer Rullstorf

Robert Lehmann, Georgios Avraam
Einleitung
Untersucht wurden 15 Fundobjekte aus Bronze.1
Alle Objekte lassen sich in den Zeitabschnitt der
jüngeren Bronzezeit2 eingrenzen. Ziel war es, die
Qualität einiger Bronzeteile sowie die Metallherkunft
zu charakterisieren. Ein Teil der Objekte stammt aus
Grabungen 1993-1997, ein Teil aus der Sammlung
Krohn (Rullstorf 5 und Rullstorf Osterberg). Die Ob-
jekte sind in der Tabelle 1 aufgelistet.
Messtechnik
Für eine Herkunftsbestimmung des erschmolzenen
Materials sind Bleiisotopenverhältnisse geeignet.
Streng genommen wird hierbei die Herkunft des Bleis
ermittelt. Dieses stammt als natürliche Verunreinigung
aus dem Kupfer oder es handelt sich um bewusst zule-
giertes Blei. Bei Bleigehalten unter 3 % kann meistens
von nicht zulegiertem Blei, bei Bleigehalten über 5 %
von zulegiertem Blei ausgegangen werden. Häufig
ergibt sich bei Zulegierung von Blei eine Mischungs-
funktion zweier Lagerstätten (Kupfer und Blei), was
sich dadurch äußert, dass die Werte für verschiedene
Proben auf einer Linie (eigentlich leicht gekrümmter
Kurve) liegen. Zinn ist kein natürlicher Träger von Blei,
weshalb zulegiertes Zinn in der Regel keinen Einfluss
hat. Deshalb spiegelt die Bleiherkunft die Herkunft
des Kupfers oder des zulegierten Bleis wider. Durch
Recycling verschieben sich die Isotopenverhältnisse,
wenn Fremdmetall zulegiert wird. Durch das Einschmel-
zen selbst verändern sich die Bleiisotopenverhältnisse
nicht. Die Eignung der Bleiisotopenverhältnisse, de-
ren Probleme sowie die Methodik ist in der Literatur

1 Die Analysen fanden 2013 in der Leibniz Universität Hannover,
Arbeitskreis Archäometrie, Leitung R. Lehmann, statt. Die Blei-
isotopenanalysen wurden mit I. Horn im Institut für Mineralogie
durchgeführt.

2 Einschätzung des Ausgräbers W Gebers, Stand 2017.

hinreichend beschrieben. Eine Zusammenstellung
besonders für archäologische Anwendungen wurde
2011 publiziert.3 Durch den Einsatz einer Laserab-
lation, welche ah ein Massenspektrometer gekoppelt
wird, lassen sich die Bleiisotopenverhältnisse ohne
sichtbare Spuren ermitteln. Diese Methode wird des-
halb als semi-zerstörungsfrei bezeichnet. Durch den
Einsatz eines ultraschnellen fs-Lasers werden zudem
verfälschende Fraktionierungseffekte vermieden, da
keine Schmelzvorgänge stattfinden und das Material
(einige Nanogramm, eine nicht sichtbare und nicht
wägbare Menge) explosionsartig verdampft wird. Als
Neuerung in der Methodik wurde eine weiterentwickel-
te Speziallaserkammer eingesetzt. Die Laserkammer
des Typs „Schnelle Auswaschzelle" hat keinen Boden
und kann auf ein Artefakt einfach aufgesetzt werden,
so dass das Messobjekt im Ganzen gemessen werden
kann. Eine Probenahme erübrigt sich deshalb im Op-
timalfall. Durch die Probenkammer wird ein leichter
Helium-Gasstrom geleitet, der ablatiertes Material
zum Massenspektrometer befördert. Die Prozedur an
Artefakten, auch die Parameter für die Bleiisotopen-
messungen mittels der eingesetzten hochauflösenden
Laserablation-Massenspektrometrie (fs-LA-ICP-MCMS)
wurden 2014 beschrieben.4
Das Laserablationssystem basiert auf einem 100
Femtosekunden-Ti-Saphir-Verstärker-System. Die
Pulsenergie beträgt bei 196 nm 0,01 mJ/Puls. Der
Durchmesser für den Probenabtrag (Laserspot) beträgt
etwa 10 bis 35 pm, die Energiedichte 1,0 J/cm3. Für
die Analyse wurde meist ein Spot mit 10 pm genutzt,
um ein Ablationsraster zu erhalten. Die Massendis-
kriminierung erfolgte durch eine Korrektur mittels
Thallium. Als Referenzmaterial wurde NIST SRM 997
eingesetzt. Die erreichte Präzision der Thallium-Iso-

3 Lehmann 2011.

4 Fellenger/Lehmann/ Vogt 2014.
 
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