NV1N als aulhentisch betrachten kann, falls ste Nicht durch
vWösen Wiverspruch von anderer Seite wieder in Zwcifcl
gestcllt werben: 1) Waö der Korrespondenk der „Kv!n. Z."
über vie Bemühung ciniger Fürsten, Preußen zu einem
„gemeinsamen Vorgehen gegen den Nationalverein zu
bewegen" mittheilt, wird im „St.-SInz." nicht als un-
richtig bezeichnet, kann daher jetzt fnr konstatirt gelten.
Konstalirt ist 2) daß Besprechungen über „gewaltsame
Unterdrückungsmaßregeln gegen den Verein" zwischen den
Ministern von Württemberg, Sachsen nnd Bayern ge-
pflogen worden sind; nur ,.e ing ehende" Belprechungen
stellt der „St.-Anz." in Abrede. Konstatirt ist 3) daß
„beinahe sämmtliche deutsche Regierungen" in der Be-
urtheilung der Vereinstenvenzen übereingestimmt haben,
daß also einige — ohne Zweifel die früher schon mehr-
fach genannten — bei einer abweichenden Auffassung
stchen geblieben sind. Konstatirt 4) daß in der offiziösen
Sprache der Regierungen, deren Anstchten der „St.-Anz."
vertritt, ein auf durchgreisende Reform der Bundesoer-
sammlung gerichtetes Streben „bundcswidrig" genannt,
mithin die durchgreifende Bundesrcform im Prinzip zu-
rückgewiesen wird. Konstatirt 5) daß das Mährchen von
dem cventnellen Beschluß der Berutung eines „Vorparla-
ments" in den Kreisen ves „St.-Anz." Eingang gcfunden
und Anlaß gegeben hat, eine spezielle Zusage für diesen
Fall von dem Berliner Kabinet zu verlangen. Konstatirt
6) daß das preußische Kabinet „in letzter Zeit" die Zusage
gegeben hat, svlchen Schritten des Vereins „mit aller
Energie entgegenzutreten."- Jm Uebrigen bestätiat und
ergänzt der Artikcl 7) die bekannte Annahme über den
Zweck der Würzburger Militärkonferenzen und 8) die
neuerliche Mittheilnng des Berliner Korrespondenten der
„Köln. Z.". daß zwischen den drei Mittelstaaten iu jüngfter
Zeit über die Fcage verhandelt wordeu sei. wie sür den
Fall ernsterer Verwicklungen „der Erekutivgewalt des
Bundes eine einfachere und kräftigere Organisation ver-
liehen werden konnte." ES ist dieö bekanntlich derjenige
Punkt, auf deffen Dringlichkeit der Nationalverein vor
allem und zu wiederholten Malen hingewiesen hat, wenn
gleich seine Ansicht in Betreff des richtigen Modus
von jener der Regierungen einigermaßen abweichen mag.
Ob die Verhandlungen über diesen Gegenstand fortgesetzt
werden, oder, wie der Korrespondent der „Köln. Z." be-
richtet, abgebrochen sind ist aus dem Artikel des „St-
Anz." nicht erstchtlich.
Kajset, 7. Aug. Was man längst hin und her be-
sprochen hatte, ist gestern von der „Kass. Z." amtlich an-
gckündigt worden. Der Hof hat wegen des Ablebens des
Prinzen Jerome Napoleon Trauer auf 8 Tage angelegt.
Zugleich aber ist der Hof abwefend; denn der Kursürst
und die Fürstin von Hanau sind schon vor mehreren
Tagen nach Franksurt abgereis't und werden, dem Ver-
nehmen nach, noch 8 Tage auSwärts verweilen. Daß
diese Hofabwesenheil und die Hoftrauer mit einander in
Verbindung stehen, wird gllgemein gcglaubt; daß im
Ikebrigen keine sterblichc Seele in Hessen an Trauer über
den Tod des cinstigen Königs von Westfalen denkt, ver-
steht sich von selbst; nur das damals so glänzende und
,'ebhafte Schloß in der Aue sieht in seiner jetzigen Ver.-
fallenheit traurig aus- (Klr. Z.)
Aus Mitteldeutschtand, 8. Aug. Mebrerc
Vlätter bezweifeln es. daß dcr Regent von Preußen im
September mit dem Kaiser von Rußland zu Warschau zu-
sammentreffen werde. Wir können aber versichern, daß
alle Diöpositiouen bereits dafür gelroffen sind und die
Zusammenkunst staltsinden wird- Selbst daß der Regent
dem Kaiser Napoleon keinen Gegenbesuch machen wird,
steht nicht so fest, als die Zeitungen uns glauben machen
wollen; nur.daß eS in Chalons geschieht. ist bis jetzt
täglich zweifelhafter geworden. — Daß der Aendsrung
des Reiseplans.det Königin von England politischc Mo-
tive nicht ganz fern liegen, wird uns täglich klarcr. Man
fucht sich der größeren Aufmerksamkeit und gewisseu Um-
gebungen iu der großen Stadt Berlin, wo die Jndiskre-
iion elwas zu stark ist, zu entziehen, um auf einem
unbeobachteten Landaufenthalte ungenirter sich zu bespre-
chen. Es soll Sie dabei nicht überraschen, wenn ich
Jhnen versichere, daß die Reiseänderung eine Folge der
Teplitzer Zusammenkunft ist, durch ein eigenhändiges
Schreiben des Regenten eingeleitet wurde und sich die
Koburger Zusammenkunst gerade an Tcplitz anschließt.
Um aller Heiligcn willen, versetzte mei'n Weib, würde
ich nicht eimvilligen. War ich meinem Gebieter nicht
schon genug ungehorsam, indem ich euch vor die Thore
ließ, soll ich nun noch Jcmanden gcgen seinen Willm
einlassen?
Wohlan, sprach Erlinde, mein Weib umarmend, es
sei keine Rede mehr davon, da du es nicht willst!
Jch war entzückt, sie so folgsam und vernünftig zu
sehen, suhr Margarethe fort- — Jhre Vernunst r-ift, dachte
ich, fie ist kein Kind mehr. — Heute gab sie mir aber-
mals einen neuen .Beweis; denn als wtr an der Kapelle
vorübergingen, welche zunächst der Brücke steht, sprach
sie: Komm, Margarelhe, laß uns hir eintreten, Gott zu
bitten, daß er meincn Vater glücklich heimkehren laffe,
damil dieser dir deine Gefälligkeilen verzeihe, oder viel-
mehr sie gar nicht erfahre.
Wir waren eingetreteii. Erlinde sank vor dem
Altar aus die Kniee und betete mit gefalteten Händen,
Thränen im Auge; ich betete ihr zu Seite. Horch! da
öffnete sich die Nebenthür, und mil cinem Male sah ich
den Priestcr in seinen geweihten Gewändern, vom
Sakristan begleitet, eintreten: ihm solgten drei Ritter in
herrlichen Rüstungen. Einer unter ihnen war jung und
schien mir bekannt, die beiden andern waren bejahrt.
Erschreckt wollte ich Erlinden herausführen, sie wider-
setzte und versüg»e sich zu dem jungen Ritter, der sie an
der Hand faßte und sie dem Priester als seine Braut
vorstellte.
Vereintgt uns, sprach cr zu ihm, hier sind unfere
Ringe, hier unsere Namen auf dem Papiere, hier mein
Vater, und dort jener, der den Vater meiuer Braut, den
Schloßherrn auf Clees, Ritter Amauri von Monthenar,
In Koburg wird der Kaiser von Oesterrci'ch (ob inkog-
nito reisend, ist bis jetzt noch nicht gewlß) mit bem
Regenten und der Königin Viktoria zusammentreffen
und zu diesem Behufe zu jener Zeit in der Nähe sein,
um damit seinen Besuch zu motiviren. Welche Bedeu-
tung diesem Schritle, der fast so gut als sicher steht,
beizulegen sein wird, branche ich Jhnen nicht zu erör-
tern; aber es werden sich noch mehr unerwartete Dinge
zeigen und wir glauben, die Ereignisse gehen rascher, alS
man zu glauben wagie.
KLl», 6 Aug. Am Niedcrrhcin regt man sich nun
auch, in sreireligiöser Beziehung zu wirken. Am vorigen
So.intag hielien hier der Prediger Uhlich von Magdeburg
und Literbt Wilh- Maaßen vor einer nicht unerheblichen
Vcrsammlung, welche eine religiöse Reform zeitgemäß
findet, Vorträge. Am Mittwoch wird Uhlich in Bonn
sprechen, zu welchem Behufe Männer und Frauen aller
Konfessionen eingeladen worden stnd. (F, I.)
Kiit.», 7. Aug. Heute Abend wurde hier eine zweite
Versammlung abgehalten, Mitglieder für den Nalional-
Verein zu gewinnen. Sehr bemerkenswerthe Vorträge
wurden u. a. durch die Herren Advokat Bessel und
Apellat-Ger -Rath Leue gehalten. Ersterer entwickelle
d!e Zerfahrenheit Deutschlands nnd die daraus fvlgenden
Erscheinungen in recht charakteristischer Weise und that
dar, daß es eine Haupkausgabe dcs Vcreins sei,. das
Programm der Süd- und Norddeutschen in Einklang zu
brin'gen. (F. I.)
* Wie der „Elbcrf. Ztg." aus Sagen vom 2. Aug.
mitgccheilt wird, ist in dem benachbarten Herdecke im Juni
d. I. einer Wittwe wider ihren Willen und in ihrer
Abwesenheit ihr 11 jähriger protcstanlischer Sohn aus
dem Hause geholt und ohne Vorwiffen des obervormund-
schaftlichen Gerichts in eine sowohl diesem wie der Mut-
ter und dcm Vormunde bis zur Stunde völlig unbekannte
katholische Erziehungsanstalt gebracht worden. Also ein
neuer Mortara-Fall!
* Aus Magdeburg, vom 7. Aug. bwichtet die
„Magdeb. Z": „Durch die Gnade des Prinzregenten
wurden heute fünf von den in Folge der Erfurter Un-
ruhen 1849 verurtheilten Personen in Freiheit gesetzt,
nachdem ihncn der Rest ihrer Strafzeit geschenkt worden
ist. Drei von ihnen waren zu 16, zwei zu 15 Jahren
Festungsstrase verurtheilt. Nur noch einer von jenen
Erfurtern, welcher zu 20 Jahren verurtheilt ist, besindet
sich auf Ver Zitadelle; dvch crwartet man auch seine
Begnadigung noch im laufenden Jahre."
Kerlin, 7. Allg. Der kurf.-heffische Gesandte am
hiesigen Hofe, Geh. Rath Wilkens von Hohenau, der
nach längerer Abwesenheit von Dresden aus wieder hier
eingetroffen war, hat einen 2'/2>nonatlichen Urlaub zu
einer Badekur nach Rchme erhalicn und ist, wie der
„Wes. Z." geschrieben wird, bereits vvn hier abgereist.
-- Stettin, 5. Aug. Wie der „N. Stett. Z " aus
der Provinz geschrieben wird, hat sich in Lauenburg und
Umgcgend ein Verein von adligen Rittergutsbesitzern
zu dem Zwecke gebildet, kein Rittergut an Bürgerliche zu
verkausen.
Hannover, 4. Aug. Damit dasSystem zurVollen-
dung komme, haben wir nun auch den ersten Fall einer
Konzessionsentziehung auf Grund der Preßverordnungen
erlebt. Sie trifft den Buchdrucker Stegen in Alfeld, der
schon Jahrc lang cin kleinesWochenblatt herausgab, das
sich allerdings über den gewöhnlichen Stil der kleinen
Provinzialpresse erhob und burch eine selbstständige Auf-
fassung der Dinge hervorthat. DerDrucker war zugleich
Redakteur. Die vorschriftsmäßige Doppclvcrwarnung
hatte er allerdings erfahren. Dcr letzte Grund der Kon-
zessionsentziehung, die nach den bestehenden Verordnungen,
nicht sein Blatt, sondern sein Gewerbe, aber durch das Eine
auch das Andere trifft, scheinen einige lose Bemcrkungen
über den Badener Fürstentag gewesen zu sein. Der
eigentliche Grund lag aber wohl in dem Trvtz dcs kleinen
Blattes, womit es gewiffe Artikel, die ihm, wie jctzt
häufig den Provinzialblättern, unverlangt zugeschickt
wurden, zwar druckte, aber über Nacht durch andere und
eigene wieder zurücknahm. (Klr. Z.) .
Aus Holstein, 6. Aus. Das holsteinische Ministerium
hat sich veraulaßt geseheni, über den deutschen National-
Verein eine Aechtung ergehen zu laffen. Nach einem
von demselben an die Polizeibehörden desLandes erlaffe-
vorstellt, der sein Herr nicht verlassen konnte und die
Vollmacht diesem evlen Freunde übergab. Alles ist,
wie ihr seht, in Ordnung; gebt uns den Segen, dcr
allein noch fehlt.
Jch wollte sprechen, Erlinde schloß mir die Lippen
mit einem Kusse, und der junge Rilter schob mir einen
Geldbeutel in die Hand: Schweigt, gute Margarethe,
sprach. er, und empfangt dieses Geschenk bei unscrer
Hochzeit; Alles miißte also kommen; es war ver Wille
Gottes und unserer Eltern, die uns hier vereinigen.
Was wollte ich sageu? — Jch schwieg und betete.
Der Priester sprach seinen Segen und tauschte die Ringe.
Die beiden Väter küßten Erlinden und entfernten sich-
Der junge Gemahl umarmte sie lange auf das zärtlichste,
biS er mir sie endlich übergab: Margarethe, sprach er
zu mir, führt meine Gemahlin in ihr Schloß; ich ver-
traue sie euch bis zu jenem Augenblicke, wo ich sie zu
mir heimbringe, unb hoffentlich werdet ihr euch nicht
mehr widersetzen, daß sie von dem Pilgcr Besuche empfange.
Da erst erkannte ick) in dem Ritter den jungen Pilger,
der mir auf der Brücke vorgesungen hatte. Erlinde
weinte; allein ste vergoß süße Thränen und konnte sich
nicht aus den Armen ihreS Gemahles reißen. Endlich
nahm sie meine Hand: Komm, sprach sie, ich will dir
und meinem Freunde Peter Alles erzählen. Mein Ge-
mahl gleicht, wie dü siehst, meinem Vater wenig. —
Wir kamen zurück und-
Hat sie dir Alles gesagt? schrie ich auf. Wozu
diese Geheimniffe, wenn mein Gebieter darein gewilligl?
Ach! dahinter steckt gewiß ctwas. Wo hat sie ihn ge-
sehen, wo kennen gelernt? Wie ist sein Name, fein Adel? f
— Jch war ganz erdrückt von dieser Nachricht und konnte j
nen Rundschreiben soll in Holstein und Laucnburg durch-
aus keine Theilnahme und Wirksamkeit für den Vereiu
geduldet werden, wie denn auch den Bchörden zur Pflicht
gemacht ist, über die bereits stattfindende Ausbreitung des
Vereines und Theilnahme Einzelner, sogar über bloße
Meiniliigsäußerungen, bei dem Ministerium Anzeige zu
machen. Bis jetzl ist übrigens die Theilnahme sür den
Natwnalverein bei uns keine große, und wird auch die
beflissenste Polizei in dieser Beziehung wenig zu fischen
finden. (Kln. Z.)
Wien, 4. Aug. Die bevorstehenden Reichsrathsde-
batten werfen bcreits ihre Schatten voraus; iu den
Salons und Klubs findet ein Mcinuugsaiistansch statl,
dcr oft die Grenzen der Konversation überschreitet und
die Journale pochen auf diese und jene Weise an die
Pforien eines löblichen Preßbureaus und Zensuramtes,
ob ihnen eine Drcinsprachc gestattet sii. Die Situation
der Publizisten, wäre sie nickit so höchst kläglich, ist bei-
nahe komisch; von der Nothwendigkeit und Ersprießlich-
ibreS Wirkuis fest überzeugt, des besten patriotischen
Dewußtieiiis voll, und mit der Tendenz, nur sür daS
allgemeine Wohl die Feder zu sühren, wird ihnen an
einem Tage die Thüre gewiesen, weil sie unberufen sich
in solche Staatsangelegenheiten mischen und nur das
Publikum aufregen und mißleiten, und am andern Tage
stcllt man das höfliche Ersuchen an ihre Bercitwilligkeit,
dies zu thun und jencö zu laffen. Bald steckt dieses
Journal die Fühlhörner aus siinem zensurirten Schnek-
kenhause, ob der laue Wind eine Erkursion gestatte;
bald falket jenes die Hände, man möge ihm daö Papa-
genoschloß vom Mundc nehmen, cs singe ja die schönsten
Arien sür das Staatswohl. Jn den Regierungskreisen
aber hat man nicht den Muth, der öffentlichen Meinung
AuSdruck zu gestatten, und mit alten, nur ein wenig
übertünchten Zensurmaßregeln glaubt man beliebig poli-
tischeS Wetter machen zu könne»; w.an hat cs nach allen
Erfahrungen und Lehren noch nicht dabin gebracht, in
der Presse eine Stütze statt einer Feindin zu erkennen;
man glaubt noch immer, der sechsten Großmacht (da
Spanien noch nicht in den Lerele eingctreten ist) ein
Hinterstübchen anweisin zu können. (Nz.)
Wien, 4. Aug. Die Statute dcr LandeSvertretungen
liegen zur allerh. Sanktion bereit, ihre Veröffentlichung
wird denrnach nicht lange auf sich warten lassen, ja man
will wissen, daß sie noch vor Beginn der Gesammldc-
batteu über daS Bndget ersolgen soll. Die Regierung
ist bei der ÄuSarbeitung derselben von dem Grundsatze
ausgegange», daß 1) daS System der Zentralisation
strenge festzuhalten sei, und daß 2) die Vertretung auf
dec historischen Eintheilung in Ständc mit besonderer
Berückfichtigung des KleruS uud deS Adels zu basiren
jei. Die Landesvertretungen haben sich lcdiglich mit der
Proviiizialadministration zu beschästigen. Alle übrigen
Angelegcnheiten gehören nicht >n ihr Bereich. Die Jn-
teressen der kleinen Grundbesitzer, der Jndustrie, der Bil-
dungsanstalten rc. sollen repräsintirt scin, jedoch derart,
daß fie sich stetS in der Minorität befinden werden. (S. Z )
Wien, 6. Aug. Die „Ostd. P." bringt über bie
crstc Sitzung des Bndgctkomitees solgenden Bericht: Hcute
hat im gewöhnlichen Saale des ReichSraths die erstc
Sitzung des Einundzwanziger Komitees zur Prüfung dcs
Budgets stattgesunden. Die Debatten waren übrigenS
ohne alle politische Färbung, durchaus sachmäßig und
objektiv gehalten. Dieselben werden morgen fortgesetzt-
Die eigentliche Politik, d. h. dic Verhandlungen über die
großen Prinzipien der Reichsorganisation, wird kaum vor
Mittwoch oder Donnerstag zur Sprache kommen. Dcr
ungarische Antrag soll nach nunmehriger Gruppirung auf
eine Majorität von 15 bis 16 Stimmen unter den ein-
undzwanzig zählen können. Wie wir hören, werden die
Sitzungen VeS Eiliundzwanziger-Ausschusses nicht über
diesi Woche hinaus sich erstrecken, da der Reichsrath in
zahlrejcher Vertretung bei den Einweihungsfeiellichkeiten
der Wien-Münchener Strecke sich bctheiligcn will. (D. Z.)
Wien, 6. Aug. Die Nachricht von der bevorstehen-
den Errichtung dreier Lager in Sardinien wird auch aus
Turin bestätigt. Für Oesterreich hal daS zu Montechiaro
bei Brescia zu crrichtcnde Lager die meiste Wichtigkeit.
Jn demselben sollen 30,000 Mattn konzentrirt werden.
Die Rüstungen nchmenaußervem in Sardinien ihren Fort-
gang- Jn allcn Arsenalen wird rastlos gearbeitet. (K.Z.)
.die Einwilligung mcines Herrn nicht sür möglich
halten.
Erlinde hat mir Alles eröffnet — sagte mein Weib
—; am Ufer deS Stromes war es, wo fie sich zum
ersten Mal sahen, die Grotte war der Ort ihrer Zusam-
menkünfte. Jch glaubte, das Bad sei eS, was sie dort
suche; ach. cs war ihr Geliebter, der jetzt ihr Gemahl.
Ec heißt Roland von Lucens; daS ist alleS waö ich
weiß, alles, was Erlinde selbst zu sagen wußtc.
Von LucenS! rief ich enlsetzt auS — Margarethe,
man hat dich betrogen, man hat den Priester hintergangen,
viellejcht anch die arme Erlinde selbst. Nie würde mein
Gebieler eingewilligt haben, einen der LucenS seinen Ei-
dam zu nennen; diese sind seine unversöhnlichsten Feinde,
tausenvmal börte ich ihn ven Tod dem Herrn auf LucenS
schwören. Wo ist Erlinde? ich muß zu ihr
Jn ihrer Betstube — sprach mein Weib. Jch
stürzte hin, und doch halte ich nicht die Kraft, ihr Vor-
würfe zu machen. Jn Thränen zerfloffen warf stch das
arme Kind an meine Bcust: O guter Peter! rief sie,
liebe meinen Gemahl, üebe ihn auS Liebe zu mir, wie
bu mich liebst; o, wüßtest du, wie gut und freundlich er
ist, und wie glücklich er deine Erlinve macht!
Daß Gott es wolle! cntgcgnete ich; aber hat auch
Ritter Amaurt wirklich eingewilligt? Wer war es, dcr
statt seiner erschien?
Der Ohezm Roland's, sprach sie, die Augen senkend,
der Herr auf Lucens.
(Fortsitzung folgt)
vWösen Wiverspruch von anderer Seite wieder in Zwcifcl
gestcllt werben: 1) Waö der Korrespondenk der „Kv!n. Z."
über vie Bemühung ciniger Fürsten, Preußen zu einem
„gemeinsamen Vorgehen gegen den Nationalverein zu
bewegen" mittheilt, wird im „St.-SInz." nicht als un-
richtig bezeichnet, kann daher jetzt fnr konstatirt gelten.
Konstalirt ist 2) daß Besprechungen über „gewaltsame
Unterdrückungsmaßregeln gegen den Verein" zwischen den
Ministern von Württemberg, Sachsen nnd Bayern ge-
pflogen worden sind; nur ,.e ing ehende" Belprechungen
stellt der „St.-Anz." in Abrede. Konstatirt ist 3) daß
„beinahe sämmtliche deutsche Regierungen" in der Be-
urtheilung der Vereinstenvenzen übereingestimmt haben,
daß also einige — ohne Zweifel die früher schon mehr-
fach genannten — bei einer abweichenden Auffassung
stchen geblieben sind. Konstatirt 4) daß in der offiziösen
Sprache der Regierungen, deren Anstchten der „St.-Anz."
vertritt, ein auf durchgreisende Reform der Bundesoer-
sammlung gerichtetes Streben „bundcswidrig" genannt,
mithin die durchgreifende Bundesrcform im Prinzip zu-
rückgewiesen wird. Konstatirt 5) daß das Mährchen von
dem cventnellen Beschluß der Berutung eines „Vorparla-
ments" in den Kreisen ves „St.-Anz." Eingang gcfunden
und Anlaß gegeben hat, eine spezielle Zusage für diesen
Fall von dem Berliner Kabinet zu verlangen. Konstatirt
6) daß das preußische Kabinet „in letzter Zeit" die Zusage
gegeben hat, svlchen Schritten des Vereins „mit aller
Energie entgegenzutreten."- Jm Uebrigen bestätiat und
ergänzt der Artikcl 7) die bekannte Annahme über den
Zweck der Würzburger Militärkonferenzen und 8) die
neuerliche Mittheilnng des Berliner Korrespondenten der
„Köln. Z.". daß zwischen den drei Mittelstaaten iu jüngfter
Zeit über die Fcage verhandelt wordeu sei. wie sür den
Fall ernsterer Verwicklungen „der Erekutivgewalt des
Bundes eine einfachere und kräftigere Organisation ver-
liehen werden konnte." ES ist dieö bekanntlich derjenige
Punkt, auf deffen Dringlichkeit der Nationalverein vor
allem und zu wiederholten Malen hingewiesen hat, wenn
gleich seine Ansicht in Betreff des richtigen Modus
von jener der Regierungen einigermaßen abweichen mag.
Ob die Verhandlungen über diesen Gegenstand fortgesetzt
werden, oder, wie der Korrespondent der „Köln. Z." be-
richtet, abgebrochen sind ist aus dem Artikel des „St-
Anz." nicht erstchtlich.
Kajset, 7. Aug. Was man längst hin und her be-
sprochen hatte, ist gestern von der „Kass. Z." amtlich an-
gckündigt worden. Der Hof hat wegen des Ablebens des
Prinzen Jerome Napoleon Trauer auf 8 Tage angelegt.
Zugleich aber ist der Hof abwefend; denn der Kursürst
und die Fürstin von Hanau sind schon vor mehreren
Tagen nach Franksurt abgereis't und werden, dem Ver-
nehmen nach, noch 8 Tage auSwärts verweilen. Daß
diese Hofabwesenheil und die Hoftrauer mit einander in
Verbindung stehen, wird gllgemein gcglaubt; daß im
Ikebrigen keine sterblichc Seele in Hessen an Trauer über
den Tod des cinstigen Königs von Westfalen denkt, ver-
steht sich von selbst; nur das damals so glänzende und
,'ebhafte Schloß in der Aue sieht in seiner jetzigen Ver.-
fallenheit traurig aus- (Klr. Z.)
Aus Mitteldeutschtand, 8. Aug. Mebrerc
Vlätter bezweifeln es. daß dcr Regent von Preußen im
September mit dem Kaiser von Rußland zu Warschau zu-
sammentreffen werde. Wir können aber versichern, daß
alle Diöpositiouen bereits dafür gelroffen sind und die
Zusammenkunst staltsinden wird- Selbst daß der Regent
dem Kaiser Napoleon keinen Gegenbesuch machen wird,
steht nicht so fest, als die Zeitungen uns glauben machen
wollen; nur.daß eS in Chalons geschieht. ist bis jetzt
täglich zweifelhafter geworden. — Daß der Aendsrung
des Reiseplans.det Königin von England politischc Mo-
tive nicht ganz fern liegen, wird uns täglich klarcr. Man
fucht sich der größeren Aufmerksamkeit und gewisseu Um-
gebungen iu der großen Stadt Berlin, wo die Jndiskre-
iion elwas zu stark ist, zu entziehen, um auf einem
unbeobachteten Landaufenthalte ungenirter sich zu bespre-
chen. Es soll Sie dabei nicht überraschen, wenn ich
Jhnen versichere, daß die Reiseänderung eine Folge der
Teplitzer Zusammenkunft ist, durch ein eigenhändiges
Schreiben des Regenten eingeleitet wurde und sich die
Koburger Zusammenkunst gerade an Tcplitz anschließt.
Um aller Heiligcn willen, versetzte mei'n Weib, würde
ich nicht eimvilligen. War ich meinem Gebieter nicht
schon genug ungehorsam, indem ich euch vor die Thore
ließ, soll ich nun noch Jcmanden gcgen seinen Willm
einlassen?
Wohlan, sprach Erlinde, mein Weib umarmend, es
sei keine Rede mehr davon, da du es nicht willst!
Jch war entzückt, sie so folgsam und vernünftig zu
sehen, suhr Margarethe fort- — Jhre Vernunst r-ift, dachte
ich, fie ist kein Kind mehr. — Heute gab sie mir aber-
mals einen neuen .Beweis; denn als wtr an der Kapelle
vorübergingen, welche zunächst der Brücke steht, sprach
sie: Komm, Margarelhe, laß uns hir eintreten, Gott zu
bitten, daß er meincn Vater glücklich heimkehren laffe,
damil dieser dir deine Gefälligkeilen verzeihe, oder viel-
mehr sie gar nicht erfahre.
Wir waren eingetreteii. Erlinde sank vor dem
Altar aus die Kniee und betete mit gefalteten Händen,
Thränen im Auge; ich betete ihr zu Seite. Horch! da
öffnete sich die Nebenthür, und mil cinem Male sah ich
den Priestcr in seinen geweihten Gewändern, vom
Sakristan begleitet, eintreten: ihm solgten drei Ritter in
herrlichen Rüstungen. Einer unter ihnen war jung und
schien mir bekannt, die beiden andern waren bejahrt.
Erschreckt wollte ich Erlinden herausführen, sie wider-
setzte und versüg»e sich zu dem jungen Ritter, der sie an
der Hand faßte und sie dem Priester als seine Braut
vorstellte.
Vereintgt uns, sprach cr zu ihm, hier sind unfere
Ringe, hier unsere Namen auf dem Papiere, hier mein
Vater, und dort jener, der den Vater meiuer Braut, den
Schloßherrn auf Clees, Ritter Amauri von Monthenar,
In Koburg wird der Kaiser von Oesterrci'ch (ob inkog-
nito reisend, ist bis jetzt noch nicht gewlß) mit bem
Regenten und der Königin Viktoria zusammentreffen
und zu diesem Behufe zu jener Zeit in der Nähe sein,
um damit seinen Besuch zu motiviren. Welche Bedeu-
tung diesem Schritle, der fast so gut als sicher steht,
beizulegen sein wird, branche ich Jhnen nicht zu erör-
tern; aber es werden sich noch mehr unerwartete Dinge
zeigen und wir glauben, die Ereignisse gehen rascher, alS
man zu glauben wagie.
KLl», 6 Aug. Am Niedcrrhcin regt man sich nun
auch, in sreireligiöser Beziehung zu wirken. Am vorigen
So.intag hielien hier der Prediger Uhlich von Magdeburg
und Literbt Wilh- Maaßen vor einer nicht unerheblichen
Vcrsammlung, welche eine religiöse Reform zeitgemäß
findet, Vorträge. Am Mittwoch wird Uhlich in Bonn
sprechen, zu welchem Behufe Männer und Frauen aller
Konfessionen eingeladen worden stnd. (F, I.)
Kiit.», 7. Aug. Heute Abend wurde hier eine zweite
Versammlung abgehalten, Mitglieder für den Nalional-
Verein zu gewinnen. Sehr bemerkenswerthe Vorträge
wurden u. a. durch die Herren Advokat Bessel und
Apellat-Ger -Rath Leue gehalten. Ersterer entwickelle
d!e Zerfahrenheit Deutschlands nnd die daraus fvlgenden
Erscheinungen in recht charakteristischer Weise und that
dar, daß es eine Haupkausgabe dcs Vcreins sei,. das
Programm der Süd- und Norddeutschen in Einklang zu
brin'gen. (F. I.)
* Wie der „Elbcrf. Ztg." aus Sagen vom 2. Aug.
mitgccheilt wird, ist in dem benachbarten Herdecke im Juni
d. I. einer Wittwe wider ihren Willen und in ihrer
Abwesenheit ihr 11 jähriger protcstanlischer Sohn aus
dem Hause geholt und ohne Vorwiffen des obervormund-
schaftlichen Gerichts in eine sowohl diesem wie der Mut-
ter und dcm Vormunde bis zur Stunde völlig unbekannte
katholische Erziehungsanstalt gebracht worden. Also ein
neuer Mortara-Fall!
* Aus Magdeburg, vom 7. Aug. bwichtet die
„Magdeb. Z": „Durch die Gnade des Prinzregenten
wurden heute fünf von den in Folge der Erfurter Un-
ruhen 1849 verurtheilten Personen in Freiheit gesetzt,
nachdem ihncn der Rest ihrer Strafzeit geschenkt worden
ist. Drei von ihnen waren zu 16, zwei zu 15 Jahren
Festungsstrase verurtheilt. Nur noch einer von jenen
Erfurtern, welcher zu 20 Jahren verurtheilt ist, besindet
sich auf Ver Zitadelle; dvch crwartet man auch seine
Begnadigung noch im laufenden Jahre."
Kerlin, 7. Allg. Der kurf.-heffische Gesandte am
hiesigen Hofe, Geh. Rath Wilkens von Hohenau, der
nach längerer Abwesenheit von Dresden aus wieder hier
eingetroffen war, hat einen 2'/2>nonatlichen Urlaub zu
einer Badekur nach Rchme erhalicn und ist, wie der
„Wes. Z." geschrieben wird, bereits vvn hier abgereist.
-- Stettin, 5. Aug. Wie der „N. Stett. Z " aus
der Provinz geschrieben wird, hat sich in Lauenburg und
Umgcgend ein Verein von adligen Rittergutsbesitzern
zu dem Zwecke gebildet, kein Rittergut an Bürgerliche zu
verkausen.
Hannover, 4. Aug. Damit dasSystem zurVollen-
dung komme, haben wir nun auch den ersten Fall einer
Konzessionsentziehung auf Grund der Preßverordnungen
erlebt. Sie trifft den Buchdrucker Stegen in Alfeld, der
schon Jahrc lang cin kleinesWochenblatt herausgab, das
sich allerdings über den gewöhnlichen Stil der kleinen
Provinzialpresse erhob und burch eine selbstständige Auf-
fassung der Dinge hervorthat. DerDrucker war zugleich
Redakteur. Die vorschriftsmäßige Doppclvcrwarnung
hatte er allerdings erfahren. Dcr letzte Grund der Kon-
zessionsentziehung, die nach den bestehenden Verordnungen,
nicht sein Blatt, sondern sein Gewerbe, aber durch das Eine
auch das Andere trifft, scheinen einige lose Bemcrkungen
über den Badener Fürstentag gewesen zu sein. Der
eigentliche Grund lag aber wohl in dem Trvtz dcs kleinen
Blattes, womit es gewiffe Artikel, die ihm, wie jctzt
häufig den Provinzialblättern, unverlangt zugeschickt
wurden, zwar druckte, aber über Nacht durch andere und
eigene wieder zurücknahm. (Klr. Z.) .
Aus Holstein, 6. Aus. Das holsteinische Ministerium
hat sich veraulaßt geseheni, über den deutschen National-
Verein eine Aechtung ergehen zu laffen. Nach einem
von demselben an die Polizeibehörden desLandes erlaffe-
vorstellt, der sein Herr nicht verlassen konnte und die
Vollmacht diesem evlen Freunde übergab. Alles ist,
wie ihr seht, in Ordnung; gebt uns den Segen, dcr
allein noch fehlt.
Jch wollte sprechen, Erlinde schloß mir die Lippen
mit einem Kusse, und der junge Rilter schob mir einen
Geldbeutel in die Hand: Schweigt, gute Margarethe,
sprach. er, und empfangt dieses Geschenk bei unscrer
Hochzeit; Alles miißte also kommen; es war ver Wille
Gottes und unserer Eltern, die uns hier vereinigen.
Was wollte ich sageu? — Jch schwieg und betete.
Der Priester sprach seinen Segen und tauschte die Ringe.
Die beiden Väter küßten Erlinden und entfernten sich-
Der junge Gemahl umarmte sie lange auf das zärtlichste,
biS er mir sie endlich übergab: Margarethe, sprach er
zu mir, führt meine Gemahlin in ihr Schloß; ich ver-
traue sie euch bis zu jenem Augenblicke, wo ich sie zu
mir heimbringe, unb hoffentlich werdet ihr euch nicht
mehr widersetzen, daß sie von dem Pilgcr Besuche empfange.
Da erst erkannte ick) in dem Ritter den jungen Pilger,
der mir auf der Brücke vorgesungen hatte. Erlinde
weinte; allein ste vergoß süße Thränen und konnte sich
nicht aus den Armen ihreS Gemahles reißen. Endlich
nahm sie meine Hand: Komm, sprach sie, ich will dir
und meinem Freunde Peter Alles erzählen. Mein Ge-
mahl gleicht, wie dü siehst, meinem Vater wenig. —
Wir kamen zurück und-
Hat sie dir Alles gesagt? schrie ich auf. Wozu
diese Geheimniffe, wenn mein Gebieter darein gewilligl?
Ach! dahinter steckt gewiß ctwas. Wo hat sie ihn ge-
sehen, wo kennen gelernt? Wie ist sein Name, fein Adel? f
— Jch war ganz erdrückt von dieser Nachricht und konnte j
nen Rundschreiben soll in Holstein und Laucnburg durch-
aus keine Theilnahme und Wirksamkeit für den Vereiu
geduldet werden, wie denn auch den Bchörden zur Pflicht
gemacht ist, über die bereits stattfindende Ausbreitung des
Vereines und Theilnahme Einzelner, sogar über bloße
Meiniliigsäußerungen, bei dem Ministerium Anzeige zu
machen. Bis jetzl ist übrigens die Theilnahme sür den
Natwnalverein bei uns keine große, und wird auch die
beflissenste Polizei in dieser Beziehung wenig zu fischen
finden. (Kln. Z.)
Wien, 4. Aug. Die bevorstehenden Reichsrathsde-
batten werfen bcreits ihre Schatten voraus; iu den
Salons und Klubs findet ein Mcinuugsaiistansch statl,
dcr oft die Grenzen der Konversation überschreitet und
die Journale pochen auf diese und jene Weise an die
Pforien eines löblichen Preßbureaus und Zensuramtes,
ob ihnen eine Drcinsprachc gestattet sii. Die Situation
der Publizisten, wäre sie nickit so höchst kläglich, ist bei-
nahe komisch; von der Nothwendigkeit und Ersprießlich-
ibreS Wirkuis fest überzeugt, des besten patriotischen
Dewußtieiiis voll, und mit der Tendenz, nur sür daS
allgemeine Wohl die Feder zu sühren, wird ihnen an
einem Tage die Thüre gewiesen, weil sie unberufen sich
in solche Staatsangelegenheiten mischen und nur das
Publikum aufregen und mißleiten, und am andern Tage
stcllt man das höfliche Ersuchen an ihre Bercitwilligkeit,
dies zu thun und jencö zu laffen. Bald steckt dieses
Journal die Fühlhörner aus siinem zensurirten Schnek-
kenhause, ob der laue Wind eine Erkursion gestatte;
bald falket jenes die Hände, man möge ihm daö Papa-
genoschloß vom Mundc nehmen, cs singe ja die schönsten
Arien sür das Staatswohl. Jn den Regierungskreisen
aber hat man nicht den Muth, der öffentlichen Meinung
AuSdruck zu gestatten, und mit alten, nur ein wenig
übertünchten Zensurmaßregeln glaubt man beliebig poli-
tischeS Wetter machen zu könne»; w.an hat cs nach allen
Erfahrungen und Lehren noch nicht dabin gebracht, in
der Presse eine Stütze statt einer Feindin zu erkennen;
man glaubt noch immer, der sechsten Großmacht (da
Spanien noch nicht in den Lerele eingctreten ist) ein
Hinterstübchen anweisin zu können. (Nz.)
Wien, 4. Aug. Die Statute dcr LandeSvertretungen
liegen zur allerh. Sanktion bereit, ihre Veröffentlichung
wird denrnach nicht lange auf sich warten lassen, ja man
will wissen, daß sie noch vor Beginn der Gesammldc-
batteu über daS Bndget ersolgen soll. Die Regierung
ist bei der ÄuSarbeitung derselben von dem Grundsatze
ausgegange», daß 1) daS System der Zentralisation
strenge festzuhalten sei, und daß 2) die Vertretung auf
dec historischen Eintheilung in Ständc mit besonderer
Berückfichtigung des KleruS uud deS Adels zu basiren
jei. Die Landesvertretungen haben sich lcdiglich mit der
Proviiizialadministration zu beschästigen. Alle übrigen
Angelegcnheiten gehören nicht >n ihr Bereich. Die Jn-
teressen der kleinen Grundbesitzer, der Jndustrie, der Bil-
dungsanstalten rc. sollen repräsintirt scin, jedoch derart,
daß fie sich stetS in der Minorität befinden werden. (S. Z )
Wien, 6. Aug. Die „Ostd. P." bringt über bie
crstc Sitzung des Bndgctkomitees solgenden Bericht: Hcute
hat im gewöhnlichen Saale des ReichSraths die erstc
Sitzung des Einundzwanziger Komitees zur Prüfung dcs
Budgets stattgesunden. Die Debatten waren übrigenS
ohne alle politische Färbung, durchaus sachmäßig und
objektiv gehalten. Dieselben werden morgen fortgesetzt-
Die eigentliche Politik, d. h. dic Verhandlungen über die
großen Prinzipien der Reichsorganisation, wird kaum vor
Mittwoch oder Donnerstag zur Sprache kommen. Dcr
ungarische Antrag soll nach nunmehriger Gruppirung auf
eine Majorität von 15 bis 16 Stimmen unter den ein-
undzwanzig zählen können. Wie wir hören, werden die
Sitzungen VeS Eiliundzwanziger-Ausschusses nicht über
diesi Woche hinaus sich erstrecken, da der Reichsrath in
zahlrejcher Vertretung bei den Einweihungsfeiellichkeiten
der Wien-Münchener Strecke sich bctheiligcn will. (D. Z.)
Wien, 6. Aug. Die Nachricht von der bevorstehen-
den Errichtung dreier Lager in Sardinien wird auch aus
Turin bestätigt. Für Oesterreich hal daS zu Montechiaro
bei Brescia zu crrichtcnde Lager die meiste Wichtigkeit.
Jn demselben sollen 30,000 Mattn konzentrirt werden.
Die Rüstungen nchmenaußervem in Sardinien ihren Fort-
gang- Jn allcn Arsenalen wird rastlos gearbeitet. (K.Z.)
.die Einwilligung mcines Herrn nicht sür möglich
halten.
Erlinde hat mir Alles eröffnet — sagte mein Weib
—; am Ufer deS Stromes war es, wo fie sich zum
ersten Mal sahen, die Grotte war der Ort ihrer Zusam-
menkünfte. Jch glaubte, das Bad sei eS, was sie dort
suche; ach. cs war ihr Geliebter, der jetzt ihr Gemahl.
Ec heißt Roland von Lucens; daS ist alleS waö ich
weiß, alles, was Erlinde selbst zu sagen wußtc.
Von LucenS! rief ich enlsetzt auS — Margarethe,
man hat dich betrogen, man hat den Priester hintergangen,
viellejcht anch die arme Erlinde selbst. Nie würde mein
Gebieler eingewilligt haben, einen der LucenS seinen Ei-
dam zu nennen; diese sind seine unversöhnlichsten Feinde,
tausenvmal börte ich ihn ven Tod dem Herrn auf LucenS
schwören. Wo ist Erlinde? ich muß zu ihr
Jn ihrer Betstube — sprach mein Weib. Jch
stürzte hin, und doch halte ich nicht die Kraft, ihr Vor-
würfe zu machen. Jn Thränen zerfloffen warf stch das
arme Kind an meine Bcust: O guter Peter! rief sie,
liebe meinen Gemahl, üebe ihn auS Liebe zu mir, wie
bu mich liebst; o, wüßtest du, wie gut und freundlich er
ist, und wie glücklich er deine Erlinve macht!
Daß Gott es wolle! cntgcgnete ich; aber hat auch
Ritter Amaurt wirklich eingewilligt? Wer war es, dcr
statt seiner erschien?
Der Ohezm Roland's, sprach sie, die Augen senkend,
der Herr auf Lucens.
(Fortsitzung folgt)