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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0036
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corps und beginnt folgendermaßen: Οι ιππείς τήι Σαλαμΐνι ανέθεσαν.
Das kann sich, wie bereits der Herausgeber bemerkt hat, nur auf
eine Statue der Salamis beziehen, und daß wir uns diese in
Nymphengestalt zu denken haben, beweist nicht so sehr die Asopos-
tocher, die, von Poseidon geraubt, Mutter des Kychreus wirdx), als
der Nymphenkopf auf ungefähr gleichzeitigen salaminischen Bronze-
münzen 1 2). Ebensowenig zweifelhaft kann es aber sein, daß dieser
Nymphencharakter der Salamis nur historisch zu verstehen ist;
daß die Weihenden sie als Personifikation empfunden haben, ist
schon aus der allgemeinen Zeitstimmung wahrscheinlich. Es
wird vollends klar, wenn wir nun sehen, daß Aristoteles ein so
sicher altmythisches und kultgenießendes Wesen wie die Kyrene
einmal als Πόλις bezeichnete, d. h. sie als Personifikation der Stadt
verstand3). Und für die Asopostochter Thespia hat sich ja bereits
ergeben, daß ihre Verwandlung in die πόλις των Θεισπείων wahr-
scheinlich im IV. Jhdt. vollzogen wurde4).
Auch der Bhodos, ursprünglich einer vorgriechischen Göttin
wie die Lampsake5 *), muß es ähnlich gegangen sein. Direkt ist ihre
Auffassung als Personifikation zwar erst aus dem ersten nach-
christlichen Jahrhundert zu belegen, wo die Lindier eine Kolossal-
statue, die sie auf ihrer Akropolis wieder aufrichteten, als την
λαμπροτάτην πατρίδα την καλήν 'Ρόδον bezeichnen G). Aber gewiß mit
Hecht faßt Blinkenberg7) die in hellenistischen Urkunden mehrfach
zusammen auftretenden Götter Helios und Bhodos8) als Vertreter
der rhodischen Sympolitie von 4089), wozu das Erscheinen des
Bhodoskopfes auf den Münzen seit dieser Zeit10) ausgezeichnet
1) Waser und Höfer, Lex. IV S. 285.
2) Imhoof-Blümer, Journ. Intern. 1908 S. 85 Taf. VI, 7. 8. Waser und
Höfer, Lex. IV S. 286ff. Head, Ξ. N. 392. — Zur Datierung Köhler, A. Μ. 1879
S. 250.
3) fr. 528, Bose 1886. 4) Vgl. oben S. 26 f.
5) Vgl. oben S. 12 Anm. 6.
6) J. G. XII, 1 Nr. 787. Zum Ausdruck vergleiche die Inschriften des An-
tiochos von Kommagene unten S. 30. Inschriften von Perg. 376. Head, Η. N.
LXXXII f.
7) Bull, de TAcad. de Dänemark 1912, S. 359.
8) Hoefer, Lex. IV, 118.* Es sind folgende Inschriften: Collitz-Bechtel 3749
(Hierapytna) — B. C. II, XIV 1890, 365, Nr. 4, 366 (Lagina) — J. G. XII, 7, 493
(Amorgos). — Allein erscheint die Göttin Rhodos inschriftlich: J. G. XII 1, 157,
5. 787, 3 (Stadt Rhodos) XII 5, 38 (Naxos) XII 7, 245, 2 (Amorgos) Collitz-Bechtel
3632, 18 und passim (Kos).
9) Busolt, Gr. Gesch. III, 2. Aufl., S. 1586. Έ. Meyer, G.d.A. IV, S. 640.
Head, Η. N. 637.
10) Imhoof-Blumer, Journ. Intern. 1908 S. 115. Head, H. N. 638.
 
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