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Matthaei, Friedrich Anton Levin
Hellenikos mythologisch-malerische Reisen durch Griechenland, den Archipelagos, Sicilien und Unter-Italien, mit steter Rücksicht auf Wissenschaft, Kunst und Sitte der ältern und neuern Zeit: Enthaltend die Sagen der Vorzeit der Griechen und Römer, nach den Gegenden erzählt und erklärt, welche der Schauplatz derselben waren, nebst einer Nachricht von den dadurch veranlaßten Werken der Bildhauerei und Malerei ... ; Mit Kupfern und Holzschnitten der vorzüglichsten Künstler Deutschlands und Englands — Leipzig, 1835

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https://doi.org/10.11588/diglit.4567#0092
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Zn seiner Zugend ging er auf kühne Thaten aus. Er wurde
bald ein Freund des Herkules, und half ihm den kalydonischen Eber
erlegen. Noch war seine Begierde, sich auszuzeichnen, nicht befriedigt.
Wir finden seinen Namen auch unter den Helden, welche nach Kolchis
schifften, um das goldene Vließ zu holen.
Jetzt legte sein Vater die Regierung nieder, und er wurde an des-
sen Statt König von Pherä.
Apollo hatte um diese Zeit die Cyklopen getödtet. Er glaubte,
gerechte Ursache dazu zu haben. Jupiter wurde aber darüber erzürnt,
Werl er Selbstrache ausgeübt hatte, und verwies ihn vom Olymp.
Wo sollte Apollo sich nun hinwenden? Keiner der Götter konnte
ihn schützen. Nur die Erde blieb ihm zum Aufenthalte übrig. Aber
bei wem sollte er auch hier seine Zuflucht suchen, und in welchem
Stande?
Er wandte sich zu dem Könige von Pherä, und wählte zur Be-
schäftigung das Hirtenleben. Admet übertrug ihm die Aufsicht über
seine Heerden und behandelte ihn so gütig, daß Apollo ihn lieb gewann.
Admet freiete um die Alcestis, eine Tochter des Pclias. Da aber
dieser nur demjenigen seine Tochter zu geben versprochen hatte, welcher
einen Wagen mit einem Löwen und Eber bespannen würde; so spannte
Apollo diese Thiere zusammen, und gab sie dem Admet, der sie zum
Pelias brachte und dafür die Mcestis erhielt.
Seine Regierung führte er in Frieden. Nur eins machte ihn be-
sorgt. Die Parzen hatten ihm ein frühes Ende bestimmt. Admet
verfiel in eine heftige Krankheit, und die Hoffnung zur Wiederherstel-
lung verschwand immer mehr. Wie konnte er dem Schicksale entge-
hen, das die Parzen ihm einmal bestimmt hatten?
Nur das Orakel vermochte diese Frage zu beantworten. Alcestis
schickte daher einen Boten nach Delphi.
Der Bote kam zurück. Er brachte die Antwort des Gottes: aber
Alcestis wagte es nicht, die Augen zu ihm aufzuheben und den Aus-
spruch der Gottheit von ihm zu erforschen. An seinen Lippen hängt,
sagte sie bei sich, dein Schicksal, mein Admet! — das Schicksal deiner
Gattin! O gute Götter, habt ihr jemals durch der frommen Liebe
Flehen euch rühren lassen, so höret mich, Götter! Rettet, rettet ihn!
Wo nicht, so laßt mich mit ihm sterben!
Von ihrer Schwester Parthenia erfährt sie die Antwort des Gottes.
Unerbittlich, sagt diese, sind die furchtbaren Töchter des Erebus. Schon
strecket Atropos die Hand aus. Bald wird der Faden seines Lebens
durchschnitten seyn! Doch fasse dich, setzt sie hinzu, noch schimmert uns
ein Strahl von Hoffnung; noch lebt dein Admet, und soll bis an das
 
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