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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0039
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Endlich erfahren wir aus einer merkwürdigen Pliniusstelle,
daß man in Afrika sogar G-ebete an die Personifikation des Landes
richtete (nat. hist. XX.VII1 5, 24): „in Africa nemo destinat ali-
quid nisi praefatus Africam, in ceteris vero gentibus deos ante
obtestatur“ (vgl. Höfer, Lex. II, 2042).
Nach alle diesem wird man auch da, wo in Inschriften neben
irgend welchen anderen Gottheiten auch τηι πόλει etwas geweiht
wird, nicht bloß formelhafte Wendungen, sondern zum mindesten
dem ursprünglichen Sinn nach solche Kulte von Stadtpersonifika-
tionen anzunehmen haben1)· Anführen kann ich folgende Fälle:
Julis auf Keos, hellenistisch, J. G-. XII, 5, 619. Γλύκων Θεο-
τέλους και οι παΐδες Διονύσωι και τηι πόλει.
Skiathos, römisch, J. G. XII, 8, 631 Διί υψίστωι καί τηι πόλει.
Gytheion, J. G. V 1, 1156 -θεοϊς Σεβαστοΐς καί τηι πόλει Καρπός
[του δείνα] άγορανομών άνέθηκε τά μέτρα.
Kreusis, J. G. VII, 1826 Δέκμος Στερτίνιος Εισίων λιμεναρχήσας
δίς Διοσκούροιν καί τηι πόλει.
Larisa in Thessalien, J. G-. IX, 2, 578 Μάκων Όμφαλίωνος τον
ναόν Διί Μειλίχιον καί Ένοδίαι καί πόλει.
Neapel, tiberischer Zeit J. G. XIV, 714 Τιβέριος Ιούλιος Ταρσός
Διοσκοόροις καί τηι πόλει τον ναόν καί τά έν τώι ναώι.
Thugga, Α. Α. 1908, S. 211, Carthagini Aug. Sac.
Dagegen sind die Worte άρχιερεύοντα της άρχηγέτιδος Χαλκίδας
in einer Inschrift des 3. oder 4. nachchristlichen Jahrhunderts irr-
tümlich von Dittenberger auf einen Kult der άρχηγέτις Χαλκίς be-
zogen worden2). Vielmehr handelt es sich um die άρχηγέτις Χαλ-
κίδας, und daß diese Rolle Hera bat, geht aus den von Eitrem
zusammengestellten Kultzeugnissen (P. W. VIII, 371) klar hervor.
Hera als Stadtgöttin mit der Turmkrone kennen wir auch aus
kaiserzeitlichen Münzen von Argos 3).
Die Stadttyche, die für das IV. Jahrhundert, wenn auch noch
nicht in sehr weitem Umfange, zu postulieren war, geht auch im
Hellenismus noch neben den kultgenießenden Stadtpersonifikationen
her, im Wesen aufs nächste mit ihnen verwandt, doch so, daß da,
wo es das eine gibt, das andere ausgeschlossen ist. Mit den di-
rekten Nachweisen für diese hellenistische Stadttyche steht es
allerdings dürftiger, als man denken sollte. Inschriftlich bezeugt
finde ich sie überhaupt nur in dem samothrakischen Ehrendekret

1) Den gleichen Schluß zieht für den Demos Deubner, Lex. III, 2077, 48 ff.
2) Sylloge II, 2. Auf!., 607.
3) Numism. Comm. p. 34 pl. J. 15.
 
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