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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0010
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suchen sie in ihrer realen Erscheinung wiederzugeben. Also das
Problem, auf das eine zusammenfassende Behandlung der ganzen
Erscheinung eine Antwort suchen muß, stellt sich so: Wie und aus
welchen Gründen ist es gekommen, daß diese indirekte Eorm der
Darstellung neben und trotz der direkten aufgekommen ist und
sich behauptet hat ?
Die verschiedenen Arbeiten, die sich mit diesen Dingen befaßt
haben, sind nun gerade in diesem Punkte zu wesentlich auseinander-
gehenden Resultaten gekommen.
Karl Wo ermann, der hierin schon in Schnasse, Viktor
Hehn u. a. Vorgänger hatte, vertrat in seinen beiden Unter-
suchungen ’) (gestützt auf umfangreiche Sammlungen des monu-
mentalen Materials wie auch der hierhergehörigen literarischen
Zeugnisse) den Standpunkt, daß die ganze Erscheinung sich durch
das, was er den „anthropomorphischen Natursinn“ der Griechen
nannte, erkläre. ,,Solange der Blick des Beschauers hinter jeder
landschaftlichen Erscheinung die mythische Personifikation er-
blickte, die Oreaden, die Dryaden, die Satyrn, die Tritonen, die
Nereiden, fand er keine Neigung, an der realen Form der Land-
schaft haften zu bleiben“1 2). In der hellenistischen Zeit, als der
naive Glaube an diese Naturwesen längst verblichen war, seien sie
dann doch, dank ihrer bedeutenden Ausdrucksfähigkeit, zu rein
künstlerischen Zwecken weiter verwandt, auch durch analoge Neu-
bildungen reflektierten Ursprungs vermehrt worden 3).
Namentlich Hel big4 5) hat Woermann in dieser Auffassung
beigestimmt. Ihre konsequenteste Anwendung fand sie aber un-
gefähr gleichzeitig in Brunns Deutung der Parthenongiebel0).
Daß Woermann selbst daran festgehalten hat, scheint mir aus
einem Passus seiner Geschichte der Kunst6) hervorzugehen.
Aber schon wenig später, 1882, wandte sich ein anderer
Schüler Brunns, Adolf Gerber, mit Entschiedenheit dagegen7).
Methodisch wesentlich auf den Bahnen Woermanns wandelnd, d. h.

1) Über den landschaftl. Natursinn der Griechen u. Römer. 1871 und Die
Landschaft in der Kunst der alten Völker. 1876.
2) Landsch. 204 f.
3) Ebenda S. 236.
4) Unters. 269.
5) Münch. Ak. Sitz.-Ber. 1874 = Kl. Sehr. II 255 ff.
6) Gesch. d. Kunst I, 1900, 221.
7) Naturpersonifikation in Poesie u. Kunst der Alten, 13. Suppl. zu Fleck-
eisens Jahrb. 1883, erweiterte Fassung der Miinchn. Diss. v. 1882 desselben Verf.:
Nie Berge in der Poesie und Kunst der Alten.
 
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