Das jungbronzezeitliche Urnengräberfeld
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der Knochenbrände übernommen hat. Weitere Unter-
suchungen über die chemische Zusammensetzung
und die Herkunft der Bronzen sind von Dr. Robert
Lehmann durchgeführt worden. Seine Ergebnisse
werden ebenfalls in diesem Band vorgestellt.
4 Auswertung der Befunde
Sieht man von den Zerstörungen ab, die den nord-
westlichen Bereich des Urnengräberfeldes betreffen
und bis in sein Zentrum hineinreichen, so sind im
Wesentlichen noch große Bereiche des Bestattungs-
platzes intakt angetroffen worden. Von großem Vorteil
ist es auch, dass es bei dieser Fundstelle gelungen
ist, die Grabungen über die Grenzen der ehemali-
gen Belegung hinaus zu führen, wodurch auch die
Randbereiche des Gräberfeldes mit den dort befind-
lichen Anlagen erschlossen werden konnten. Trotz
der Verluste erhalten wir ein fast vollständiges Bild
der religiösen Handlungen und der Brauchtümer, die
dieses Gräberfeld im erhaltenen materiellen Bereich
der Grabsitten, der Grabformen, der Beigaben und der
sonstigen Anlagen auszeichnen. Selbst die Auswahl
der Lage des Gräberfeldes durch die jungbronzezeitli-
chen Siedler auf dem Kronsberg scheint verständlich
zu sein: Es wurde, in gebührendem Abstand zur Sied-
lung, innerhalb einer der steinigsten und am stärksten
mit Findlingen bestückten Flächen auf dem Krons-
berg angelegt. Im Verlauf des Auswertungen wird sich
zeigen, warum dieser Platz besonders geeignet war.
Wir werden nun den Blick in eine längst vergangene,
uns fremde Zeit richten und analysieren, was sich im
Verlauf der Zeit auf diesem Gräberfeld ereignet hat.
Wir wollen nach Gründen suchen warum bestimmte
Sitten und Grabbrauchtümer gepflegt wurden und wie
sie sich im Verlauf der Belegung des Friedhofs verän-
dert haben. Dabei scheint es wichtiger alles richtig zu
beobachten, als alles richtig zu deuten.
4.1 Steinpflaster
Das Zentrum des Gräberfeldes wird von Steinpflas-
tern dominiert. Es handelt sich um Pflasterungen aus
Graniten, die nur aus einer einzigen Steinlage bestan-
den und auf dem ehemaligen Laufhorizont angelegt
waren. Sie bestanden aus meist faustgroßen, rundlichen,
natürlich verrollten oder auch geschlagenen Steinen.
Soweit noch gut erhalten, lassen sich rechteckige und
rundliche Pflaster unterscheiden. Die Seitenlängen des
größten, rechteckigen Pflasters 204 betragen 2,20 x
3,40 m. Runde Steinpflaster sind am häufigsten. Sie
haben unterschiedliche Durchmesser von 0,50, 1,40,
1,60 und 1,70 m.
Die Steinlagen der Pflaster waren in sich eben und
zeigten außer kleineren Lücken in der Bepflasterung
keine Unterschiede. Ob die Fläche unter der Stein-
lage der Pflasterungen zusätzlich einplaniert wurde,
lässt sich aus den Grabungsbefunden nicht eindeutig
erkennen, weil innerhalb des lehmig-sandigen, stark
braun gefärbten Lauf- und Bodenhorizontes keine
Unterschiede gegenüber der Umgebung und dem
Untergrund sichtbar waren. Lediglich beim Stein-
pflaster 41 wird eine Einebnung der Fläche, auf der
das Steinpflaster errichtet wurde und eine Fundamen-
tierung mit kleineren Steinen, nicht ausgeschlossen.
Eine besondere Ordnung der Steine innerhalb der
einzelnen Pflaster ist nicht zu erkennen. Lediglich
ihre Außenkonturen scheinen von etwas größeren
Steinen gebildet zu sein (Pflaster 45). Auf diese folg-
ten sodann nach innen kleinere Steine, die sich z.T.
leicht überlagerten, so dass in der Bepflasterung eine
Abfolge von den äußeren Begrenzungsteinen nach
innen erfolgt sein muss. Es gab jedoch auch Anlagen
wie das Pflaster 217, bei dem der Aufbau von innen
nach außen erfolgt ist.
Bei den überwiegend faustgroßen Steinen handelt
es sich vor allem um natürlich verrollte Granite, die in
wechselnden Farben aus stärker grauen oder rötlichen
Exemplaren bestanden. Bei der Pflasterung scheint
keine Bevorzugung einer bestimmten Granitfarbe und
auch keine Sortierung in der Abfolge bestimmter Stein-
farben bestanden zu haben. Ihre Verwendung innerhalb
der Steinpflaster scheint eher zufällig erfolgt zu sein.
Erwähnenswert sind auch die in den Steinpflastern
verbauten Steine, die deutliche Feuereinwirkungen in
Form von rötlich gefärbten Zonen und Hitzerissen
aufweisen. Es sind Steine, deren Herkunft aus dem
engeren Umfeld des Gräberfeldes eher ausgeschlossen
werden kann, weil keine zeitgleichen Feuerstellen mit
den entsprechenden kleineren Geröllen nachgewiesen
sind. Einen gewissen Hinweis auf ihre Herkunft erhält
man durch die ebenfalls mit den in den Pflastern
eingebauten Klopf- und Reibsteinen, deren Herkunft
aus dem Bereich des Urnengräberfeldes ausgeschlos-
sen werden kann. Sie dürften aus der nahegelege-
nen jungbronzezeitlichen Siedlung stammen. Weil
sie - wie die unbearbeiteten faustgroßen Granite mit
Feuerspuren - nicht aus dem unmittelbaren Umfeld
des Gräberfeldes stammen, aber einen normalen
Bestandteil der Siedlung darstellen, dürften diese
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der Knochenbrände übernommen hat. Weitere Unter-
suchungen über die chemische Zusammensetzung
und die Herkunft der Bronzen sind von Dr. Robert
Lehmann durchgeführt worden. Seine Ergebnisse
werden ebenfalls in diesem Band vorgestellt.
4 Auswertung der Befunde
Sieht man von den Zerstörungen ab, die den nord-
westlichen Bereich des Urnengräberfeldes betreffen
und bis in sein Zentrum hineinreichen, so sind im
Wesentlichen noch große Bereiche des Bestattungs-
platzes intakt angetroffen worden. Von großem Vorteil
ist es auch, dass es bei dieser Fundstelle gelungen
ist, die Grabungen über die Grenzen der ehemali-
gen Belegung hinaus zu führen, wodurch auch die
Randbereiche des Gräberfeldes mit den dort befind-
lichen Anlagen erschlossen werden konnten. Trotz
der Verluste erhalten wir ein fast vollständiges Bild
der religiösen Handlungen und der Brauchtümer, die
dieses Gräberfeld im erhaltenen materiellen Bereich
der Grabsitten, der Grabformen, der Beigaben und der
sonstigen Anlagen auszeichnen. Selbst die Auswahl
der Lage des Gräberfeldes durch die jungbronzezeitli-
chen Siedler auf dem Kronsberg scheint verständlich
zu sein: Es wurde, in gebührendem Abstand zur Sied-
lung, innerhalb einer der steinigsten und am stärksten
mit Findlingen bestückten Flächen auf dem Krons-
berg angelegt. Im Verlauf des Auswertungen wird sich
zeigen, warum dieser Platz besonders geeignet war.
Wir werden nun den Blick in eine längst vergangene,
uns fremde Zeit richten und analysieren, was sich im
Verlauf der Zeit auf diesem Gräberfeld ereignet hat.
Wir wollen nach Gründen suchen warum bestimmte
Sitten und Grabbrauchtümer gepflegt wurden und wie
sie sich im Verlauf der Belegung des Friedhofs verän-
dert haben. Dabei scheint es wichtiger alles richtig zu
beobachten, als alles richtig zu deuten.
4.1 Steinpflaster
Das Zentrum des Gräberfeldes wird von Steinpflas-
tern dominiert. Es handelt sich um Pflasterungen aus
Graniten, die nur aus einer einzigen Steinlage bestan-
den und auf dem ehemaligen Laufhorizont angelegt
waren. Sie bestanden aus meist faustgroßen, rundlichen,
natürlich verrollten oder auch geschlagenen Steinen.
Soweit noch gut erhalten, lassen sich rechteckige und
rundliche Pflaster unterscheiden. Die Seitenlängen des
größten, rechteckigen Pflasters 204 betragen 2,20 x
3,40 m. Runde Steinpflaster sind am häufigsten. Sie
haben unterschiedliche Durchmesser von 0,50, 1,40,
1,60 und 1,70 m.
Die Steinlagen der Pflaster waren in sich eben und
zeigten außer kleineren Lücken in der Bepflasterung
keine Unterschiede. Ob die Fläche unter der Stein-
lage der Pflasterungen zusätzlich einplaniert wurde,
lässt sich aus den Grabungsbefunden nicht eindeutig
erkennen, weil innerhalb des lehmig-sandigen, stark
braun gefärbten Lauf- und Bodenhorizontes keine
Unterschiede gegenüber der Umgebung und dem
Untergrund sichtbar waren. Lediglich beim Stein-
pflaster 41 wird eine Einebnung der Fläche, auf der
das Steinpflaster errichtet wurde und eine Fundamen-
tierung mit kleineren Steinen, nicht ausgeschlossen.
Eine besondere Ordnung der Steine innerhalb der
einzelnen Pflaster ist nicht zu erkennen. Lediglich
ihre Außenkonturen scheinen von etwas größeren
Steinen gebildet zu sein (Pflaster 45). Auf diese folg-
ten sodann nach innen kleinere Steine, die sich z.T.
leicht überlagerten, so dass in der Bepflasterung eine
Abfolge von den äußeren Begrenzungsteinen nach
innen erfolgt sein muss. Es gab jedoch auch Anlagen
wie das Pflaster 217, bei dem der Aufbau von innen
nach außen erfolgt ist.
Bei den überwiegend faustgroßen Steinen handelt
es sich vor allem um natürlich verrollte Granite, die in
wechselnden Farben aus stärker grauen oder rötlichen
Exemplaren bestanden. Bei der Pflasterung scheint
keine Bevorzugung einer bestimmten Granitfarbe und
auch keine Sortierung in der Abfolge bestimmter Stein-
farben bestanden zu haben. Ihre Verwendung innerhalb
der Steinpflaster scheint eher zufällig erfolgt zu sein.
Erwähnenswert sind auch die in den Steinpflastern
verbauten Steine, die deutliche Feuereinwirkungen in
Form von rötlich gefärbten Zonen und Hitzerissen
aufweisen. Es sind Steine, deren Herkunft aus dem
engeren Umfeld des Gräberfeldes eher ausgeschlossen
werden kann, weil keine zeitgleichen Feuerstellen mit
den entsprechenden kleineren Geröllen nachgewiesen
sind. Einen gewissen Hinweis auf ihre Herkunft erhält
man durch die ebenfalls mit den in den Pflastern
eingebauten Klopf- und Reibsteinen, deren Herkunft
aus dem Bereich des Urnengräberfeldes ausgeschlos-
sen werden kann. Sie dürften aus der nahegelege-
nen jungbronzezeitlichen Siedlung stammen. Weil
sie - wie die unbearbeiteten faustgroßen Granite mit
Feuerspuren - nicht aus dem unmittelbaren Umfeld
des Gräberfeldes stammen, aber einen normalen
Bestandteil der Siedlung darstellen, dürften diese