nzciger.
Mr 1LL.
Erschcint, Montags ausgcnommen, täglich Vsrmitt. »in»
kosret in Mannhrim viertlg. I tt.; in ganz Dadm virrtij.
1 kt. 3V kr.; im »rmsch-vstr. Postvcrcin viertiz. 1 kl. 53 kr.
Donnerftag, LÄ. Jnni
Antcigcn wcrdcn in dem „Mannheimer Anzcigcr" mic
in dcin damit vcrbundencn „Täglichcn Strasscnplakat"
zusamnicn die g-wohnlichc Zcile mit S kr. bcrcchnet.
* Der Fürstenkongrej) in Da-en
bildcte so lange einen Licktplrnkt in der Auseinandergehung
aller deutsche» Verhältniffe, als bloff von einer Zusamincn-
kunst deutscher Fnrsten die Rcde war. Seitdem aber sicher
ist, daß auch d er Mann zu diesem Kongrcsse kommt, um
dessenwillen gerade die dcutschen Fürsten endlich die
Nothwendigkeit cincr Vereinigung nicht läugcr mehr
entbehren können, gehcn die Ansichtcn über den in Rede
stehenden Fürstcntag in versckiedener Richtung ausein-
anver. Diese Begegnung licß sich jedoch kaum abwenven.
Wenn LoüiS Napolcon, sagt die „Volksz." ganz
richtig, den Wunsch hegt, durch eine persönlicke Zusam-
menkunft auf. deUtscheni Grund und Boden mit einem
Fürsten, dem die Pflicht obliegt, Dcutschlands Ghre und
Deutschlandö Grenze zu bewachcn, kund zu lhun, daß
Frankreich in einem freundschaftlichen Nachbarverhältniß
zu verbleiben wünscht und jene fcin'dlichcn Absichten auf
Deutschland nicht thcilt, die französtsche Tageöschriftsteller
oft genug laut werden lassen, so ist sichcrlich nichts da-
gegen zu erinnern, wenn der Prinzregcnt LerartigeAeuße-
rungen entgegen nehmen wollke. Ja, wir halten es für
eine gerechtferligte Achtungsbezeugung gegenüber einer
großen Nachbarnation, mit der wir den Frieden ungern
brechcn, wenn dercn zeitigcö Oberhaupt aus deutschem
Bodcn enipfangcn wird ohne den Rückhall veralteter
legitimer Vorstellungen, die einmal von der Zeit und,
wie wir hoffen, sür immer ihres Scheinwerthes beraubt
sinv-
Nach der Korrespondenz Havas-Bulliers schmeichelt
man stch in Paris, daß die bevorstehende Zusammenkunft
zwischen Napoleon und dem Prinzregenten, die beste
Wirkung auf die öffentliche Meinung ausübe. Man
sagt in Päris überall, der Besuch wcrde jedenfalls cine
Beruhigung der Gemüther jenseitS des Rheins zur Folge
haben, da der Kaifer solche VersicherungeN ertheilen und
zu solchen Bürgschaften sich bcreit zeigen werdc, daß man
keine Befülchtung mehr wird hegen können. Wir brau-
chen's wohl kaum unseren Lescrn zu sagen, daß LouiS
Napoleons Freuüdlichkciten uns keine Bcruhigung ge-
währen, wenn die Umstände beunruhigend auösehen; cben
so wenig aber könnte cs uns beunruhigend zu Muthe wer-
den, wenu wir auch vorausfehten, daß deutsche Fürsten
sich durch Louis Napoleon beruhigen lassen. — Wir stnd
vielmehr dcr Zuverstcht, daß in der deutschen Nativn —
so wenig sie auch eine Roüe nach außen spielen kann
— ein richtiges Gesühl über den Werth der Beruhi-
gungcn und Beunruhigungen liegt, dieFürstenkonfelenzen
gewähren odcr erzeugen. Und weil wir wissen, daß vaö
deutsche Volk keine Heerde lst, dic män verhandeln kann,
so hoffen und fürchten wir so gut wie gar nichts von
Verhandlungen auf den badener Zusammenkünflen.
Aber sehr triftig erfcheint der „Südd. Z." das Be-
denken eims Wiener Blattcs: Napvlcon hat ein positi-
ves Prvgramm, die deutfchen Fürsten haben keincs und
sind durch ihre rein negative Stellung in den gcfährlich-
sten Nachtheil versetzt. Ein drastisches Zusammentrcffen
der Umstände wirft auf die Haltlösigkeit dieser Situation
das grellste Licht. Heute Donnerstag den 14. Juni soll
die Einverleibung Savopenö, d. h. die neueste Nieberlage
der curopäischen und deutschcn Politik, definitiv vollzogen
und in Paris mit cntsprechendcm Pomp gcfeiert werden.
Morgcn sctzt stch Louis Napoleon in dcn Wagen, um
scin Geschäft in Baden zu betrciben. Er tritt
den deutschen Fürsten mit dem zuversichtlichen Be-
wußtscin deS TriumphS entgegen, den sein Pro-
gramm über ihre Programmlosigkeit davongetragen hat.
Wenn sich künftigen Sommcr daö RendezvouS wiederholen
sollte, kommt dcr französische Kafler viellcicht von ciner 2.
Pariser Jllumination: sei eS, daß dann die Einverlcib-
ung von Ligurien gefeiert wird, oder irgend ein an-
derer gelungener Streick, der unter der passiven Assiftenz
Deutschlands bis dahin vollbracht ist unv Frankreichs
moralisches und matericlleS Uebcrgewicht abcrmals zu
unserem bitteren Nachtheil gestärkt hat.
Nur in Einem Punkt wird Napoleon die dcutsche
Polilik entschlossen und gerüstet findcn — und eben
darum wird dcr Mann der nüchternsten Berechnung
diesem hartcn Stein des Anstoßes für's Erste behutsam
aus dem Wege gehen. DieS ist das Thema der Rhein-
grenzc. Nachvem seine diplomathchen RekognoSzirungen.
seine verlockendcn Anerbietungen gcscheitert stnd, wird er
die Lösung dieser LieblingSsrage einer spätercn günstigeren
Konjunktur vorbehalten. Er wird nichts dawider haben,
wenn Deutschlanv mitilerweile, von unüberwindlichem
Mißtrauen erfüllt, bis an die Zähne gewappnet stehen
bleibr. Während wir so unsere Kräfte und unsere Ge-
duld in eincr thatlosen Defensivstellung aufreiben, wird
er nach bisheriger Weise sortsahren, die Geschästc der
europäischen Politik uneigennützig zu erledigeu. Früher
over später, wenn Deulschland, des unfruchtbaren un.d
aufreibendeu Schildwachstehens am Rhein müde gewor-
den, seinen Harnisch vrrdrössen abgelegt hat, mag sich
wohl dcr schickliche Momcnt finden, aus das vertagte
Rheingrenzlhema zurückzukommen. —
Wir können unS diesen Auslassungcn der
„Süddeutschen Ztg." cbcn sö wcnig in allen Theilen an-
schließen, als zu d-r blinden GlaubenSseligkeit deS
„Schwäb- M-" bekehren lassen, daß mit dieser Fürsten-
Konferenz Deutschlands Einheit der Vollendung cnt-
gegengeführt wird. Wir gestehen vielmehr mit der
„VolkSztg." offen und fre'iniüthl'g, daß wir über Für-
stenkonfercnzen sehr ketzerische GedaNken hegen und sie
kcineswegS für geeignet erachten, Beruhigungen zu
erzeugen.
Bcruhigen kann uns nur die nachbarliche Kund-
gebung eincs guten WiUens, wenn wir wiffen, daß wir
sein Uebeiwollen 'nicht zu fürchten haben, und dieser
Beruhigung wird zuversichtlich dic Zusammenkunft in
Baden weder Abbruch thun, noch in ihrem nationalcn
Werthe wesentlich förderlich sein! Noch viel weniger aber
wird sie diejenigen Deutschen -beunruhigen, die nicht ab-
sichtlich die Beunruhigten fpielen.
Die sicherste Beruhigung für die nächste Zukunst
DeutschlandS läge nach unserer Meinung darin, wenn
Preußen dlesc Gelegenheit der Fürstenzusammenkunft in
Baden benützte, endlich mit dem Muthe, der ven Starken
ziert, dem deutschen Volke zu seinem nächsten Ziele zu
verhelfen.
Dieses Ziel bcsteht in einer starken Zentralgewalt,
die Deutschland nach Außcn thatsächlich repräsentirt und
zu ihrer Stützc die einheitliche Leitung der Militärmacht
der Nation in sich vercinigl. Dazu gebe man dem Volke
mit der Einführung der dcutschen Reichöverfassnng eine
Vertretung seiner Geschicke bei der Zentralleitung Dcutsch«
lands; dann mag kommen, waS da will: ' Deutschland
ist cinig, srei und stark und dcßhalb für alle Zukunft
beruhigt.
Rechtsverwahrung der Stadt Kassel gegen die
neue kurhessische Verfassung.
Kasset, 11. Juni. Die von den Stadlverordneten
beschlossene Protestationseingabc an den Bundestag liegt
uns im Wortlaut vor. Jm Eingang wird gcsagt: Was
dic Unterzeichner dazu antreibe, eine Rechtsverwahrung
gegen die neue Versassung einzulegen, sei vor allen
Dingen die unverbrückliche Anhänglichkeit, welche sie der
beschworenen Verfassung von 1831 auch jetzt noch widmcn,
wo die Kurf. Regicrung sie des auf diefelbe gcleisteten
Eibes entbindcn wolle. Diese Vcrfassung si-i so recht
eigentlich ein Werk dcs Friedens gewesen, das unter
günstigen llmständen das Glück deö Landes hätte machcn
müssen, unb das auch in den Jahren 1848 und 1849
seine sittliche Kraft bewährt habc. „Allen", heißt cs in
der Eiugabc, „die damals Gut und Blut an die Ver-
theidigung diefer Vcrfassung gesetzt, muß ihr Verlust
schwer aufs Herz fallen; uns aber inSbesondcre, die wir,
feitdcm dieselbe außer Wirksamkeit gesetzt worden war,
Dinge erlebten, welche zur Zcit ihrer Geltung nicht
hätten geschchen können." Behpiclsweise werdcn nun
einige gesetzwidrige Vorgänge gegcn die Stadtgemeinde
Kassil und die Gemeindeordnung überhaupr angeführt-
Hierauf wird die Beseitigung der Verfassung voii 1831
als eine icchtswidrige vargcstelli, und vou dem neuen
Versuch der Rcgierung FolgendeS gesagt: „Die jüngst
bekanntgemachte Versassung vermag vie Ueberzeuguiig,
daß eine uugesühnte, bald unsühnbar gewordene Rechts-
verletzung vorliegt, in keincr Weise zu beirren; das vcr«
letzte Rechtsbcwußtsein kann nicht einmal aus dem Jnhalt
der neucn Verfassung Trvst entlehnen. Nur zu sehr fällt
es in die Augcn, daß, währcnd bci der Verfaffung von
1831 alle Stände sich die Hand reichtcn, die bisher ver-
bundcnen jetzt gcflissentlich geschiedcn und einander gegcn-
übcr gestcllt worden, und das vollends zu einer Zeit,
wo, nach längst erfvlgter Aufhebung der Patrimonial-
gcrichtSherrschaft, des privilegirten Gerichtsstandes und
des LehcnSvcrbandcs, der niedere Adel gar „„kein Stand
mehr, sondern ledi'glich ein Rang"" ist. Aber auch ad-
gesehcn hievon, zeigt die neue Verfassung noch an vi'elen
anderen Stellen solche Grundsätze, welche eincr zeitge-
mäßen Entwicklung dcs öffentlichen fowohl alS des bür-
gerlichen LcbenS entgegcn stehen und statt des Gemein«
gcisteS und der vaterlandsliebenden Opferfreudigkeit nur
starre Selbstsucht der Berufs- und Erwerbsklassen er«
zcugen können." Statt deS gehofften Fciedens und ei-
ner, wenigstens einigermaßen zulänqlichen Versöhnung
deS Rechtsbewußtseinö, heißt cs weiter, „besteht nicht
nur der Zwiespvlt zwischen der Regierung und dem
Landc fort, sondern es wird sich auch noch ein anderer
zwischen den verschicdenen Klassen der Einwohnerschaft
hinzugesellen und wie in einem der kleineren norddeut-
schen Staaten, sich auch hier zeigcn, daß die Regierung,
der Adel, dic Städte und das platte Land die Bedin-
gungen der Koeristenz nicht audcrs, als im Verharren
bei Zuständen finden können, welche jeder Theil gern
verdammen möchte, wenn er sich nicht felbst damir äuf-
zugeben fürchtcle." Der Schlußsatz lautet: „Müffen
wir trotz alledem der ausgedrungenen neuen Ordnung
uns fügen, so wollen wir auf alle Fälle durch gegen-
wärtige Erklärung unser wohlerworbeneS und unver-
gänglichcs Recht auf die Verfassung vom 5. Januar
1831 feierlichst verwahrt habcn." Unterzeichnet ist die
Eingabe solgendermaßen: „Als rc. der hohen deutschen
Bundesversammlung gehorsamste: Der Oberbürgermeister,
Stadtrath und Bürgerausschuß der Resivenzstadt Kassel.
(Folgen die Unterschriften). (S. M-'i
Deutschland.
Mannheim, 13. Juni. Eine Korrespondenz der
»Freib. Z." nimmt sich der von unS nach sonst guken
Auch ein Pkingstverguiigen
oder die Reise zu dem Freiburger Sängerfeste.
(Fortsetzung.)
Daß seine Frau wirklich mit di'csim letzten Zuge
noch in Offenburg eintrcffen könne, war ein lctzter
schwacher Hoffnungsstrahl; an diesen Strahl klammcrte
er sich' wie der Ertrink'ende an einen Strohhalm, und in
Gesellschaft ciner Fläsche Zeller Rothen, zu welcher cr
eine Uujähl Zigarren rauchte, erwartete er in dcr Bahn-
Hof-Restauration mit beklommenem Hersin diesin letzten
Zug. Er hätte, wie wir wissen, die Hoffuung, den Zeller
nnd, dic Zigarren sparen können, denn der Zug kam zwar,
siine Tbcrese aber lag in Freiburg in jhrem Pfauenbette
und wa'chie und weinte.
Der Hcrr Erpeditionsrath weinte nicht, abercs kani
über ihn wie eine Berserker-Wuih; er hätte um sich
schlagen, er hätte beißen mögen, und cin wahrer Hochge-
nuß wäre es für shn gewesen, wenn er hätte in der
RestaUrälion init siinem verhängnißvollen Bamdus die
Gläser unv Teller in Scherben zerschmetlern, oder aber,
wäs ihm noch lieber gewesin wäre, dcn Ho-Ho-Ho-Lacher
v°n hoite Morgen durchhriigeln dürfen, denn vieses „Ho,
d?' hol" schallle ihm immer noch mit wiederwärtigem
Hohne in den Ohren.
Aber er durfte nicht; er durfte wcder beißen noch
prügeln; schon seine Würde als Kanzleibeamter bätte
dies nicht zugelafsin, und dann i'st das Prügeln ein Ver-
gnügen, waS in dcr Rcgel Gcld kostel, und sein Fricd-
richsd'or lag bereitS in den letzten Zügen- Der Herr
Erpedilionsrath mußte daher seinem Thatendrange Zaum
und Gebiß anlegen, und mußte im Gegenthcil seine Ge-
danken in ganz srsedliche Bahnen lenken, und auf
Mittel sinnen, siinen zcrrütteten finanziellen Verhältniffen
durch irgend eine kühne Finanzoperation wieder auf die
Beine zu helsin.
Dochsiine Frau, scine arme verlaffeneFrau. Jctzt blieb
ihm nur noch einc Hoffnung, wenn er seine Thcrese in
diesem Leben wirdersehcn wollte, — der Telegraph. Doch
rvohin sollte cr telegraphiren, wie sollte der Telegraph
siine Frau in dem mcnschenüberfüllten Freiburg ausfindig
machcn? Eilierlei, eS mußte gewagt werden, und dcr
Herr ErpcditionSrath stürzte auf das Telegraphenbureau.
Hier wurde ihm die tröstlichc Mittheilung gemacht,
daß der Blitz zu seiner Privalbelustigunq cin wenig in
den Telegraphen geschlagen unv einige Dutzcnd Stangen
zerschmettert häbe. Vor zwci Stunden könne man nicht
daran denken, zu telegraphiren; der Herr möge aber seine
Depeschc zurückiassen, sie werde baldmögltchst. beförvcrt
werden.
„Ha, ha, ha!" brach der Hcrr Erpedilionsrath in
cin verzweiflungsvolles Gelächter aus, „das ist ja natür-
lich, daS hätte ich ja wissen können; dasür ist ja der
Blitz da, Vaß er drcin fchlägt, wenn ich lelegraphiren
will! Ha, ha, ha! Auch der Hi.nmel hat sich gegen mich
verschworcn. Run, so schlage denn ein Doünerwelter. in
die ganze Geschichie !"
Mit vor Aufregung bebcnder Hand schricb er siine
Depesche:
„Licbe Therese! Komme u:n Gottes Willen mit dem
nächsten Zuge; ich werde Dich hier erwartcn- DaS
Sängerfest hole der Kuckuck! Dcin Joseph."
Und nachdem er so siin Herz telegraphisch erleich-
tert, stürmtc er zum Bahnhof hinaus und crreichte
keuchend die „Fortuna", wv er sich etschöpft in cin So-
pha warf.
„Ha, ha, ha! Jch Unglückskind muß auch noch in
der „Fortuna" logiren, in der Göltin des Glückes! 'S
ist ein wahrer Hohn!-Herr Obcrkellncr, ein GlaS
Punsch und ein Dutzend Zigarren auf mein Zimmcr!
Äorgen früh 4 Uhr will ich geweckt sein!"
Es war nicht nöthig, den Hcrrn ErpeditionSrath
zu wecken; er konnte bie ganze Nacht kein Auge zuthun
«nd war schcn vor dem Hausknecht aitf den Beinen
nnd eilke auf den Bahnhof hinaus.
Dek Telegraph hatte sich von dem Schlage, der ihn
bktroffen, crholt; er grng wieder und hattc die erbauliche
Botschafl gebracht, daß bei der Masse von Frcmden in
Freiburg keine Depesche ohne nähere Adreff« bestellt wcr-
den könne.
Den Hcrrn Erpeditionsrath überraschte diefe Nach«
richt nicht im geringsten; ihn konnte Nichts mehr über-
raschnr, und wenn man ikm gesagt hätte, das Frciburger
Münster habe stch zum Empsange der Sänger auf dem
Bahnhofe eingefunden uiib sei an ihrcr Spitze in die
Stadt eingezogen, cS würde ihn nicht überrascht haben;
cr war auf dcm Punkte angelangt, Alles sür möglich
zu halten; er war resignirt, er beugte sein Haupt.
Als früh 5 Uhr der erste Zug in'S Oberland ab«
ging, schwankic er keinen Augmblick, ob ec mitsahren
solle, sondern er sctzte sich in die Restauration zum Kaffe
mit dem sesten unv uncrschütterlichcn Enlschlusse, nicht
vom Piatze zu weichen, bis diesi unelhörten Näihscl sich
von selber löscn würden; und mit einem Gicichmuthe,
als hätte er noch über Millionen zu gebieten, gab er
Mr 1LL.
Erschcint, Montags ausgcnommen, täglich Vsrmitt. »in»
kosret in Mannhrim viertlg. I tt.; in ganz Dadm virrtij.
1 kt. 3V kr.; im »rmsch-vstr. Postvcrcin viertiz. 1 kl. 53 kr.
Donnerftag, LÄ. Jnni
Antcigcn wcrdcn in dem „Mannheimer Anzcigcr" mic
in dcin damit vcrbundencn „Täglichcn Strasscnplakat"
zusamnicn die g-wohnlichc Zcile mit S kr. bcrcchnet.
* Der Fürstenkongrej) in Da-en
bildcte so lange einen Licktplrnkt in der Auseinandergehung
aller deutsche» Verhältniffe, als bloff von einer Zusamincn-
kunst deutscher Fnrsten die Rcde war. Seitdem aber sicher
ist, daß auch d er Mann zu diesem Kongrcsse kommt, um
dessenwillen gerade die dcutschen Fürsten endlich die
Nothwendigkeit cincr Vereinigung nicht läugcr mehr
entbehren können, gehcn die Ansichtcn über den in Rede
stehenden Fürstcntag in versckiedener Richtung ausein-
anver. Diese Begegnung licß sich jedoch kaum abwenven.
Wenn LoüiS Napolcon, sagt die „Volksz." ganz
richtig, den Wunsch hegt, durch eine persönlicke Zusam-
menkunft auf. deUtscheni Grund und Boden mit einem
Fürsten, dem die Pflicht obliegt, Dcutschlands Ghre und
Deutschlandö Grenze zu bewachcn, kund zu lhun, daß
Frankreich in einem freundschaftlichen Nachbarverhältniß
zu verbleiben wünscht und jene fcin'dlichcn Absichten auf
Deutschland nicht thcilt, die französtsche Tageöschriftsteller
oft genug laut werden lassen, so ist sichcrlich nichts da-
gegen zu erinnern, wenn der Prinzregcnt LerartigeAeuße-
rungen entgegen nehmen wollke. Ja, wir halten es für
eine gerechtferligte Achtungsbezeugung gegenüber einer
großen Nachbarnation, mit der wir den Frieden ungern
brechcn, wenn dercn zeitigcö Oberhaupt aus deutschem
Bodcn enipfangcn wird ohne den Rückhall veralteter
legitimer Vorstellungen, die einmal von der Zeit und,
wie wir hoffen, sür immer ihres Scheinwerthes beraubt
sinv-
Nach der Korrespondenz Havas-Bulliers schmeichelt
man stch in Paris, daß die bevorstehende Zusammenkunft
zwischen Napoleon und dem Prinzregenten, die beste
Wirkung auf die öffentliche Meinung ausübe. Man
sagt in Päris überall, der Besuch wcrde jedenfalls cine
Beruhigung der Gemüther jenseitS des Rheins zur Folge
haben, da der Kaifer solche VersicherungeN ertheilen und
zu solchen Bürgschaften sich bcreit zeigen werdc, daß man
keine Befülchtung mehr wird hegen können. Wir brau-
chen's wohl kaum unseren Lescrn zu sagen, daß LouiS
Napoleons Freuüdlichkciten uns keine Bcruhigung ge-
währen, wenn die Umstände beunruhigend auösehen; cben
so wenig aber könnte cs uns beunruhigend zu Muthe wer-
den, wenu wir auch vorausfehten, daß deutsche Fürsten
sich durch Louis Napoleon beruhigen lassen. — Wir stnd
vielmehr dcr Zuverstcht, daß in der deutschen Nativn —
so wenig sie auch eine Roüe nach außen spielen kann
— ein richtiges Gesühl über den Werth der Beruhi-
gungcn und Beunruhigungen liegt, dieFürstenkonfelenzen
gewähren odcr erzeugen. Und weil wir wissen, daß vaö
deutsche Volk keine Heerde lst, dic män verhandeln kann,
so hoffen und fürchten wir so gut wie gar nichts von
Verhandlungen auf den badener Zusammenkünflen.
Aber sehr triftig erfcheint der „Südd. Z." das Be-
denken eims Wiener Blattcs: Napvlcon hat ein positi-
ves Prvgramm, die deutfchen Fürsten haben keincs und
sind durch ihre rein negative Stellung in den gcfährlich-
sten Nachtheil versetzt. Ein drastisches Zusammentrcffen
der Umstände wirft auf die Haltlösigkeit dieser Situation
das grellste Licht. Heute Donnerstag den 14. Juni soll
die Einverleibung Savopenö, d. h. die neueste Nieberlage
der curopäischen und deutschcn Politik, definitiv vollzogen
und in Paris mit cntsprechendcm Pomp gcfeiert werden.
Morgcn sctzt stch Louis Napoleon in dcn Wagen, um
scin Geschäft in Baden zu betrciben. Er tritt
den deutschen Fürsten mit dem zuversichtlichen Be-
wußtscin deS TriumphS entgegen, den sein Pro-
gramm über ihre Programmlosigkeit davongetragen hat.
Wenn sich künftigen Sommcr daö RendezvouS wiederholen
sollte, kommt dcr französische Kafler viellcicht von ciner 2.
Pariser Jllumination: sei eS, daß dann die Einverlcib-
ung von Ligurien gefeiert wird, oder irgend ein an-
derer gelungener Streick, der unter der passiven Assiftenz
Deutschlands bis dahin vollbracht ist unv Frankreichs
moralisches und matericlleS Uebcrgewicht abcrmals zu
unserem bitteren Nachtheil gestärkt hat.
Nur in Einem Punkt wird Napoleon die dcutsche
Polilik entschlossen und gerüstet findcn — und eben
darum wird dcr Mann der nüchternsten Berechnung
diesem hartcn Stein des Anstoßes für's Erste behutsam
aus dem Wege gehen. DieS ist das Thema der Rhein-
grenzc. Nachvem seine diplomathchen RekognoSzirungen.
seine verlockendcn Anerbietungen gcscheitert stnd, wird er
die Lösung dieser LieblingSsrage einer spätercn günstigeren
Konjunktur vorbehalten. Er wird nichts dawider haben,
wenn Deutschlanv mitilerweile, von unüberwindlichem
Mißtrauen erfüllt, bis an die Zähne gewappnet stehen
bleibr. Während wir so unsere Kräfte und unsere Ge-
duld in eincr thatlosen Defensivstellung aufreiben, wird
er nach bisheriger Weise sortsahren, die Geschästc der
europäischen Politik uneigennützig zu erledigeu. Früher
over später, wenn Deulschland, des unfruchtbaren un.d
aufreibendeu Schildwachstehens am Rhein müde gewor-
den, seinen Harnisch vrrdrössen abgelegt hat, mag sich
wohl dcr schickliche Momcnt finden, aus das vertagte
Rheingrenzlhema zurückzukommen. —
Wir können unS diesen Auslassungcn der
„Süddeutschen Ztg." cbcn sö wcnig in allen Theilen an-
schließen, als zu d-r blinden GlaubenSseligkeit deS
„Schwäb- M-" bekehren lassen, daß mit dieser Fürsten-
Konferenz Deutschlands Einheit der Vollendung cnt-
gegengeführt wird. Wir gestehen vielmehr mit der
„VolkSztg." offen und fre'iniüthl'g, daß wir über Für-
stenkonfercnzen sehr ketzerische GedaNken hegen und sie
kcineswegS für geeignet erachten, Beruhigungen zu
erzeugen.
Bcruhigen kann uns nur die nachbarliche Kund-
gebung eincs guten WiUens, wenn wir wiffen, daß wir
sein Uebeiwollen 'nicht zu fürchten haben, und dieser
Beruhigung wird zuversichtlich dic Zusammenkunft in
Baden weder Abbruch thun, noch in ihrem nationalcn
Werthe wesentlich förderlich sein! Noch viel weniger aber
wird sie diejenigen Deutschen -beunruhigen, die nicht ab-
sichtlich die Beunruhigten fpielen.
Die sicherste Beruhigung für die nächste Zukunst
DeutschlandS läge nach unserer Meinung darin, wenn
Preußen dlesc Gelegenheit der Fürstenzusammenkunft in
Baden benützte, endlich mit dem Muthe, der ven Starken
ziert, dem deutschen Volke zu seinem nächsten Ziele zu
verhelfen.
Dieses Ziel bcsteht in einer starken Zentralgewalt,
die Deutschland nach Außcn thatsächlich repräsentirt und
zu ihrer Stützc die einheitliche Leitung der Militärmacht
der Nation in sich vercinigl. Dazu gebe man dem Volke
mit der Einführung der dcutschen Reichöverfassnng eine
Vertretung seiner Geschicke bei der Zentralleitung Dcutsch«
lands; dann mag kommen, waS da will: ' Deutschland
ist cinig, srei und stark und dcßhalb für alle Zukunft
beruhigt.
Rechtsverwahrung der Stadt Kassel gegen die
neue kurhessische Verfassung.
Kasset, 11. Juni. Die von den Stadlverordneten
beschlossene Protestationseingabc an den Bundestag liegt
uns im Wortlaut vor. Jm Eingang wird gcsagt: Was
dic Unterzeichner dazu antreibe, eine Rechtsverwahrung
gegen die neue Versassung einzulegen, sei vor allen
Dingen die unverbrückliche Anhänglichkeit, welche sie der
beschworenen Verfassung von 1831 auch jetzt noch widmcn,
wo die Kurf. Regicrung sie des auf diefelbe gcleisteten
Eibes entbindcn wolle. Diese Vcrfassung si-i so recht
eigentlich ein Werk dcs Friedens gewesen, das unter
günstigen llmständen das Glück deö Landes hätte machcn
müssen, unb das auch in den Jahren 1848 und 1849
seine sittliche Kraft bewährt habc. „Allen", heißt cs in
der Eiugabc, „die damals Gut und Blut an die Ver-
theidigung diefer Vcrfassung gesetzt, muß ihr Verlust
schwer aufs Herz fallen; uns aber inSbesondcre, die wir,
feitdcm dieselbe außer Wirksamkeit gesetzt worden war,
Dinge erlebten, welche zur Zcit ihrer Geltung nicht
hätten geschchen können." Behpiclsweise werdcn nun
einige gesetzwidrige Vorgänge gegcn die Stadtgemeinde
Kassil und die Gemeindeordnung überhaupr angeführt-
Hierauf wird die Beseitigung der Verfassung voii 1831
als eine icchtswidrige vargcstelli, und vou dem neuen
Versuch der Rcgierung FolgendeS gesagt: „Die jüngst
bekanntgemachte Versassung vermag vie Ueberzeuguiig,
daß eine uugesühnte, bald unsühnbar gewordene Rechts-
verletzung vorliegt, in keincr Weise zu beirren; das vcr«
letzte Rechtsbcwußtsein kann nicht einmal aus dem Jnhalt
der neucn Verfassung Trvst entlehnen. Nur zu sehr fällt
es in die Augcn, daß, währcnd bci der Verfaffung von
1831 alle Stände sich die Hand reichtcn, die bisher ver-
bundcnen jetzt gcflissentlich geschiedcn und einander gegcn-
übcr gestcllt worden, und das vollends zu einer Zeit,
wo, nach längst erfvlgter Aufhebung der Patrimonial-
gcrichtSherrschaft, des privilegirten Gerichtsstandes und
des LehcnSvcrbandcs, der niedere Adel gar „„kein Stand
mehr, sondern ledi'glich ein Rang"" ist. Aber auch ad-
gesehcn hievon, zeigt die neue Verfassung noch an vi'elen
anderen Stellen solche Grundsätze, welche eincr zeitge-
mäßen Entwicklung dcs öffentlichen fowohl alS des bür-
gerlichen LcbenS entgegcn stehen und statt des Gemein«
gcisteS und der vaterlandsliebenden Opferfreudigkeit nur
starre Selbstsucht der Berufs- und Erwerbsklassen er«
zcugen können." Statt deS gehofften Fciedens und ei-
ner, wenigstens einigermaßen zulänqlichen Versöhnung
deS Rechtsbewußtseinö, heißt cs weiter, „besteht nicht
nur der Zwiespvlt zwischen der Regierung und dem
Landc fort, sondern es wird sich auch noch ein anderer
zwischen den verschicdenen Klassen der Einwohnerschaft
hinzugesellen und wie in einem der kleineren norddeut-
schen Staaten, sich auch hier zeigcn, daß die Regierung,
der Adel, dic Städte und das platte Land die Bedin-
gungen der Koeristenz nicht audcrs, als im Verharren
bei Zuständen finden können, welche jeder Theil gern
verdammen möchte, wenn er sich nicht felbst damir äuf-
zugeben fürchtcle." Der Schlußsatz lautet: „Müffen
wir trotz alledem der ausgedrungenen neuen Ordnung
uns fügen, so wollen wir auf alle Fälle durch gegen-
wärtige Erklärung unser wohlerworbeneS und unver-
gänglichcs Recht auf die Verfassung vom 5. Januar
1831 feierlichst verwahrt habcn." Unterzeichnet ist die
Eingabe solgendermaßen: „Als rc. der hohen deutschen
Bundesversammlung gehorsamste: Der Oberbürgermeister,
Stadtrath und Bürgerausschuß der Resivenzstadt Kassel.
(Folgen die Unterschriften). (S. M-'i
Deutschland.
Mannheim, 13. Juni. Eine Korrespondenz der
»Freib. Z." nimmt sich der von unS nach sonst guken
Auch ein Pkingstverguiigen
oder die Reise zu dem Freiburger Sängerfeste.
(Fortsetzung.)
Daß seine Frau wirklich mit di'csim letzten Zuge
noch in Offenburg eintrcffen könne, war ein lctzter
schwacher Hoffnungsstrahl; an diesen Strahl klammcrte
er sich' wie der Ertrink'ende an einen Strohhalm, und in
Gesellschaft ciner Fläsche Zeller Rothen, zu welcher cr
eine Uujähl Zigarren rauchte, erwartete er in dcr Bahn-
Hof-Restauration mit beklommenem Hersin diesin letzten
Zug. Er hätte, wie wir wissen, die Hoffuung, den Zeller
nnd, dic Zigarren sparen können, denn der Zug kam zwar,
siine Tbcrese aber lag in Freiburg in jhrem Pfauenbette
und wa'chie und weinte.
Der Hcrr Erpeditionsrath weinte nicht, abercs kani
über ihn wie eine Berserker-Wuih; er hätte um sich
schlagen, er hätte beißen mögen, und cin wahrer Hochge-
nuß wäre es für shn gewesen, wenn er hätte in der
RestaUrälion init siinem verhängnißvollen Bamdus die
Gläser unv Teller in Scherben zerschmetlern, oder aber,
wäs ihm noch lieber gewesin wäre, dcn Ho-Ho-Ho-Lacher
v°n hoite Morgen durchhriigeln dürfen, denn vieses „Ho,
d?' hol" schallle ihm immer noch mit wiederwärtigem
Hohne in den Ohren.
Aber er durfte nicht; er durfte wcder beißen noch
prügeln; schon seine Würde als Kanzleibeamter bätte
dies nicht zugelafsin, und dann i'st das Prügeln ein Ver-
gnügen, waS in dcr Rcgel Gcld kostel, und sein Fricd-
richsd'or lag bereitS in den letzten Zügen- Der Herr
Erpedilionsrath mußte daher seinem Thatendrange Zaum
und Gebiß anlegen, und mußte im Gegenthcil seine Ge-
danken in ganz srsedliche Bahnen lenken, und auf
Mittel sinnen, siinen zcrrütteten finanziellen Verhältniffen
durch irgend eine kühne Finanzoperation wieder auf die
Beine zu helsin.
Dochsiine Frau, scine arme verlaffeneFrau. Jctzt blieb
ihm nur noch einc Hoffnung, wenn er seine Thcrese in
diesem Leben wirdersehcn wollte, — der Telegraph. Doch
rvohin sollte cr telegraphiren, wie sollte der Telegraph
siine Frau in dem mcnschenüberfüllten Freiburg ausfindig
machcn? Eilierlei, eS mußte gewagt werden, und dcr
Herr ErpcditionSrath stürzte auf das Telegraphenbureau.
Hier wurde ihm die tröstlichc Mittheilung gemacht,
daß der Blitz zu seiner Privalbelustigunq cin wenig in
den Telegraphen geschlagen unv einige Dutzcnd Stangen
zerschmettert häbe. Vor zwci Stunden könne man nicht
daran denken, zu telegraphiren; der Herr möge aber seine
Depeschc zurückiassen, sie werde baldmögltchst. beförvcrt
werden.
„Ha, ha, ha!" brach der Hcrr Erpedilionsrath in
cin verzweiflungsvolles Gelächter aus, „das ist ja natür-
lich, daS hätte ich ja wissen können; dasür ist ja der
Blitz da, Vaß er drcin fchlägt, wenn ich lelegraphiren
will! Ha, ha, ha! Auch der Hi.nmel hat sich gegen mich
verschworcn. Run, so schlage denn ein Doünerwelter. in
die ganze Geschichie !"
Mit vor Aufregung bebcnder Hand schricb er siine
Depesche:
„Licbe Therese! Komme u:n Gottes Willen mit dem
nächsten Zuge; ich werde Dich hier erwartcn- DaS
Sängerfest hole der Kuckuck! Dcin Joseph."
Und nachdem er so siin Herz telegraphisch erleich-
tert, stürmtc er zum Bahnhof hinaus und crreichte
keuchend die „Fortuna", wv er sich etschöpft in cin So-
pha warf.
„Ha, ha, ha! Jch Unglückskind muß auch noch in
der „Fortuna" logiren, in der Göltin des Glückes! 'S
ist ein wahrer Hohn!-Herr Obcrkellncr, ein GlaS
Punsch und ein Dutzend Zigarren auf mein Zimmcr!
Äorgen früh 4 Uhr will ich geweckt sein!"
Es war nicht nöthig, den Hcrrn ErpeditionSrath
zu wecken; er konnte bie ganze Nacht kein Auge zuthun
«nd war schcn vor dem Hausknecht aitf den Beinen
nnd eilke auf den Bahnhof hinaus.
Dek Telegraph hatte sich von dem Schlage, der ihn
bktroffen, crholt; er grng wieder und hattc die erbauliche
Botschafl gebracht, daß bei der Masse von Frcmden in
Freiburg keine Depesche ohne nähere Adreff« bestellt wcr-
den könne.
Den Hcrrn Erpeditionsrath überraschte diefe Nach«
richt nicht im geringsten; ihn konnte Nichts mehr über-
raschnr, und wenn man ikm gesagt hätte, das Frciburger
Münster habe stch zum Empsange der Sänger auf dem
Bahnhofe eingefunden uiib sei an ihrcr Spitze in die
Stadt eingezogen, cS würde ihn nicht überrascht haben;
cr war auf dcm Punkte angelangt, Alles sür möglich
zu halten; er war resignirt, er beugte sein Haupt.
Als früh 5 Uhr der erste Zug in'S Oberland ab«
ging, schwankic er keinen Augmblick, ob ec mitsahren
solle, sondern er sctzte sich in die Restauration zum Kaffe
mit dem sesten unv uncrschütterlichcn Enlschlusse, nicht
vom Piatze zu weichen, bis diesi unelhörten Näihscl sich
von selber löscn würden; und mit einem Gicichmuthe,
als hätte er noch über Millionen zu gebieten, gab er