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Mannheimer Anzeiger — 1860

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Januar (Nr. 1 - 26)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30467#0075

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Erlchcint, Montags ausgcnommcn, täglich
Morgcns und koslct in Mannhcim vicrtclgähr-
H7. Uch I II., halbg. 2 U.; in ganz Kadcn haldg.

3 kl., uiertclg. k kl. 30 kr.; im dcutsch-ostcrr.
Postucrcinhaldg. 3 kl. 45 kr., uicrtclg. I tl.53kr.

Frsitag, 2O. Januar

Antcigcn wcrdcn in dem „Mannheimer An-
.icigcr " wic in dcm damit verbundcnen täg-
lichcn „Ktrasscnglakat" zusammcn die gcwohn-
liche Zcilc mit 2 kr. bcrcchnct. Das Ktrasscn-
plakatwird dics- u.gcnscits dcs Vhcins angcschl.

18KO.

G Wie PesttüozMittung in Mnnnheim.

(Forlsctzung.)

Die Zahl der außerordentlichen Mitgliedcr, d. i.
solchcr, wclche an dic Pestalozzistiflung jährlich einen ge-
rrissen milden Bcitrag entrichtcn, und die wir nut dcm
schöncn Namen Ekrenmitglieder dezcichncn, hat in dcm
Rechnungsjahre 1859—60 die Zahl von 132 erreicht.
Bon diejc» sehr verchrungswürdigeu Wohlthätern haben
manchc ihre Jahreögabeu aus freiem Slntriede erhöhct.
Solche öffemlicb zu nennen, ist verbvten worden. Die
Zahl jener Wohlthäter, welche blos für das abgewichene
Rechnungsjahr milde Gaben der Stiftung zukoiiimen
licßen, beläuft sich auf 251. Siehe bei diesen wie bei
jcnen dcn „Mannhcimer Anzeiger" vom 10. Dez. 1859
Nr. 249. Dic Namen der sämmllichen edlcn Wohlthätcr
sind in unscr angelegtes Gedenkbuch cingetragen, um sie
zum ehrcnden Andenken der Nachwelt zu überliefern.

Die ganze Summe, welche unserer Vcreiiiskasse durch
freundHchcs Wohlwollen hiesiger Einwohner ün verflosse--
ncn Jahrc gercicht wurde, beträgt nach der erstcllten und
heute veröffentlicht werdcnden JahreSrechnung pro 1859/60
490 fl. 11 kr.

Vor Allem drängt es die hicsigen Vvlksschullehrer,
alS Mitglieder deS PestalozzivereliiS, tn der heutigen Gc-
neralversammliing dcn sämmilichen hochherzigen Wohl«
thatcrn ihrer Stiftung hicr in diesem Lokale durch mich
dcn innigsten Dank auszusprechen. Zuglcich müsseli wir
mit liefem Dankgefühle rühmcn, daß Herr Stadtpfarrer
Echellenbcrg aufSlnsuchcn die am Grabe des verstorbenen
HauptlchrerS Kurzenberger gehaltcne Redc, zum Besten
der Pestalozzistiftung dem Drucke übergeben, und so dem
Vercin nach Abzug der bctr. Kosten 101 fl. 27 kr. über-
macht hat.

Es ist schön und löblich, wenn Diefenigen, dcrcn
Flciß, deren Verhältiüsse von Gott dcm Allvater gcsegnet
wurden, einen Theil des Segcns Wiktwen und Waisen,
namentlich jencu dcr Volkslehrer, die so spärlich, ja
kümlnerlich vom Staate bedachl sind, zukommen'lassen.
Aus dieses cdle Gcfühl baucnd, dürfen wir unö der freu-
digen Hoffnung hingeben, daß auch künftighin unserc
Stiftung von ähnlichcm Erfolge gckrönt werde.

Unsere Sliftung, die ohne einen Beitrag von Seite
deS SlaatS, dcrmalen drci Wittwen jcder jährlich 50 fl.
Bencfizium verabreicht, und dieseS Jahr eine weitere
Erhöhung iu Slussicht stellt, bedarfauch ferner, wenn sie
ihr Ziel errcichen soll, der krästigen Untcrstützung; weß-
halb wir nnfere Vereinsinitglieder, sowie die bishcrigen
Gutthäter uud Freunde angelegeutlichst um Ausdaner in
Verabreichung der bisherigen Gabcn bitten.

^ Unsere cdlen Freunde und Wohlthäter, wclche das
Aahr über so oft an den Schulhäusern vorbcigehen, mö-
gcn stch air die Worte eines allbckanntcii, vercwigteii
Gottcsmaiines (des verst. B. S.) erinnern, der sagl:
„WaS jst der schönste, aber zugleich schwerste Beruf deS
Wohlhabenden auf Erden? — Gottcs Rechnungssührcr
zum Besten der Wittwen und Waisen — überhaupt der
Armcn zu si-in, — jn scinem Hause und mit seiner
Münze." Nur so, hochgcschätzte Anwesende, können wir
bestehen, nur dadurch kann eine, ohne alle Mittel, blos
auf reiues Goilcsvcrtraucn gegründete Stiftuug, ihre

Ausgabe erfüllen, wenn cdle Seelcn vpferbereit helfen,
wenn von oben der. Segcn kommt, ohne den nichtS ge-
deihen kann. — Der Segen, der uns bisher erhalten hat,
der möge noch serncr und in allen Zeitcn über unsere
Stistuug waltcn.

(Schluß folgt.)

Deu tschl and.

-sf- Mannheim, 19. Jan.» Die Mitgliedcr dcr jüngst
in Karlsruhe gcwesenen Deputatio:'. sprcchen sich über
die höchsten Orts ihncn gemachten Miitheilungen nur init
großer Zurückhaltung aus; wie cs scheint deßhalb, weil
man es sür nicht diskrct häli, wenn dicse Mitiheilungcn
den Weg iu bie Pressc findcii würden- So viel scheint
jebvch gewiß zu scin, daß in den höchsten Kreisen der
ausrichtigste Wunsch bestcht, die wahre Sllmmung des
Landes in der für dasseldc so wichtigcn Konkordatsfrage
keiinen zu lernen und daß man inSbesondcre von de»
gcsctzlichen Verlretern dcS LandcS erwartet, daß sie sich
„sreimüthi'g und mannhast" übcr dicsen äußcrft wichtigcn
Gegenstand aussprechen werdeii.

Klirtsruhe, 17. Jan. Die Vorarbeiten für dic von
hier nach Knielingen zu führende Eisenbahn, welche auf
Kosten der hiesigen Gemcinde hergestellt werdcn soll,
gehen jetzt ihren raschen Gang; cin fchr tüchtiger Tcch-
niker ist damit betraut und wird sicherlich in der Wahl
der Zugsrichtung, sowie in Fertigung deS Kosienübcr-
schlags stinc Mcisterschaft bewähren. VoN einer Ncber-
brückung des Rheins bei Kniclingen ist aber vor der
Hand noch keine Rcde. (S. M-1

Die so frevelhaft in Münckcn beschädigten Fresken
von Rottmann konnlen glücklicherweife ohne Schaden
wicder reparirt werden.

Ende Slpril oder Anfangs Mai findet im Glas-
pallaste zu München eine großartige Blumenausstellung
statt-

* Dr. Silberschmidt, Verfasser einer von der Uni-
versität Wiirzbiirg g-krönten Prcisschrist, hat die Erlaudniß
erhalten, sich als Privatdozent dcr Gebürtshülfe dafelbst
ctablircn zu dürfen. Dr. Silberschmidt ist der erste Jude
der als Dozcnt zur Universiiät zugelassen wurde.

Stuttgart, 16. Jan. Unwillen unter allen Par-
teien erregt ein Fall von Zelotismus, den sich der hiesige
protestantische Stiftsprediger und Prälat v. Kapff am
Grabe des kürzlich verstorbenen Ministers v. Schlayer
hat zu Schuldcn kommen lasseii. Von der Familie zur
Slbhaltung der Grabrede beeufen, wußte dcr hochwürdigc
Hcrr nichts BessereS zu thun, alS des Verstorbencn po-
liüsche Laufbahn vom einseltiastcu kirchlich rellgiösen
Standpunkte zu kritisiren. Der Verstorbcnc habe, lautete
ungefähl der langenRede knrzer Sinn, nichtbei Zciten Buße
gcthan und sich bekchrt, und dcßhalb sei sein miiüsteriel-
les Wirken fruchtlos gewefeii und sein schließlicher Abweg
auf die Bahn der demokratischen Opposition ersolgt u. dgl.
So groß auch die Slnzahl der Leute ist, welche wcder die
oppositionclle Wirksamkeit dcs Hingegangenen billigten,
noch seiner einseitigen burcaukratischen Richtung im Vor-
märz Bewunderung zollten, so war doch das offene Grab
nicht der geeignetc Ort politischer Splittcrrichtcrei. (K.Z.)

^ Zwischen dcn Regierungen von Fippe und San-
nover ist ein Vertrag geschlosfen wcrden, wonach das

hannover'sche Obcrappcllationsgericht als dritte Jnstanz
sür das Fürstenthum in Wirksamkcit tritt. Zum Schmerz
der Hannover'schen Richker gilt in Lippe noch das alte
schriftliche Verfahren, doch ist cine Reform beabsichtigt.

* Drcsdcn, 16. Jan. Auf Grund deS F. 88 dcr
Verfassuiigöurkunde vom 4. Sept. 1831 ist unterm hcu«
tigen Tag eine ncue allerh. Verordiiung, die Rinderpest
betr., erlassen worden.

' AuS Dresden schreibt nian dcr „Bank- u. H.- Z.
daß die sächsische Regierung ernstlich mit dcr Slbsicht um-
gcht, die Wuchcrgesctzen aufzuhebcn, und daß bereitS ein-
teitende Schritte gethau sind, um dic Stimmen der am
uächsteii bei dieser Maßregcl betheiligten Klassen zur Aeu,
ßerunq zu veraiüasscn.

* Die „Südd. Ztg." meldet, daß Schwcdcn nculich
alS Vermittlcr in Berlui den von Däncmaik genehmigten
Vorschlag machte, gegcn die Einverleibung SchleSwigs
in Dänemark Holstein und Laueuburg die Stellung vvn
Luremburg zu geben; Preußen aber hade dieS abge-
lehnt.

* Von der Regierung des Herzogthums Lauenburg
wurde unterm 11. Jan. cin Ausschreibcn erlassen, be-
treffcnd die Vomahme der Wahl der Abgeordneten für
die mit dem 1. März d. I. beginneude zweite ständische
Wahlperiode.

Die „Krcuz-Z." will wissen, daS Wiener Kabiuet
habe seine definitive Nichtbetheiligung am Kongreß nun-
mehr den Mächten angezeigt.

* Wie preußische Blätter meldcn, hat derapostolische
Nuntius oe Luea in Wien ein Rundschreiben an alle
kath- Vereine in Oesterreich gerichtet, worin, Bezug
nehiiiend auf die ungeschmälerte weltliche Herrschaft des
Papstes, gesagt wird:

-Im Gruiide wol>l bleibt die Kirche unter alleii Ber-
bältniffen frei und unabhängig, weil sie das Märtprertbum
nie scheut; doch ist dieseS Mittel ihre Freiheit zu dehaupten
nicht von der Art daß die Menschheit auf die Oauer ertra-
gen köunte. Darum muß die Gründung der weltlichen
Macht des «postolischen StubleS als eine spezielle Änord-
nung GotteS betrachtet werden."

Jtalien.

Mrenz, 13. Jan. Toskana und namentlich Florenz
haben wohl seit Jahrhunderten nicht solche industrielle
Regsamkcit an den Tag gelegt, wie es eben jetzt der Fall
ist. — Die Regierung der Emilia hofft, bis nächsten
März eine Armee von 40,000 Mann inS Feld stellen
zu könneii. — Das Erscheincn der französischen Flugschrift
ist i'n Toskana mit nicht geringercr Freude begrüßt wor-
den, als cs seiuer Zeit mit den Siegesbotschaficu von
Magenka und San Martino der Fall gewesen. Die
Straßen von Siena schmückten sick müt Trikoiorcn und
Abends wurde illuminirt. Jn dmi mehr praktischen
Pistoja haben sich die unilicgeriben Dorfschaften an dem
Tage in festlichen Zügen vereinigt und sind mit Weib
und Kind und unter Musik und fllkgenden Bannern in
die Stadt gejogen, um dem Zentralkomitee des Garibal-
di'schen Waffenvereins ihr Schcrflein zu überbringen.

Das italienische Provisorium läßt sich nickt mehr
lange haltcn; Alles drängt zur Entscheidung; die sehr
dcgreifliche Ungeduld der Bevölkcrungen droht, die Zügel
zu sprengen, und auch die sranzösifche Dipiomatie hat,

Nntcrhaltnngsblatt Nr. 15 z»in„Mannhcimcr Anzcigcr vo,» 2v. Jan. 18ü0.

^ Der Vrrräther Mkannheims.

cFortsctzung.)

„Zch will nicht hoffen", unterbrach Wendel die plötzlich
eingelretene Stilte, „datz ,ch Jhre Unlerbaltung gestört h«be.
Jch bikte, sabren Sie fort, meine Herren! es gelüstet nüch
in der Tbat, Jbre l-brreichen Gespräche mit anzuhoren, die.
wie allentbalben bekannt, so wohlthatig «uf den beranwach-
senden HandelSstand wirken, der boch dem Aufblühen einer
Nation so förderlich >st. Fahren Sie fort, ich bitte Sie."

Doch Nieniand bezeigte Lust, dieser Aufforderung zu
entsprechen, als Langmann, der den verschmitzken Burschen
«m besten kennen mockte, d«S Wort ergriff und sagte:

„Diese Herren baben gerade von Gewürznelken, Bluskat-
nuffci, und dergleichen gesprochen, Herr Sekretär und unS
;ungeii Leuten auseiuander gesetzt, was die armen Bewob-
ner ter Molukken im Laufe der Zeit von ihren UnterLrük-
kern zu dulden hatken."

-So", sagte Wendel, «das muß j„ der Tbat unterbal-
tend und belehrend seln, meine Herren! Wollen Sie nicht
so sretindlich sel„, «uch nür einige Milthdeilungen «rüber
zu machen."

„Warum daS nicht's" entgegnete der alte Kaufmann,
„die Geickichte zu kennen, ist gar instruktiv für Iung und
Alr undGelchichie —o daß jch in meiner Jugend nicht mehr
Gelegenheit ßatte, mich diesem Studium zu besaffen! —
Also vvn den Molukken wollen Sie Ciniges hören? Wohl-
an denn!

.Diese xrächtige ^nselgruppe kam auf elner Entdek-
kungsreise der stolzen Portugiesen in deren Befftz. Doch
machren ffch diese übermnkbigen Erüberer durch ibre grau-
same Verfolgung U»d Unkerdrückung der «rmen Einwohner
so vcrhaßt bei denselben, taß die Holländer, als ffe nach
mebreren Vcrsuchen und hartnäcklgen Kämpfen diese über-
mutbigen Eindringlinge verjagt hatten, wlllkommene Gäste
waren und es l„ der Folge auch bllebcn.-

„Die Verschiedenheit des NationalkarakterS Ler beiden
Völker rerleiht auch ihrer Kolonialgeschichle cin verschiede-

nes Interesse. Ungleich ärmer als die portugieffsche an her-
vorragenden außerordentlichen Karakteren und einzelnen
glänzenden Thaten, zeigt die Geschichte der Holländer in
Jndien nur sellene Beispiele des heroischen Mukhes der
ersten pvrtugiesischen Eroberer; dagegen ist ffe reich an Bei-
spielen selüner Ausdauer und konsequenter Verfolgung eln-
mal gefaßter Pläne, die sich durch keine Schwierigkeiten von
dem voiliegenden Zielc abschrecken läßr und die Versuche
so oft erneuert, bls ffe das ersehnte Ziel erreicht bat. Ne-
ligiöser FanatiSmus, Ler die Portugiesen am Anfang ihrer
Laufbabn so sehr anseuerte, war den kalken und berechnen-
den Holländern fremd. Zhnen war es n»r um das kauf-
männische Zntereffe zu tbun, und dieseS vcrloren ffe nie
aus den Augen. Dic Porkugicsen, angeregt von Ruhmbe-
gierde, unmäßigem Stolz und jcner Erobcrungssucht, die
ganze Generationen vernichtet, beffanden manche nutzlose
Kämpfe; »icht so die Holländer: diese bekämpften nur die
Feinde ibres HandelSihteresseS und ließen dieselben in Ruhe
und Frieden, sobald ffe dieses Heiügthum nicht mebr ge-
fährdeten. Wenn daher für manchen Romandichter die au«-
gezeichnete Persönlichkeit portugiesischer Helden einen be-
sondern Reiz hat, so ffnd eS bei den Holländern die bei-
spiellose Betriedsamkeit, die merkantilische Umffcht und die
ruhmvolle Duldsamkeit, die den ruhigen Denker mit Liebe
und Achkung zu dicser Nation erfüllen."

„Unter den indischen Produkten, welche in Europa vor-
zugsweise begehrt wurden und woran die Portuzicsen ibren
größten Gewinn machten, standen Gewürze oben an. Sich
deS Alleinhandel« m>t denselben zu bemächligen, irachtele
holländische Spekulation, und die von ihr getroffenen Maß-
regeln leitetcn auch bald zum Ziele. Die Gewürze, obgleich
über die ganze indische Welt verbreitet, gediehen doch nir-
gends in solcher Pracht und Fülle, als aus den Molukken.

Diese waren 1513 von den Portugiesen entdeckt und
seither ausschließlich ausgebeutet worden. Bei der enlfern-
ten Lage von Goa. dem Sitze der pvrtugiesischcn Herrschaft,
blieb dieser ihr Befftz nur so lange zuverläsffg, als kein
Nebenbudler auftrar. Aber schon im Zahre 1602 sandte die
holländische Kvmpagnie vierzehn Schiffe ab und daS Zahr

darauf eine Flotte von derselben Stärke. OaS Resultat
dieser und folgenden Erpeditionen bis zum Jabre 1638 war
die Nerkieidiiiig der Pvrtugiesen von den Molukken, Befftz-
ergreifung Ler wichtigsten Znseln, Gründnng von Festun-
gen und friedliche und humane Bündnisse mit den einge-
bornen Stämmen."

„Faffen wir dlese Thaksachen zusammen, meine Freunde",
schloß der erfahrene Kaufherr seinen Vorlrag, „so fin-
defi wir in den Hvlländern eine Nation, die, friedlie-
bend im Jnnern, den Kamps nur in fernen Welttheilen
sucht, um den Handel zu heben, dic Meere mit ibren Schis-
sen zu beleden und die kostbarsten Spezereien nach Euro-
xa zu führen, wo wieder Tausende dethätigt, Tausend Hände
beschäftigt und unzäbliche Familien zu Wohlstaud und Neich-
khum gebracht werden."

„Oas sind Sroberer", sagte Langmann niit Begeijierung,
alS der Greis schwieg und nüt Befriedigung aus seme Zu-
börer sah, die ibm ihre volle Aufmerksamkeit geschenkt hat-
ten. „denen selbst von ibnen Beffegten Gerechtigkeik wider-
fahren lassen müffen. Solchen Eroberern zum Heile der
Menschheit kann man nicht zürnen und wenn man ffe auch
zur Erreichung ibres Zwecke« hie und da eine Grausamkeik
begehen ffeht. Wie anderS —"

„Wie anders', unterbrach Wünschbütel eiligst seinen
ungestümeu Freuud, deffen Waugen erglühten und deffen
Auge glänzte, „wie anders hausten die Helden des Alker-
IhumS, dere» einziges Strebeu dabi» ging, ihrer Selbstsucht
zu opfern und ihrem Götzen Eitelkeit zu fröbnen."

„Richtig bemerkt!" sagte Wendel, „ganz ricbtig bemerkt.
Zene Helden kämpften dem Scheine nach für daS Wöhl ibrer
Vvlker, in der Tbal aber nur, um ihr Ansehen und ihre
Machl zu vergrößern."

„Und zuweilen, um eine armselige Lauue zu befriedi-
gen oeer um eiuem Günstling gesällig zu sei»", ergänzte
Langmann.

„O die Geschichte lst reich an derlei Helden. und unsere
Kinder und Klndskinder werden noch manchen Folianten zu
lesen bekommen, angefüllt mit Historien großer und mäch-
 
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