Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI Kapitel:
Oktober (No. 230 - 255)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0931
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

geſchriebene Original in Haͤnden; es ift einem Schreiben an Herrn v.
Maltzahn angehaͤngt, und beide lauten wie folgt:

Seiner Lochwohlgehortn Herrn Baron v. Malgahn.

„Euer Hochwohlgeboren beehre ich mich die Anlage zum geeigneten Gebrauch
au überfenden, da Eucr Hochwopigeboxen alle bisher vorgelommenen Umftände bes
Tannt find, und, wie man mir fagte, felbft der Anſicht waren : daß bevor es$ zu ei-
nem entſcheidenden Schritte kommen dürfe, alle Umfänden genau erwogen und ge-
wiſſermaßen einem Ehrengerichte vorgelegt werden follten.

„Mit der ausgezeichneiſten Höchachtung mich empfehlend als
Euer Hochwohlgeboren ergebenſter
* Karl Prinz zu Salm.
Baden⸗Baden, den 18. Auguſt 1843.“

Erlaͤnternder Zuſatz zu der von mir am 16. d. M, in Carlsruhe dem Herrn Baron
! 7 Julius v. Goͤler gegebenen Erklärung. *
„Ich erklaͤre andurch: ‚dafß ich eine Fordexung des Herrn Moriz v. Haber an
an Herrn v. Göler noch nicht ausgeſprochen habe, erſtens! weil Herr v. Göler
am 10. d M, Abends vor Herrn Major v. Klod und mir erklaͤri hat, für den
Fal daß eine Genugthuung von ihm verlangt werden wolle, vorerſt den Ausſpruch
ſeiner Kameraden und anderer Herren darübet einholen zu wollen, ob er dem Hrın.
v. Haber eine Genugthung zu geben habe. — Zweiten S: weil ich noch auf die


warte, welche Rüdäufferung erft den Weg bezeichnen ſolte, den Herr v. Haber ein-

zuſchlagen habe. —
„Da ich nur die Abſicht haben lann, unparthetiſch zu ſein, mithin durch wört-
liche Angabe der Wahrbeit alle Umſtaͤnde auͤfzullären beitragen muß, welche für
den Einen oder für den Andern voxtbeilhaft odet nachtheilig auggelegt werden tönn-
ten, ſo babe ich ſowohl die Erklärung vom 16. ais aug gegenwärtige geben zu
_ müffen geglaubi. —
„Baden⸗Baden, den 17. Auguſt 1833, Nachts. -
Karl Prinz zu Salm.


ſeiner Exklaͤrung geben, dacauf war ich aber nicht gefaßt, daß er die
erſte Erklaͤrung voͤllig umſtoße.

Ich beleuchtete die Sache von allen Seiten, und wollte wie es
meine Pflicht gegen Herrn v. Goͤler erfoderte, insbeſondere das nicht


Vhne zuvor den Prinzen zu Salm und den Major v. Klock zum Erſchei-
nen vor die Verſammlung geladen zu haben, damit alle Umſtaͤnde und
Vorgaͤnge dem Fretherrn v. Zedtwitz und mir gegenuͤber von den beiden
Bevoͤllmaͤchtigten erſchoͤpfend beſprochen, und ſoͤnach ein Beſchluß erſt
nach reiflicher Erwaͤgung aller Umſtaͤnde gefaßt werden koͤnne. Dies
zu bezweden gaben Herr v. Zedtwitz und ich uns alle nur erdenkliche
Muͤhe.

Gleichwohl ward feſtgeſetzt, daß Herr Thouret, Herr v. Zedtwitz
und ich das Zimmer verlaſſen und die uͤbrigen Herren ſich ſodann be-
rathen ſollten. Nach etwa anderthalb Stunden kehrte ich wieder ins
Beratbungszimmer zuruͤck, wy man mir folgende Erklaͤrung vorlas:

Die Exkläruag des Prinzen zu Salm an Freiherr Julius v. Goͤlet (vom 16.
Auguſt 1843) hatte uns zu dein Ausſpruch vom 17. Auguſt vollkommen berechtigt;
da aber fpäter ein anderes Schreiben des Prinzen zu Salm dem früheren duͤrchaͤus
erſpricht und alſo die Gtauhwüxrdigkeit ſeiner beiden Erklärungen aufgehoben
i8, fo fällt dieſer Ausſpruch von ſelbſt.

Baden, den 23. Auguſt 1815.

Ferdinand St. John.

S, B. v. Maltzabn.

Arthur Graf Batbpany.
Camill v. Lotzbeck.

Alfred v. Lotzbeck.

P. Boris Meſt ſchersky.

Pee. Gagarine,

(Fortſ. folgt.)

Bu u t e S.

Von allen regierenden Haͤuſern der Erde iſt jenes von Oranien
das einzige, welches vier maͤnnliche Generationen dermalen am Leben
zaͤhlt naͤmlich: den Grafen von Naſſau, welcher vor einigen Jahren
abdicirte und nun abwechſelud in Preußen und in Holland domicilirt;
ſeinen Sohn, den regierenden Koͤnig Wilhelm; den Thronerben, Prin-
zen von Oranien; endlich des Letzteren Sohn, welcher den 15. Sept.
im Haag geboren wurde.

+ Die Leipziger Zeitung enthaͤlt eine amtliche Bekanntmachung des
Landgerichts zu Wurzen, daß der Graf von Hohenthal auf Puͤchau we-
gen Realinjurien, die er dem leipziger Advokat Dr. Mothes zugefuͤgt,
gleichmaͤßig in erſter und zweiter Juſtanz zu einer Gefaͤngnißſtrafe
von &S Wochen verurtheilt, dieſe Strafe aug koͤnigl. Gnade aber in eine



Feſtungsſtrafe von 3 Wochen und Geloͤſtrafe von 100 Thaler ver-
wandelt worden ſei. Der Verurtheilte iſt durch Wahl des Leipziger
Kreiſes auf Lebenszeit Mitglied der erſien Kammer als ritterſchaftlicher
Abgeordneter und fein Anklaͤger einer der geſuchteſten dortigen Advoca-
ten und Conſulent der Kramer-Innung. Die „Nealinjurie“ beſtand
in Stockſchlaͤgen auf oͤffentlicher Straße in Leipzig bei Tage Einem
Beleidigten ſteht das Recht zu, Veroͤffentlichung des Straferkenntniſſes
zu verlangen, wenn die Beleidigung oͤffentlich geſchah.

+ Der Bierbrauer Thomas Hart zu Halliwell, in der Laͤhe von
Leeds, ließ am Sonntag, 10. Sept. ſein neunundzwanzigſtes Kind tau-
fen, von den noch fuͤnfundzwanzig am Leben ſind. —

+ Die Zahl der gemiſchten Ehen zwiſchen Juden und Chriſten —
ſo ſchreibt man von Hamburg — faͤngt an ſich merklich zu vermehren,
fo daß es gar nicht lange daͤuern moͤchte, bis unfere Legislatur davon
Jetzt werden dieſe Ehen gewoͤhnlich in England, vor-
zůglich in Hull volizogen, wo die Procedur hoͤchft einfach ifi: die Braut-
leute gehen in die Kirche, beſchwoͤren daß ſie muͤndigen Alters, unver-
heirathet, ſo wie, daß ihre Eltern mit diefer Ehe einverftanden ſind.
Hierauf werden ſie vom Pfarrer eingeſegt, wechfeln Ringe und er-
halten ein Dokument uͤber die geſchloffine Ehe. Die ganze Angelegen-
heit, Hin- und Herreiſe von hier mit eingerechnet, iſt in aͤcht bis zwoͤlf
Tagen abgemacht. Von Vertraͤgen, wegen Erziehung der Kinder iſt
nicht die Rede, bisher ſind alle in der des Valers, d. h. in der juͤdi-
chen Religion erzogen. —— —

+ In Frankfurt hat man jetzt Ouinibusfahrten nach Leipzig errich-
tet; der Paſſagier zahlt etwa 11 fl., waͤhrend er fuͤr den Eilwaͤgen etwa -
27 — 28 fl. zu zaͤhlen hat, die theuere Verguͤtung fuͤr Ueberfahrt un-

gerechnet. Der Omnibus legt die Tour in 27 Tagen, der Eilwagen
in 24 Stunden zuruͤck. —
Opern zBericht.
(Von nd.)

Sonntag den I. Ottober: Kobert der Teufel“, große Oper in 5 Acten von
Neyerbeer. (Saſtrollen) Robert — Hr. Köhler vom großb. Hoftheater zu Schiwe-
rin; Alice — Mad. Fiſcher-Schwarzböck vom großh. Hoftheater zu Karldruhe.

Daß gegenwärtig die Theaterverwaltung ſehr viele Thätigkeit entwickelt und
Alles aufblefet, um die unter der frühern giorreichen Führung begangenen Fehler
ſo viel moglich wieder gut zu machen, unterliegt wohl keinen Zweifel. Das Stres
ben, Manches wieder neu zu ordnen oder doch wenigftens zu verbeffern, was An-
* 4 verſchlechtert haben, verdient gewiß die Anerkennung eines jeden Theater-
reundes.

Daß nun für's Erſte die bei unſerer Oper entſtandenen Lücken und Mängel
wieder geboͤrig ausgefült und erſetzt werden müffen wenn etwas Tüchtiges zu Stande
lommen foll, bedarf wohl keiner nähern Erörterung. Dieß nun aber im Interefle
zu bewerkſtelligen iſt eine Hauptaufgabe für den jetzigen Theater-
vorſtand. } ;

Daß übrigens ein ſolches Unternehmen, deſſen Erfolg natürlicher Weife den
Vünſchen des Publikums entſprechen muß, mit vielen Schwierigkeiten verfnüpft if,
lann wohl micht geläugnet werden um ſo mehr wenn man bedentt, daß das Mann-


Oper noch ein Tenoriſt mangelt beweist ver Umfand, daß ohne fremde Hülf
ſehr viele Opern nicht zur Auffübrung gebracht werden können Wie aber kommt
e$ wobhl, daß die Stelle eines mit Herrn Kreuzer alternirenden Tenoriſten nicht
ſchon laͤngſt beſetzt iſt? Dieſe Frage iſt nicht ſchwer zu beantworien Härtinger


Sänger, welcher der Liebling des Nannheimer Publikums gewefen, unferer Bühne
hätte erhalten können, mag wohl hauptfaͤchiich dazu deitraͤgen, waͤruͤm alle


Bühne gaſtirten wenig oder gar nicht anfprachen. In der heutigen Oper befas
men wir zwei Gäſte zu bören. Ein Herr Köhler vom Hoftbeater in Schwerin
ang die Partie des Kobert, und Mad. Fiſcher-Schwarzboͤck jene der Alice,
Genannte Sängexin, welche ſchon früyer auf unſerer Bühne gaͤſtitte, iſt immer


metallreich klingt; was nun die döhern Toͤne betrifft, ſo müfſen — um dieſelben
zu erzielen — die phyſiſchen Kräfte dieſer Sängerin gar fedr in Anſpruͤch genoms.
men werden. Durch dieſe Anſtrengung fedoch verlieren die Töne ihre jug endliche
Friſche, lauten gedämpft und wenig wobltbuend; die Folge daron aber ift, daß.
4 alsdann gewöhlich mit der rkinen Intonation einen Kampf zu beſteben
at! — — ;
Die Stimme des Orn. Köhler, welcher den Robert ſang, iſt kräftig, ſtark und
biegſam, dabei reiner Bruſttenor. Ueber ſeine Art zu fingen werden wir uns das
nächſtemal ausſprechen.

Vaͤbrend der Vorſtellung wurde die Geſangs⸗Leiſtang der Alice von dem Pub-
Iilum eheas lau, jene des Kobert aber fehr Falt aufgenommen. Wir waren üb-
rigens ſehr erſtaunt, daß man Herrn Köbler, deſſen fernerm Gaßſpiele wir mit
Bergnügen entgegen ſezen, ſo wenig Gerechtigkeit widerfahren ließ! *

Am Schluſſe der Vorſtellung ertönte ganz unerwartet ein obrenzerreißendes
Geſchrei. Die Gäſte wurden gerufen auch Pr. Leſer und Fr. Eder.


 
Annotationen