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Milon war ein Athlet von Kroton. Von seiner außerordentlichen
Stärke erzählt man fast unglaubliche Dinge, und unter andern, daß
er einen Stier durch die olympische Rennbahn getragen, ihn darauf
mit einem Faustschlage getödtet, und ohne Beschwerde in Einem Tage
verzehrt habe. Milon fand die Kraft, einen Stier zu tragen, dadurch,
daß er ihn als Kalb täglich trug.
Als er alt wurde, wollte er nochmals an einem mit Keulen ge-
spaltenen Eichbaume in einer einsamen, waldigen Gegend seine Stärke
versuchen. Er steckte die Hände in den Spalt, um dm Stamm von
einander zu reißen: aber da ihn die Kraft verlies, und die zwei Hälf-
ten des Baumes mit Gewalt wieder zusammen schlugen, und seine
beiden Hände fest einklemmten, wurde er eine Beute der Wölfe. Ovid')
sagt: „Der greise Milon weint, wenn er die Arme, einst an Festigkeit
und Größe den herkulischen ähnlich, kraftlos und schlaff am Körper
hangen sieht." Er spielt darauf an, daß Milon, als er einst als Greis
den Uebungen der Ringer zusah, weinend seine Arme betrachtet, und
ausgerufen haben soll: Ach, die sind schon todt?)!
Polydamas, des Riems Sohn, war aus Skotuffa in Thessa-
lien. Seine Größe und Stärke erregte allgemeine Bewunderung. Er
zeigte sich als Pankratiast oder Kämpfer in den olympischen Spielen.
Die Begierde, dem Herkules nachzuahmen, trieb ihn an, daß er einen
großen und starken Löwen auf dem Berge Olympos ohne Waffen an-
griff und tödtete. Eine andere Probe seiner Herzhaftigkeit gab er, als
er unter einer Heerde Ochsen den größten und wildesten an einem Hin-
terbeine ergriff, und ihn an der Klaue festhielt. Der Ochse mochte
springen und stoßen wie er wollte, alles war vergeblich. Endlich riß
er sich mit Gewalt los, und lies dem Kämpfer die Klaue in der Hand.
Einen Wagen konnte Polydamas im schnellsten Fahren aufhalten.
Wenn er nur mit einer Hand hinten anfaßte, so mußten die Pferde
sogleich still stehen. Der König Darius Nothus in Persien lies ihn
nach Susa kommen. Hier nahm Polydamas den Kampf mit drei von
den königlichen Trabanten, welche die Unsterblichen hiesen, zugleich an,
und erlegte sie alle.
Man errichtete ihm zu Olympia eine Bildsäule, und schrieb an
das Fußgestell derselben diese Thaten.
Es war überhaupt hier Sitte, dem,' der in den Wettkämpfen ge-
siegt hatte, eine Ideal-Statue zu setzen, nur mit der Inschrift seines
Namens. Später setzte man Portrait-Statuen. Von allen diesen
Werken ist der größte Theil zu Grunde gegangen, weil sie von Bronze
waren, wornach man in den barbarischen Zeiten so sehr trachtete. Wir
haben etwa nur noch sechs Stück.
Milon war ein Athlet von Kroton. Von seiner außerordentlichen
Stärke erzählt man fast unglaubliche Dinge, und unter andern, daß
er einen Stier durch die olympische Rennbahn getragen, ihn darauf
mit einem Faustschlage getödtet, und ohne Beschwerde in Einem Tage
verzehrt habe. Milon fand die Kraft, einen Stier zu tragen, dadurch,
daß er ihn als Kalb täglich trug.
Als er alt wurde, wollte er nochmals an einem mit Keulen ge-
spaltenen Eichbaume in einer einsamen, waldigen Gegend seine Stärke
versuchen. Er steckte die Hände in den Spalt, um dm Stamm von
einander zu reißen: aber da ihn die Kraft verlies, und die zwei Hälf-
ten des Baumes mit Gewalt wieder zusammen schlugen, und seine
beiden Hände fest einklemmten, wurde er eine Beute der Wölfe. Ovid')
sagt: „Der greise Milon weint, wenn er die Arme, einst an Festigkeit
und Größe den herkulischen ähnlich, kraftlos und schlaff am Körper
hangen sieht." Er spielt darauf an, daß Milon, als er einst als Greis
den Uebungen der Ringer zusah, weinend seine Arme betrachtet, und
ausgerufen haben soll: Ach, die sind schon todt?)!
Polydamas, des Riems Sohn, war aus Skotuffa in Thessa-
lien. Seine Größe und Stärke erregte allgemeine Bewunderung. Er
zeigte sich als Pankratiast oder Kämpfer in den olympischen Spielen.
Die Begierde, dem Herkules nachzuahmen, trieb ihn an, daß er einen
großen und starken Löwen auf dem Berge Olympos ohne Waffen an-
griff und tödtete. Eine andere Probe seiner Herzhaftigkeit gab er, als
er unter einer Heerde Ochsen den größten und wildesten an einem Hin-
terbeine ergriff, und ihn an der Klaue festhielt. Der Ochse mochte
springen und stoßen wie er wollte, alles war vergeblich. Endlich riß
er sich mit Gewalt los, und lies dem Kämpfer die Klaue in der Hand.
Einen Wagen konnte Polydamas im schnellsten Fahren aufhalten.
Wenn er nur mit einer Hand hinten anfaßte, so mußten die Pferde
sogleich still stehen. Der König Darius Nothus in Persien lies ihn
nach Susa kommen. Hier nahm Polydamas den Kampf mit drei von
den königlichen Trabanten, welche die Unsterblichen hiesen, zugleich an,
und erlegte sie alle.
Man errichtete ihm zu Olympia eine Bildsäule, und schrieb an
das Fußgestell derselben diese Thaten.
Es war überhaupt hier Sitte, dem,' der in den Wettkämpfen ge-
siegt hatte, eine Ideal-Statue zu setzen, nur mit der Inschrift seines
Namens. Später setzte man Portrait-Statuen. Von allen diesen
Werken ist der größte Theil zu Grunde gegangen, weil sie von Bronze
waren, wornach man in den barbarischen Zeiten so sehr trachtete. Wir
haben etwa nur noch sechs Stück.