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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0060
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- 52 —
bereits völlig ausgebildet1)· Man vergegenwärtige sich nun, was
für den Zeitgeschmack aus der gleichzeitigen Literatur hinsichtlich
dieser Dinge zu ersehen war '2), dazu die notorische Abwendung der
Zeit wie von allem Altüberlieferten, so besonders vom Mythos und
ihre Freude an der Reflexion, kurz ihren ganzen Rationalismus3),
um zu verstehen, ein wie willkommenes und ihrer Ideenwelt
adäquates Ausdrucksmittel den Künstlern der folgenden Genera-
tionen hiermit in die Hand gegeben war, und warum man es jetzt
so überaus häufig und gern angewandt findet.
In diesem Sinne höchst bezeichnend sind die zwei Votiv-
pjinakes, die Alkibiades für sich von Aglaophon, dem
Neffen Polygnots, malen ließ und von denen uns durch
Athenaeus4) und Plutarch5), die hier auf Satyros beruhen, Kunde
erhalten ist. Daß der Maler Aglaophon war, wie es in den Hss.
des Athenaeus steht, und zwar der jüngere, nicht Aristophon, Po-
lygnots Bruder, den die Plutarchüberlieferung gibt, ist nicht nur
deswegen anzunehmen, weil dieser schwerlich noch 30 bis 40 Jahre
nach dem Tode seines Bruders tätig war 6 *), sondern weil wir durch
Plutarch wissen, daß wenigstens das eine Bild in seiner Zeit für
ganz modern galt. Jedenfalls hat man sich die Entstehungszeit
beider um das Jahr 416 zu denken; denn damals als Alkibiades
auf das sizilische Unternehmen hinarbeitete, wurde ihm von den
Gegnern seine maßlose δαπάνη und namentlich seine ιπποτροφία vor-
geworfen '), ein Gedanke, dem Nikias in seiner Rede bei Thuky-
dides öffentlich und besonders scharf Ausdruck verleiht8).
Das eine, nur von Athenaeus mitgeteilte Bild war wieder eine'
Bekränzungsszene: Alkibiades zwischen Pythias und Nemeas, d. h.

1) Erinnert sei hier auch an die neuerdings von Studniczka ('N. J. 1912, 266)
freilich ausdrücklich als „unbeweisbarer Vorschlag“ geäußerte Deutung zweier
Nordmetopen des Parthenon auf Athena mit Asia oder T roas und Nike mit
Hellas. Dem Zeitgeschmack würde das freilich durchaus entsprechen.
2) S. 18 ff. 3) S. 20 ff.
4) XII 534 D άφικόμένος δέ Άθήνησίν έξ ’ϋλυμπίας δύο πίνακας άνέθηκεν Άγλαο-
φώντος γραφήν ών ό μέν .... έν δέ θάτέρωι Νεμέα ήν καθημένη και έπ'ι των γονά-
των αύτής Αλκιβιάδης καλλιών φαινόμενος των γυναικείων προσώπων.
5) Alk. 16 Άριστοφώντος δέ Νεμέαν γράψαντος έν ταϊς άγκάλαις αύτής καθήμενον
’Αλκιβιάδην έ'χουσαν έ&εώντο και συνέτρεχον χαίροντες, οί δέ πρεσβύτεροί και τούτοις
έδυσχέραινον ώς τυραννικοΐς και παρανο'μοις' έδοκει δέ και Άρχέστρατος ούκ από τρόπου
λέγειν ώς ή Ελλάς ούκ άν ήνεγκε δύο Άλκιβιάδας.
6) Brunn, Κ. G. II, 17. 7) Thuk. VI, 14,3.
8) Ebenda 12, 2. — Für den jüngeren Aglaophon äußern sich nach dem
Vorgänge von Bursian und Kroker zuletzt Robert, Arch. Märchen 66, 2 und Sauer
bei Ihieme-Becker. Anders nach Brunn, K. G. II, 13 f. Roßbach, P. TT. I, 825.
 
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