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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0027
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19

Land zusammen mit Thebens ganzem Volke zum Grabe seiner
Kinder {Herakl. 1389): κείρασθ·ε, συμπενθήσετε, dies wie es auch
an der Helenastelle und im Chorlied der Perser der Fall ist, im
höchsten Affekt des Schmerzes; vorher hat der Chor auf der Höhe
freudiger Erregung zum Loblied den Ismenos herbeigerufen, die
wohlbereiteten Straßen der siebentorigen Stadt, Dirke, die Asopos-
nymphen, den pythischen Fels und den Helikon (781 ff.).
Es leuchtet ein, daß diese Art von Prosopopoiie ganz dem
hohen Stil angehört und in der Komödie keinen Kaum hat. Wo
etwas Ähnliches dort erscheint (wie z. B. Aristoph. Ach. 34 f. Pac.
538 ff.), hat man es im Sinne der oben (S. 15) erwähnten Personi-
fizierungen in volkstümlicher Kunst zu verstehen.
Dieser Gesichtspunkt kommt auch in Betracht für die auf
der Bühne nun leibhaftig auftretenden Personifikationen, wie es
bei Gelegenheit von Epicharms Ge und Thalassa schon gesagt
wurde. Berücksichtigt man außerdem, wie geläufig dieser Zeit
die Fähigkeit war, solche Dinge in voller menschlicher Gestalt zu
erblicken und darzustellen, sowie die Parallelerscheinungen in der
gleichzeitigen Kunst, so versteht man, daß es nur des Hinzutretens
eines geistreichen Dichters bedurfte, um diese Vorstellungen der
Kunstform dienstbar zu machen.
Daß in Eupolis’ Poleis die Städte in Gestalt von Weibern auf
die Bühne kamen, lehren die Fragmente, und daß in desselben
Dichters Δήμοι die attischen Gaue als πρεσβΰται den Chor bildeten,
haben die neuen Bruchstücke endgültig festgestellt1). Der Titel
von Aristophanes’ Νήσοι und ein Fragment daraus (schdl. Ar. Av.
296) scheinen auch für dieses Stück ähnliche Verhältnisse zu fordern.
Hieraus folgt, daß es mit der Komödie Ελλάς ή Νήσοι von Platon
und den Πόλεις, die auch für Eunikos, Philyllios und Anaxandrides
bezeugt werden, keine andere Bewandnis hat. — Auch der Wolken-
chor gehört hierher oder wenn in einem Stück der Νέα der Aer
den Prolog spricht2); und daß man schließlich auch in der Tra-
gödie die letzte Konsequenz aus der vollen Personifikation von
Naturgegenständen gezogen und Stadt, Fluß und Berg auf die
Bühne gestellt hat, lehrt der Maskenkatalog des Pollux, der sie
unter den έζσκευα πρόσωπα aufführt (IV, 142).

1) A. Koerte, H. 1912, S. 305 f.
2) Meineke, Men. et Phil. Pell. S. 284. Über weitere solche „Dämonen-
prologe“ vgl. Leo, Plautin. Forschungen2 S. 212 f.

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