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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0020
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wenn wir außerdem von dem Heroon des Lakedaimon zu Alesiai i)
und einem mythischen Urkönig dieses Namens hören, der in die
lakonischen Genealogien verflochten und von einigen zum Sohn
des Zeus und der Taygete gemacht wird1 2), so können wir also
auch hier die Beobachtung machen, daß ein Eponym die direkte
Hypostase eines Gottes wird.
Daß bei Bildungen wie Akraipheus, Amyklas, Delphos, Klaros,
Oropos, Ptoios, Tainaros dieses Element sehr stark mitspricht, ist
ebenfalls klar.
Die Frage, ob auch Kyrene hierher gehört3), oder zu den epo-
nymen Nymphen 4 5), ist noch in der Schwebe δ). Rhodos und Lamp-
sake können dagegen zuversichtlich als alte, ursprünglich nicht-
griechische Göttinnen betrachtet werden, die den Orten ihren
Namen gegeben haben6), und ganz das Entsprechende gilt von dem
sizilischen Adranos7).
Mit aller der Deutlichkeit, die man sich in solchen Fällen
wünschen kann, läßt sich schließlich die Bildung eines mythischen
Eponymen in Anlehnung an lokale Göttervorstellungen an der
Aigina zeigen, worüber ich besonders zu handeln vorhabe.
Damit dürfte in den wesentlichsten Zügen das skizziert sein,
was die Dichter als Elemente für die hier zu behandelnden Bil-
dungen im Mythenschatze des Volkes vorfanden. Es ist in dem
Gesagten aber schon eingeschlossen, daß sich in den für uns greif-
baren Gestalten diese Elemente gewöhnlich nicht säuberlich her-
auspräparieren lassen. Sie durchdringen und vermischen sich
gegenseitig, und so läßt es sich meist nicht feststellen, inwieweit
eine mythische Personifikation durch Verdichtung historischer Er-

1) Paus. III, 20,2.
2) Paus. III, 18,10; 1,2. 20,2. Schol. Find. ΟΙ. III. 53, p. 120,22 ff. D.
3) Stzidniczka, Kyrene, Leipzig 1890. Lex. II 1893, 1717 ff.
4) Malen, Kyrene, Philol. Unters. XX, 1911.
5) Vgl. namentlich die Bedenken, die W. Aly, BphW. 1912, 1033 ff. gegen
Malten geltend gemacht hat.
G) Für die Rhodos vgl. Toepffer AM. 1891, 425 Anm. 1. —■ Die Lampsake,
der man zur Zeit des Charon von Lampsakos als Göttin opferte (Plut. mul. virt.
2575 a; Bernardakis II S. 228f.} hat Usener, Göttern. 356 sehr mit Unrecht zu
einer alten griechischen Göttin machen wollen. Der Name ist von den ähnlich
lautenden kleinasiatischen wie Artakia, Astakos, Indakos (1yd.), Rhyndakos, San-
dakos (kilik.) nicht zu trennen, und der Λαμψαγόρης der amorginischen Boustrophe-
doninschrift IG. XII, 7,111 verhält sich zu Λάμπος, -πίας, -πιχος {Fick-Bechtel
183 f.) wie Βλεψίας, -ψίων, -ψίδημος zu Βλέπυρος, -πων (ebenda 80) oder wie Τερ-
ψίλαος -ψίας zu Τέρπανδρος (ebenda 264).
7) Über ihn zuletzt: Malten AJ. 1912, 244.
 
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