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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0011
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durch Vereinigung literarischer und monumentaler Interpretation,
kam Gerber zu dem Ergebnis, „daß die mythologische Personi-
fikation bei den Griechen nicht auf dem Wege einer die Natur-
formen menschlich gestaltenden Phantasie, sondern aus einer An-
schauungsweise der Natur entstanden sei, die sich für alles, was
sie verehrte, aus menschlichen Verhältnissen ein Bild entnahm,
welches bald nicht mehr als Bild empfunden wurde, sondern sich
im Glauben des Volkes als eben so wirklich darstellte, wie das
Objekt in der Natur“ 9· Von diesen mythologischen Personifika-
tionen trennte Gerber durch einen scharfen Schnitt die begrifflichen
und erklärte sie teils als Um- und Weiterbildungen jener, teils
als freie Schöpfungen der Künstlerphantasie1 2). Der griechischen
Kunst vor Alexander sprach er die letzteren völlig ab3).
In einer 1889 in den Berliner Studien veröffentlichten Schrift 4)
behandelte Otto Schultz „Die Ortsgottheiten in der griechischen
und römischen Kunst“ und zwar ausschließlich auf Grund archäo-
logischer Interpretation,' ohne die Dichter heranzuziehen. Sein
Material war das schon von Woermann und Gerber behandelte,
durch eigene Sammlungen, namentlich für die römische Kunst be-
trächtlich vermehrt. Wie schon aus dem Titel zu ersehen, legt
Schultz den Nachdruck auf das Wesen der in Betracht kommenden
Gestalten als Gottheiten und vermeidet es dementsprechend pein-
lich, von Personifikationen zu reden. Als Ergebnis wird für die
klassische Periode festgestellt, daß die Verwendung der Ortsgott-
heiten zwar sparsam sei5 6), sie dem Künstler aber überall, wo sie
gerade gebraucht wurden, „aus dem unerschöpflichen Born grie-
chischer Weltanschauung“ hervorsprudelten0). Das, was Schultz
als Lokalgottheiten bezeichnet, d. h. solche Ortsgottheiten, deren
Zweck es ist, den Ort, an welchem die Handlung vor sich geht,
zu erkennen zu geben7), wird dieser Zeit ganz abgesprochen8).
Noch ohne Kenntnis dieser Arbeit handelte Amelung in
seiner 1888 erschienenen Dissertation, deren Widmung wiederum
Brunn gilt, über die „Personifizierung des Lebens in der Natur in

1) a. a. 0. 283. . «
2) S. 256.
3) S. 315.
4) Erweiterte Fassung einer Königsberger Diss. von 1888, DU locorum quales
fuerint in arte Graecorum et Domanorum.
5) S. 32.
6) S. 3; vgl. auch S. 27.
7) S. 4.
8) S. 32.

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