Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Matějček, Antonín
Die böhmische Malerei des XIV. Jahrhunderts — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 12: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1921

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.68792#0013
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seit dem fünften Jahrzehnt hat in Böhmen die
Wand-und Tafelmalerei die Führung übernommen,
die Buchmalerei folgte ihr jedoch nicht als passiver
Begleiter, sondern als tatkräftiger Mitarbeiter.
Auf dem Gebiete der Buchmalerei war die Anlehnung
der böhmischen Malerei an die avignonesische Kunst
die engste und zugleich die fruchtbarste. Eine ganze
Gruppe von bildgeschmückten Handschriften, die
mit dem Namen des Johann von Neumarkt ver-
knüpft sind, läßt sich von der Illuminierkunst des
französischen Südens ableiten. Das älteste Buch
dieser Gruppe ist der Liber viaticus des Johann
von Neumarkt, um 1360 illuminiert, in dessen
Bildern die neue italienische Dekorationsweise, ver-
mittelt durch Südfrankreich, in einer derartigen
Stilreinheit verkörpert ist, daß man eine direkte
Schulung des Malers in Avignon voraussetzen muß.
Die nächsten Codices weisen aber Merkmale auf,
die auf eine schon entwickelte lokale Produktion
schließen lassen, so des Konrad von Haimburg
Laus Mariae, das Missale des Johann von
Neumarkt, die Bibel des Prager Domka-
pitels usw.
In der Wenzelschen Periode hört der Kampf um
die Lösung der formalen Probleme allmählich auf.
Die Errungenschaften aus drei Jahrzehnten schwe-
ren Bingens dienten nun, durch eine breite Massen-
produktion vergröbert, einer üppigen Dekorations-
kunst mit starkem höfischen Einschlag, in der sich
allegorisierende Phantastik mit sinnlicher Schmuck-

9
 
Annotationen