Erschrint, Montags ausgenommm, tägtich Vormitt. und
1NO. Kost-k in Mimniicim vierttg. I ti.;in gllnz Paren m-rtlj.
1 kl. 30 kr.; im deutsch-ostr. Postvcr-in viertti. 1 kt. 53 kr.
Freitag, LO. August
Anteigcn wcrven in dcm „Mannhtimer Angeiger" wie
in vem dnniit verbundencn „Tngiichen Straooenpiakat"
zusamnicn die gewöhniiche Zeiie mit L kr. bcrechnct.
Die neuen Kirchengesetze in Baden.
Die neuen Kirchengesetze sind nun von der 2. Knm-
mer mit großer Stimmenmehrheil eingenommen worden.
Die darüber gepflogenen Verhandlüngen werden ihre
Wirkung nicht versehlen bei denen, die überhaupt das
Für und Wiber ruhig und uiibefangcn überlkgeii. Welche
Ltellung die Kurie in Frciburg und der Kuratklerus
einnehmen werdcn, muß sich zeigen. Vorerst scheint inan
noch dc» Krieg aus den Falkcn deS geistlichcn Gcwandes
schütteln zu wvllen, allein eS sind doch starke Gründe
da, die die Hierarchie bestimiiien müßtcn, die Sache nicht
aufS Aeußcrste zu lreiben. Die Stütze, die sie in den
sachlichcn Ansführungen dcr erzbischöflichen Denkschrift
zu haben glaubt, ist unter der Wucht der gegen sie in
den Kampf gesührten Argumente zusammengebrochen, wie
ein Rohrstab. Welches sind die andern WidcrstanbS-
miitcl, aus die sie die Hoffnung dcö Siegs im ange-
drohten Kampf gründen könnte? Glaubt sie das Volk
hinter sich zu haben? Die Todtcnfeier für d»n Gioß-
hcrzog Leopold hat bewiesen, daß die überwältigende !
Mehrhcit der Katholikcn damalS nicht aus Scite bes !
Erzbischofs stand, ja auch ein schr großer Thcil deS !
KleruS selbst nicht. Häite man den Sland der Dinge !
in dieser Angelegenhcit zu benützcn verstanden, so wäre !
auch im Kirchenstreit manchcS anderS gekommen. Jm >
Geist dcs Vol kes hat die Hierarchie so wenig heute i
als damalö einen BllndeSgenossen. Die nenerdings i
in den Kampf geführten 80,000 Streiter sind nicht -
furchibar. Nicht im Jnland ruhie bie Stärke des s
UitramonianiömuS im Laufe des Kirchenstreites, svn- i
Vern im Auölaud. Dcm aus den Wogen der..Nevolution !
durch Preußens Hülse geretleten Baden sollte ein <mderer >
Steiu in den Wcg geworfen werdcn, an dcm es zum l
Fall käme, oder doch in die Sphäre jencrPolitik gczogen :
würde, die ihre Pläne auf Erniebrigung dcr protestan- !
tilchcn Großmacht und Ausbreitung der Reaktion in i
Kirche und Staat gründcte. Die Einsktzung der Regent-
schafl in Preußen war für diese Politik der Fels, an dem
ihre stolzen Wellen sich drachen; auf den Hochmuth kam
dcr F»U, und cs dänimert eine Hoffnung, daß der Fall
zu bcfferer Erkcnntniß seiner selbst und Andercr führt.
Die neue Politik, die in Preußcn durch den Prinz-
Regeiilen zur Geltung gekommen ist und die Erfahrungen,
die Ocsterrcich gemacht hai, haben den Zauber gebrochen,
aUS dem die Reaktion in Kirche und Staat ihre Kraft
schöpfte. Die auswärtigen Einflüsse waren es, di- ün !
Anfange unscres Kirchenstreits die offene Widersetzlichkeit !
der Kurie und die geheimen Ränke ihrcr Freunde begün- i
stigten und die Kraft der Regierung lähmten. Sie warcn ;
cS, die zum Konkordat verführteii: es sollte das Nctz !
sein, Baden für immcr zu fcsseln. Jahrclang dauerten i
die Uiiterhandluiigen, jedcs Jahr brachte Rom neuen !
Gewinn, erst die Schlacht von Solferino führte ben l
raschen Abschluß herbei. Sicgte Oesterrcich, so drang
Nom aus neue Zugestäudnisse. Jcne Niebcrlage hat s
Oesterreich und uns gerettet aus den Bandcn der Kon- !
koidatenpoliti'k, jenem die Nothwenbigkeit freiheitlicher !
Entwicklizng klar gemacht, uns aber den Scgcn eineS !
geordncten Rechtszustaiides erhalten. Das ist es, was j
im ganzen Lanv ein Gesühl der Rechtssicherheit hervor- ^
gcrufen hat, daS sich in unzweideiitigen Kundgebungen !
bei jcder Gelegeuheit an den Tag legt. Das Volk fühlt j
cinen Alp von seincr Brust genommen, und wie eS der ^
iieuen Sicherheit versassungsmäßiger Zustände sich freut, so z
wird eö sicher auch daS Seinige thun, wenn die Kriegslust !
dcs Klerus den Fehbehanvschuh hinwirft. Daß die Regie« i
rung ihn aufhebcn wird, ist kcin Zweifel; sie vertraut
den Ständen und dem Volke und sicher wird dicseS sich
nicht auf die Seite derer schlaqen, bie den politischcn
wie den kirchlichen Friedcn, die bürgerliche wse die
gcistige Freihcit und die religiöse Gleichberechtigung zu
gefährben gedenken. Sie mvgen kommen unv sehen,
siege» werdcn sie nichl. Die Stellung, welche Baden
dcrmalen in ber Kirchenfrage einnimmt, zeigt den übri-
gen Staaten der oberrheinischen Kirchenprovinz, welchen
Wcg ste zu betretcn habcn, wenn sie ihr Jntcrcffe ver-
stehen. Die nach einem kurzen Anlauf zu gcmeinsamem
Handeln unter jenen Staaten eingctretene, durch allerlei
politische Nebenabsichtcn hcrbeigesührte Spaltung in der
Kirchenfrage hat Vaden in vieie Verlegenheiten gebracht,
abec eö bedurfte nur eines festen WillenS nnd des Ver-
lraucns auf bas Volk, um dem Spuck ein Cnde zu
machen, der eine Zeitlang scin Wesen trieb. Wir haben
bas Nctz zerrissen, in dem man uns zu fangen gedachte und
können nun unsercrseils dcnen, die eö geiponnen, über-
laffen, ob sie in das Unvermeidliche sich sügen oder zu
neuem Kampfe sich rüsten wollen, um eine neuc Nieder-
lage zu crleiden. (F. I )
Deutschlan d.
Karlsruhe, 9. Aug. Wegen Ablcbens S. Kaiserl.
H. des Prinzen Jerome Napvleo» legt der großh.
Hof von heute ab auf 8 Tage Trauer an. (Khr. Z.)
Kartsruhe, 9. Aug. S. K. H. der Grvßherzog haben
Sich unterm 3. d. M- allergnädigst bewogen gefiinden: den
RcgierungSr. Felir Behaghel vahicr zum Oberk-rchenr., und
den Domänenverw. Karl Helm i» Bühl zum Affcssor bei
dem evangel. Oberkirchenrath zu erncnne»; den Obcr-
anitmanii Markus Klcin in Stockach mit dem Titel
als Regicrungsrath dem kath. Oberkirchenrath beizugebcn;
de» Amtmann Grohe in Heidelberg und den Kameral-
praktikanlen Ebuard Vicrordt von Karlsruhc, derzeit Se-
kretär bei der Zentralstelle für die Landwirthschaft, zu
Assessoren bei der Regierung des Mittelrheinkreises zu
ernennen; dcm Oberrevisor Stroh bci dem Ministerinm
des Jniiern den Karaklcr a!S Oberrcchnungsrath zu ver-
leihen und den Revidentcn Wilhelm Goll dahier zum
Revisor bei diesem Ministcrium zu ernennen. (Khr. Z.)
Kartsruhc, 9. Aug. Das Gr. Felvartillerieregiment,
das Kavcttenkorps und die Pionierkompagnie werden am
14. d. M., Nachmittags, das Lager bei Forchheim be-
ziehcn und bis Ende d. M. daselbst verweilen. (B.Lz.V
Fahr, 6. Aug. Jn denselben Tagen, wo dic Fak-
toren unsercr Gesctzgebung im Begriffe sind, den Segen
dcr sortgeschrittenen Bildung unserer Zeik, die vor wc-
nigen Wochen im heißen Kampfe gegen die bekannten
Beglückungsversuche die Oberband gewonnen hat, durch
eine Reihe von Gesetzen festzustcllen, auf deren entschic-
denen und wei'en Geist die große Mehrzahl der badischcn
Bürger stolz ist, grünveken hicsige Bewohner zum blei-
bendcn und in stets neuem Scgen wicderkehrenden Gc-
dächtniß Friedrich Schillcr's, deffen lOOjährigeö GeburtS-
fest am 10. Nov. 1859 gefeiert wurde, einen Vcrcin zur
Errichning eincr Schillerbibliothek, welche vorzugSweise
bcstimmt ist, ver Jugcnd im srüheren, wie im reiferen
Alter unentgeldlichc Gelegenheit zur Belchrung und
Unterbaltung zu bielen. (B. Lz.)
Münchcn, 7. Aug. Die Mitglieder unserer beiven
Gemeindckollegen haben beschloffen, dem König bei ber
nächster Tage erfolgcndcn Nückkunfl einen feierlichen
Empfang zu bereitcn, und zwar alS Ausdruck dcs innig-
steu Da >kcs für das mit so schönem Erfolg gekrönte
Bemühen deS Monarchen, zum Wohle des gesammten
deutschen Vatcrlandcs eine Einigung (?) aller deutschcn
Fürsten zu crzielen, so wie sür dic überhanpt in neuester
Zeit abermals bewährten ächl dculschenGesiiinung unserS
Königs. (Pf. Z.)
München, 7. Aug. Herr Opernsänger Kinkermann
erhi'elt alö Anerkennnng für dic zuvorkomiiiende Art, in
welcher cr die Rollen seines auf der Eisenbahn veiun-
glückten Kollegen Hcrrn Lindemann übernahm, von dcr
Hvflhealer-Zniendaiiz einen Lorbeerkranz, deffen goldene
Spangen mit Louisd'or gesckmückt waren. — Jn der
! am 18. Sept. d. I. staitfindcnden Versammlung ber
! deutschen Geschichts-AlterthumSforschei wird die sür
! Bayein wichtige Kcltenfrage, svwie dic vielbehandelte
Frage übcr Ursprung unv Bedeutung dcs Namens der
! Bapcrn oder Bajuwarier zur Vcrhandlung kommen.
j Die Vcrsanimlung wird eine änßcrst zahlreiche wcrde»,
i da dic crsten Kapazitäten Deutschlands im historischen
! Fachc daran Theil nehmcn werden. (Pf. K.)
Münchcn, 8. Aug. Nach heute eingctroffcncm Tcle-
i grainm wird der Künig morgcn früh von Berlin abrei-
! scn, in Bainbcrg übe.-nachien' und Freiiag Nachmittags
s hier ankomnicn. (Pf. K.)
Würzburg, 7. Aug- Heüte Morgen 2 Uhr starb
Ler Gch.- unv Hosrath Profcssor Dr. Cajetan von
Tc.rtor im 78. Lebensjahrc. Gleich ansgrzeichnet als
Lehrcr, Operatcnr und Schriftstcller, war er cinc Zierde
unsecer Universilät und Tausendc von Schülern, nah
und fern, gedenken mitLiebe undVerehrung des MeisterS,
von dcm sie gelernt. (Würzb. A.)
:X: Vom Main, 9. Aug. Vom hiesigen österrei-
chnchen Preßburcau wird im „Mainzcr Zournal" und
; in dcr „Postzeitung" glcichlautenv mitgeiheilt, daß dje
f Mittclstaatenkonferenz in Würzburg stch sür die Beibc-
: hallung der vollstänkigcn Einheit der deutschen Bundes-
i armee und des Oberkommando's ausgesprvchen habe und
also auch in diesem Sinne sich späler am Bundestage
' erklären werde. Wir haben aber Grund anzunehnien,
! daß man in so schroffcr Weise nicht vorfahrcn will, son-
- dern bloß die Bundeskriegsverfassung in ihrcn Grund-
! zügen crhalten sehen möchte. Dagegen ist auch im
j Schoße der Würzburger Versammlung ausgesprochen
l worven, daß allerdings die Theilnahme der deulschen
! Großmächle mit ihrcm ganzen Heere an einem Buiidcs-
s kriege Aenderungcn bczüglich des Oberbckehls zulasse-
l Da aber der Bund über diese weiteren Heereöbestand-
s theile nichtS zu sagen hat und die Buiideskriegsverfaffung
! sich nicht darauf erstrcckt oder nur erstrecken kanii, so
! soll inan anch bei der Revisivn derselben nicht darauf
i Bezug nehmcn. Dagegei, soll in solchem Falle cin Bun-
! desbeschluß ausiiahmsweise dcn Oberbefehl an beide
s Großmächke oder eine derselben übertragen; diejcr Bun-
j desbeschluß aber nicht sofort für den eveutuellen Fall zum
i Voraus, sondern crst dann beantragt unv gefaßr werden,
' wenn der Fall sclbst eintritt. Es nimml dies der Hal-
! tung der erwähnten Konscrenz wesentlich . den schroffcn
! Karakter, wclchen ihr die erwähnten Korresponvenzcn
i gegeben haben und wird sich darauf hin cin Verstänbniß
' wohl crzielen lassen.
' Daß der dcutschc Nationalverein in Baden-Baden
' eincn Gegenstand der Fürstenbesprechung bildete, hat unS
s bcreits ein Berliner Korr. der „Klr. Z." in ziemlich aussühr-
! licher Weise verrathen. Ein anscheincnd osfiziöser Artikel
! des „Württ. StaatsanzeigcrS" gibt weitere Ausklärungen
i übcr die in Badcn seither gcpflogenen Verhandiungen.
- Es lohnt sicb daher der Mühc, seinen Jnhalt etwaS
! genauer in's Auge zu faffcn- Der Artikel glbt nach der
! „Südd. Z.", ncgativ und positiv folgende Aufschlüsse, d ie
Das schtvirrze Mlllein von Llees.
(Forlsetziing)
Margarcthe hättc ihrem Wunsche gern willfahrt;
allein sic wagte cS nicht, gegcn Ven Besehl ihres Hcrrn
und GebietcrS zu handeln. Jndeffen siegtc endlich doch
die Furcht, daö theuerc Mägdlein hilisterben zu sehen,
über alte Hindernisse, Miv ich selbst sprach eines Tages
zu meincm Weibe: Wir müsscn ihren Wunsch doch er-
füllen, denn der Tod ist der Uebel größtes, und vollends
dcr Tod auS Langerweile! Mein Gebicter bleibt noch eine
lange Zeit fcrn von hier. Wirf beinen Mantel um, Mar-
gareihe, und hole dein Fränlein; ich wttde euch beglciten.
Wer beschriebe ErlindenS Freudc, alS sie durch die
Schloßthorc wandelte! Sie hüpfte glcich cincm jungen
GemSlein; meine zienilich beleibte Frau vcrmochte ihr
nicht zu solgen, und auch ich blieb ihr nur mit Mühe
nahe; sie hatte eine kindische Freude, unö zu übertreffcn, und
lics immer schneller- Noch ist mir, als sghe ich ihre blond-
goldenen Lockcn, vom Morgmwinde getragen, ihre Wangcn
wie junge Rosen und ihre hübschcn Aeuglein vor Ver-
gnügcn strahlend und schiminernd wie zwei Stcrnlein.
Jhr habt mir das'Lebe» gerettct, rief.sie als wir auf die
Brücke kamen. Allcs schicn ihr so herrlich, so neu.
Sie hörte wohl den Strom mit Wuth unten fortbrausm
allein sie vcrmochtc ihn nicht nach Wunsch zu sehen, ob
der Felsen die scin Bctr verbergen. Wie glücklich wärc ich
crst, sprach sie, dürfte ich da ganz hinabsteigcn!
Fräulein, sagtc ich, dcr Weg ist zu steil, es wird
cuch schwer werden.
Frcund Pcter, rief sie, waS ist die Wette, daß nicht!
Und leicht wie ein Reh hüpste sie den Weg hinab, und
cinen Augenblick später kand sie am llser des StromcS-
I» war ihr langsam gefolgt und traf fie nun, auf einem
breitcn Felscn knieend, dic zarten Händchen in dic Flu-
lhen tauchend, ihr reizendcs Gesichtchen und den Hals
von Elfenbcin zu waschcn. Sie war voll dcs herrlichcn
Naturzaubers und hüpste cntzückt zu Margarethe zurück.
Wir gclangtcn ungefährtet wiedcr zum Schlossc und
begcgncten Nicmanden, außer eitiem Pilger, ber seincS
Wegcs fortschritt, ohne sich nns zu nähern, doch nicht
ohne cincn langen Blick auf Erlinben zu werfcn, wclche
ihn abcr nicht in Acht nahm
Nach und nach erhielt unscr Fräulcin ihre herrliche
Farbe wieder und gewann ihr vorigeS AuSsehcn, ihre
Munterkeit und fröhliche Launc; denn die Spaziergänge
wurden österS wiedcrholt, und stets kchrte sie fröhlicher
heim. Mein Weib ^ührte sie nun fast täglich nach der«
sclben Scite; denn Margarethcn war es liebcr, ihr Fräu-
lein weile am Ufer der Oibe, als irgendwo anders, weil
si« hier am besten verborgen war; Erlinde sand auch
Vergnügen, wcil sie dori baden konntc, und daher geschah
eS, daß ich nicht mehr init ihr hinab sticg. Einige Mal
noch bcgleitete ich sie biS zur Brücke, wo mei'n Weib sich
nicdcrsetzte, harrend, bis ihr Fräulein auS dem Babe
sticg. Sie hatte — theilte sie uns mit — eine Felsen-
grotte entdeckt, in wclche dic Wellcn trctcn, und hier
bädc sie, sichcr von Nicmand gesehen zu werdcn. Jch
nahm nun nicht mehr Anstand, Beide allein gehcn zu
lassen; eS trug sich nichts zu, und ich war ruhig. Äl-
lcin eincS Tages blieben ste lange aus, und als ste hcim-
kchrlen, sah ich mcin Weib tiessinnig und traurig. Was
hast du, Margarethc? fragte ich, bist du nicht zufricdcn
wie sonst?
Sie schüttelte mit dcm Kopfc' Jch habe wohl Ur-
sache, tiessinnig zu sein, entgcgncte sie; was wird unser
Gebieter, waS wirst du selbst, Peter, sagen? Unsere Er-
linde, sie hielt traurig ein, Erlinve ist Gattin.
Träumst du, Weib? rief ich aus aus, — es ist
nicht möglich!
Ach, sie träumtc n»r zu wahr; ich crsah eö bald
aus dcm, was sie mir crzählte!
Scit einigcr Zeit, sprach mein Weib, bemerkte ich
das Fräulein sei viel ernster und nicht mehr so leichtsin-
nig denn fiüher; — oft schien fie ganz in Gcdanken ver-
sunken. Sie kommt zu reiferer Vcrnunft, dachte, ich, und
frcute mich hcrzlich darüber, denn auch unser Herr soll
mil ihr zusrieden sein. Unsere Spazicrgänge, ihr Bad in
der Orbe machten ihr jedeSmal unaussprechliches Vergnü«
gcn. Jch befinde mich nirgend fo wohl, sprach ste,' alS
in meiner Grotte, und wollte dort gcrn mein Leben zu-
bringeu. Jeden Tag blicb sie etwas länger darin.
Mein Weib, die ihrer auf ber Brücke sitzend wartete,
fand zuwcilen zicmliche Langeweile. Sie sah den Pilger
dem wir am crsten Tage bcgegnek, zwei bis dreimal
vorbeigehcn, und ersuchte ihn, cinige Lieder und Balla-
den zu singcn. Er willigte gern ein; allein Margarthe
hatte cin bejahrteS Gehvr für seine Licder und war nur
dcirauf bedacht, ihn weit früher zu entfernen, als Erlinde
zurückkam. Allcin diese hatte ihn in ihrer Grottc ver-
nommen und zeigte die Begierde, ihn näher zu hören.
Gute Margarethe, sprach sie, du mußt ihn einladcn
zn unS auss Schloß zu kommen, er soll mich Lieder und
Ballaven singen lehrcn womit ich mcincn Vater erfreuen
will, wen cr zurückkchrt.
1NO. Kost-k in Mimniicim vierttg. I ti.;in gllnz Paren m-rtlj.
1 kl. 30 kr.; im deutsch-ostr. Postvcr-in viertti. 1 kt. 53 kr.
Freitag, LO. August
Anteigcn wcrven in dcm „Mannhtimer Angeiger" wie
in vem dnniit verbundencn „Tngiichen Straooenpiakat"
zusamnicn die gewöhniiche Zeiie mit L kr. bcrechnct.
Die neuen Kirchengesetze in Baden.
Die neuen Kirchengesetze sind nun von der 2. Knm-
mer mit großer Stimmenmehrheil eingenommen worden.
Die darüber gepflogenen Verhandlüngen werden ihre
Wirkung nicht versehlen bei denen, die überhaupt das
Für und Wiber ruhig und uiibefangcn überlkgeii. Welche
Ltellung die Kurie in Frciburg und der Kuratklerus
einnehmen werdcn, muß sich zeigen. Vorerst scheint inan
noch dc» Krieg aus den Falkcn deS geistlichcn Gcwandes
schütteln zu wvllen, allein eS sind doch starke Gründe
da, die die Hierarchie bestimiiien müßtcn, die Sache nicht
aufS Aeußcrste zu lreiben. Die Stütze, die sie in den
sachlichcn Ansführungen dcr erzbischöflichen Denkschrift
zu haben glaubt, ist unter der Wucht der gegen sie in
den Kampf gesührten Argumente zusammengebrochen, wie
ein Rohrstab. Welches sind die andern WidcrstanbS-
miitcl, aus die sie die Hoffnung dcö Siegs im ange-
drohten Kampf gründen könnte? Glaubt sie das Volk
hinter sich zu haben? Die Todtcnfeier für d»n Gioß-
hcrzog Leopold hat bewiesen, daß die überwältigende !
Mehrhcit der Katholikcn damalS nicht aus Scite bes !
Erzbischofs stand, ja auch ein schr großer Thcil deS !
KleruS selbst nicht. Häite man den Sland der Dinge !
in dieser Angelegenhcit zu benützcn verstanden, so wäre !
auch im Kirchenstreit manchcS anderS gekommen. Jm >
Geist dcs Vol kes hat die Hierarchie so wenig heute i
als damalö einen BllndeSgenossen. Die nenerdings i
in den Kampf geführten 80,000 Streiter sind nicht -
furchibar. Nicht im Jnland ruhie bie Stärke des s
UitramonianiömuS im Laufe des Kirchenstreites, svn- i
Vern im Auölaud. Dcm aus den Wogen der..Nevolution !
durch Preußens Hülse geretleten Baden sollte ein <mderer >
Steiu in den Wcg geworfen werdcn, an dcm es zum l
Fall käme, oder doch in die Sphäre jencrPolitik gczogen :
würde, die ihre Pläne auf Erniebrigung dcr protestan- !
tilchcn Großmacht und Ausbreitung der Reaktion in i
Kirche und Staat gründcte. Die Einsktzung der Regent-
schafl in Preußen war für diese Politik der Fels, an dem
ihre stolzen Wellen sich drachen; auf den Hochmuth kam
dcr F»U, und cs dänimert eine Hoffnung, daß der Fall
zu bcfferer Erkcnntniß seiner selbst und Andercr führt.
Die neue Politik, die in Preußcn durch den Prinz-
Regeiilen zur Geltung gekommen ist und die Erfahrungen,
die Ocsterrcich gemacht hai, haben den Zauber gebrochen,
aUS dem die Reaktion in Kirche und Staat ihre Kraft
schöpfte. Die auswärtigen Einflüsse waren es, di- ün !
Anfange unscres Kirchenstreits die offene Widersetzlichkeit !
der Kurie und die geheimen Ränke ihrcr Freunde begün- i
stigten und die Kraft der Regierung lähmten. Sie warcn ;
cS, die zum Konkordat verführteii: es sollte das Nctz !
sein, Baden für immcr zu fcsseln. Jahrclang dauerten i
die Uiiterhandluiigen, jedcs Jahr brachte Rom neuen !
Gewinn, erst die Schlacht von Solferino führte ben l
raschen Abschluß herbei. Sicgte Oesterrcich, so drang
Nom aus neue Zugestäudnisse. Jcne Niebcrlage hat s
Oesterreich und uns gerettet aus den Bandcn der Kon- !
koidatenpoliti'k, jenem die Nothwenbigkeit freiheitlicher !
Entwicklizng klar gemacht, uns aber den Scgcn eineS !
geordncten Rechtszustaiides erhalten. Das ist es, was j
im ganzen Lanv ein Gesühl der Rechtssicherheit hervor- ^
gcrufen hat, daS sich in unzweideiitigen Kundgebungen !
bei jcder Gelegeuheit an den Tag legt. Das Volk fühlt j
cinen Alp von seincr Brust genommen, und wie eS der ^
iieuen Sicherheit versassungsmäßiger Zustände sich freut, so z
wird eö sicher auch daS Seinige thun, wenn die Kriegslust !
dcs Klerus den Fehbehanvschuh hinwirft. Daß die Regie« i
rung ihn aufhebcn wird, ist kcin Zweifel; sie vertraut
den Ständen und dem Volke und sicher wird dicseS sich
nicht auf die Seite derer schlaqen, bie den politischcn
wie den kirchlichen Friedcn, die bürgerliche wse die
gcistige Freihcit und die religiöse Gleichberechtigung zu
gefährben gedenken. Sie mvgen kommen unv sehen,
siege» werdcn sie nichl. Die Stellung, welche Baden
dcrmalen in ber Kirchenfrage einnimmt, zeigt den übri-
gen Staaten der oberrheinischen Kirchenprovinz, welchen
Wcg ste zu betretcn habcn, wenn sie ihr Jntcrcffe ver-
stehen. Die nach einem kurzen Anlauf zu gcmeinsamem
Handeln unter jenen Staaten eingctretene, durch allerlei
politische Nebenabsichtcn hcrbeigesührte Spaltung in der
Kirchenfrage hat Vaden in vieie Verlegenheiten gebracht,
abec eö bedurfte nur eines festen WillenS nnd des Ver-
lraucns auf bas Volk, um dem Spuck ein Cnde zu
machen, der eine Zeitlang scin Wesen trieb. Wir haben
bas Nctz zerrissen, in dem man uns zu fangen gedachte und
können nun unsercrseils dcnen, die eö geiponnen, über-
laffen, ob sie in das Unvermeidliche sich sügen oder zu
neuem Kampfe sich rüsten wollen, um eine neuc Nieder-
lage zu crleiden. (F. I )
Deutschlan d.
Karlsruhe, 9. Aug. Wegen Ablcbens S. Kaiserl.
H. des Prinzen Jerome Napvleo» legt der großh.
Hof von heute ab auf 8 Tage Trauer an. (Khr. Z.)
Kartsruhe, 9. Aug. S. K. H. der Grvßherzog haben
Sich unterm 3. d. M- allergnädigst bewogen gefiinden: den
RcgierungSr. Felir Behaghel vahicr zum Oberk-rchenr., und
den Domänenverw. Karl Helm i» Bühl zum Affcssor bei
dem evangel. Oberkirchenrath zu erncnne»; den Obcr-
anitmanii Markus Klcin in Stockach mit dem Titel
als Regicrungsrath dem kath. Oberkirchenrath beizugebcn;
de» Amtmann Grohe in Heidelberg und den Kameral-
praktikanlen Ebuard Vicrordt von Karlsruhc, derzeit Se-
kretär bei der Zentralstelle für die Landwirthschaft, zu
Assessoren bei der Regierung des Mittelrheinkreises zu
ernennen; dcm Oberrevisor Stroh bci dem Ministerinm
des Jniiern den Karaklcr a!S Oberrcchnungsrath zu ver-
leihen und den Revidentcn Wilhelm Goll dahier zum
Revisor bei diesem Ministcrium zu ernennen. (Khr. Z.)
Kartsruhc, 9. Aug. Das Gr. Felvartillerieregiment,
das Kavcttenkorps und die Pionierkompagnie werden am
14. d. M., Nachmittags, das Lager bei Forchheim be-
ziehcn und bis Ende d. M. daselbst verweilen. (B.Lz.V
Fahr, 6. Aug. Jn denselben Tagen, wo dic Fak-
toren unsercr Gesctzgebung im Begriffe sind, den Segen
dcr sortgeschrittenen Bildung unserer Zeik, die vor wc-
nigen Wochen im heißen Kampfe gegen die bekannten
Beglückungsversuche die Oberband gewonnen hat, durch
eine Reihe von Gesetzen festzustcllen, auf deren entschic-
denen und wei'en Geist die große Mehrzahl der badischcn
Bürger stolz ist, grünveken hicsige Bewohner zum blei-
bendcn und in stets neuem Scgen wicderkehrenden Gc-
dächtniß Friedrich Schillcr's, deffen lOOjährigeö GeburtS-
fest am 10. Nov. 1859 gefeiert wurde, einen Vcrcin zur
Errichning eincr Schillerbibliothek, welche vorzugSweise
bcstimmt ist, ver Jugcnd im srüheren, wie im reiferen
Alter unentgeldlichc Gelegenheit zur Belchrung und
Unterbaltung zu bielen. (B. Lz.)
Münchcn, 7. Aug. Die Mitglieder unserer beiven
Gemeindckollegen haben beschloffen, dem König bei ber
nächster Tage erfolgcndcn Nückkunfl einen feierlichen
Empfang zu bereitcn, und zwar alS Ausdruck dcs innig-
steu Da >kcs für das mit so schönem Erfolg gekrönte
Bemühen deS Monarchen, zum Wohle des gesammten
deutschen Vatcrlandcs eine Einigung (?) aller deutschcn
Fürsten zu crzielen, so wie sür dic überhanpt in neuester
Zeit abermals bewährten ächl dculschenGesiiinung unserS
Königs. (Pf. Z.)
München, 7. Aug. Herr Opernsänger Kinkermann
erhi'elt alö Anerkennnng für dic zuvorkomiiiende Art, in
welcher cr die Rollen seines auf der Eisenbahn veiun-
glückten Kollegen Hcrrn Lindemann übernahm, von dcr
Hvflhealer-Zniendaiiz einen Lorbeerkranz, deffen goldene
Spangen mit Louisd'or gesckmückt waren. — Jn der
! am 18. Sept. d. I. staitfindcnden Versammlung ber
! deutschen Geschichts-AlterthumSforschei wird die sür
! Bayein wichtige Kcltenfrage, svwie dic vielbehandelte
Frage übcr Ursprung unv Bedeutung dcs Namens der
! Bapcrn oder Bajuwarier zur Vcrhandlung kommen.
j Die Vcrsanimlung wird eine änßcrst zahlreiche wcrde»,
i da dic crsten Kapazitäten Deutschlands im historischen
! Fachc daran Theil nehmcn werden. (Pf. K.)
Münchcn, 8. Aug. Nach heute eingctroffcncm Tcle-
i grainm wird der Künig morgcn früh von Berlin abrei-
! scn, in Bainbcrg übe.-nachien' und Freiiag Nachmittags
s hier ankomnicn. (Pf. K.)
Würzburg, 7. Aug- Heüte Morgen 2 Uhr starb
Ler Gch.- unv Hosrath Profcssor Dr. Cajetan von
Tc.rtor im 78. Lebensjahrc. Gleich ansgrzeichnet als
Lehrcr, Operatcnr und Schriftstcller, war er cinc Zierde
unsecer Universilät und Tausendc von Schülern, nah
und fern, gedenken mitLiebe undVerehrung des MeisterS,
von dcm sie gelernt. (Würzb. A.)
:X: Vom Main, 9. Aug. Vom hiesigen österrei-
chnchen Preßburcau wird im „Mainzcr Zournal" und
; in dcr „Postzeitung" glcichlautenv mitgeiheilt, daß dje
f Mittclstaatenkonferenz in Würzburg stch sür die Beibc-
: hallung der vollstänkigcn Einheit der deutschen Bundes-
i armee und des Oberkommando's ausgesprvchen habe und
also auch in diesem Sinne sich späler am Bundestage
' erklären werde. Wir haben aber Grund anzunehnien,
! daß man in so schroffcr Weise nicht vorfahrcn will, son-
- dern bloß die Bundeskriegsverfassung in ihrcn Grund-
! zügen crhalten sehen möchte. Dagegen ist auch im
j Schoße der Würzburger Versammlung ausgesprochen
l worven, daß allerdings die Theilnahme der deulschen
! Großmächle mit ihrcm ganzen Heere an einem Buiidcs-
s kriege Aenderungcn bczüglich des Oberbckehls zulasse-
l Da aber der Bund über diese weiteren Heereöbestand-
s theile nichtS zu sagen hat und die Buiideskriegsverfaffung
! sich nicht darauf erstrcckt oder nur erstrecken kanii, so
! soll inan anch bei der Revisivn derselben nicht darauf
i Bezug nehmcn. Dagegei, soll in solchem Falle cin Bun-
! desbeschluß ausiiahmsweise dcn Oberbefehl an beide
s Großmächke oder eine derselben übertragen; diejcr Bun-
j desbeschluß aber nicht sofort für den eveutuellen Fall zum
i Voraus, sondern crst dann beantragt unv gefaßr werden,
' wenn der Fall sclbst eintritt. Es nimml dies der Hal-
! tung der erwähnten Konscrenz wesentlich . den schroffcn
! Karakter, wclchen ihr die erwähnten Korresponvenzcn
i gegeben haben und wird sich darauf hin cin Verstänbniß
' wohl crzielen lassen.
' Daß der dcutschc Nationalverein in Baden-Baden
' eincn Gegenstand der Fürstenbesprechung bildete, hat unS
s bcreits ein Berliner Korr. der „Klr. Z." in ziemlich aussühr-
! licher Weise verrathen. Ein anscheincnd osfiziöser Artikel
! des „Württ. StaatsanzeigcrS" gibt weitere Ausklärungen
i übcr die in Badcn seither gcpflogenen Verhandiungen.
- Es lohnt sicb daher der Mühc, seinen Jnhalt etwaS
! genauer in's Auge zu faffcn- Der Artikel glbt nach der
! „Südd. Z.", ncgativ und positiv folgende Aufschlüsse, d ie
Das schtvirrze Mlllein von Llees.
(Forlsetziing)
Margarcthe hättc ihrem Wunsche gern willfahrt;
allein sic wagte cS nicht, gegcn Ven Besehl ihres Hcrrn
und GebietcrS zu handeln. Jndeffen siegtc endlich doch
die Furcht, daö theuerc Mägdlein hilisterben zu sehen,
über alte Hindernisse, Miv ich selbst sprach eines Tages
zu meincm Weibe: Wir müsscn ihren Wunsch doch er-
füllen, denn der Tod ist der Uebel größtes, und vollends
dcr Tod auS Langerweile! Mein Gebicter bleibt noch eine
lange Zeit fcrn von hier. Wirf beinen Mantel um, Mar-
gareihe, und hole dein Fränlein; ich wttde euch beglciten.
Wer beschriebe ErlindenS Freudc, alS sie durch die
Schloßthorc wandelte! Sie hüpfte glcich cincm jungen
GemSlein; meine zienilich beleibte Frau vcrmochte ihr
nicht zu solgen, und auch ich blieb ihr nur mit Mühe
nahe; sie hatte eine kindische Freude, unö zu übertreffcn, und
lics immer schneller- Noch ist mir, als sghe ich ihre blond-
goldenen Lockcn, vom Morgmwinde getragen, ihre Wangcn
wie junge Rosen und ihre hübschcn Aeuglein vor Ver-
gnügcn strahlend und schiminernd wie zwei Stcrnlein.
Jhr habt mir das'Lebe» gerettct, rief.sie als wir auf die
Brücke kamen. Allcs schicn ihr so herrlich, so neu.
Sie hörte wohl den Strom mit Wuth unten fortbrausm
allein sie vcrmochtc ihn nicht nach Wunsch zu sehen, ob
der Felsen die scin Bctr verbergen. Wie glücklich wärc ich
crst, sprach sie, dürfte ich da ganz hinabsteigcn!
Fräulein, sagtc ich, dcr Weg ist zu steil, es wird
cuch schwer werden.
Frcund Pcter, rief sie, waS ist die Wette, daß nicht!
Und leicht wie ein Reh hüpste sie den Weg hinab, und
cinen Augenblick später kand sie am llser des StromcS-
I» war ihr langsam gefolgt und traf fie nun, auf einem
breitcn Felscn knieend, dic zarten Händchen in dic Flu-
lhen tauchend, ihr reizendcs Gesichtchen und den Hals
von Elfenbcin zu waschcn. Sie war voll dcs herrlichcn
Naturzaubers und hüpste cntzückt zu Margarethe zurück.
Wir gclangtcn ungefährtet wiedcr zum Schlossc und
begcgncten Nicmanden, außer eitiem Pilger, ber seincS
Wegcs fortschritt, ohne sich nns zu nähern, doch nicht
ohne cincn langen Blick auf Erlinben zu werfcn, wclche
ihn abcr nicht in Acht nahm
Nach und nach erhielt unscr Fräulcin ihre herrliche
Farbe wieder und gewann ihr vorigeS AuSsehcn, ihre
Munterkeit und fröhliche Launc; denn die Spaziergänge
wurden österS wiedcrholt, und stets kchrte sie fröhlicher
heim. Mein Weib ^ührte sie nun fast täglich nach der«
sclben Scite; denn Margarethcn war es liebcr, ihr Fräu-
lein weile am Ufer der Oibe, als irgendwo anders, weil
si« hier am besten verborgen war; Erlinde sand auch
Vergnügen, wcil sie dori baden konntc, und daher geschah
eS, daß ich nicht mehr init ihr hinab sticg. Einige Mal
noch bcgleitete ich sie biS zur Brücke, wo mei'n Weib sich
nicdcrsetzte, harrend, bis ihr Fräulein auS dem Babe
sticg. Sie hatte — theilte sie uns mit — eine Felsen-
grotte entdeckt, in wclche dic Wellcn trctcn, und hier
bädc sie, sichcr von Nicmand gesehen zu werdcn. Jch
nahm nun nicht mehr Anstand, Beide allein gehcn zu
lassen; eS trug sich nichts zu, und ich war ruhig. Äl-
lcin eincS Tages blieben ste lange aus, und als ste hcim-
kchrlen, sah ich mcin Weib tiessinnig und traurig. Was
hast du, Margarethc? fragte ich, bist du nicht zufricdcn
wie sonst?
Sie schüttelte mit dcm Kopfc' Jch habe wohl Ur-
sache, tiessinnig zu sein, entgcgncte sie; was wird unser
Gebieter, waS wirst du selbst, Peter, sagen? Unsere Er-
linde, sie hielt traurig ein, Erlinve ist Gattin.
Träumst du, Weib? rief ich aus aus, — es ist
nicht möglich!
Ach, sie träumtc n»r zu wahr; ich crsah eö bald
aus dcm, was sie mir crzählte!
Scit einigcr Zeit, sprach mein Weib, bemerkte ich
das Fräulein sei viel ernster und nicht mehr so leichtsin-
nig denn fiüher; — oft schien fie ganz in Gcdanken ver-
sunken. Sie kommt zu reiferer Vcrnunft, dachte, ich, und
frcute mich hcrzlich darüber, denn auch unser Herr soll
mil ihr zusrieden sein. Unsere Spazicrgänge, ihr Bad in
der Orbe machten ihr jedeSmal unaussprechliches Vergnü«
gcn. Jch befinde mich nirgend fo wohl, sprach ste,' alS
in meiner Grotte, und wollte dort gcrn mein Leben zu-
bringeu. Jeden Tag blicb sie etwas länger darin.
Mein Weib, die ihrer auf ber Brücke sitzend wartete,
fand zuwcilen zicmliche Langeweile. Sie sah den Pilger
dem wir am crsten Tage bcgegnek, zwei bis dreimal
vorbeigehcn, und ersuchte ihn, cinige Lieder und Balla-
den zu singcn. Er willigte gern ein; allein Margarthe
hatte cin bejahrteS Gehvr für seine Licder und war nur
dcirauf bedacht, ihn weit früher zu entfernen, als Erlinde
zurückkam. Allcin diese hatte ihn in ihrer Grottc ver-
nommen und zeigte die Begierde, ihn näher zu hören.
Gute Margarethe, sprach sie, du mußt ihn einladcn
zn unS auss Schloß zu kommen, er soll mich Lieder und
Ballaven singen lehrcn womit ich mcincn Vater erfreuen
will, wen cr zurückkchrt.