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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0082
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Wie bei der Aitolia und Roma1) ist auch hier die Beob-
achtung zu machen, daß nachdem der Typus der γυνή στιφρά mit
dem Elefantenskalp einmal geschaffen war, er unendlich oft wieder-
holt wurde, sei es für Libya, Alexandria oder Africa {Purgold
a.a.O. 10 f. Höfer, Lex. II 2038 ff.). Auch die zahlreichen Fälle,
wo das Motiv der Tyche von Antiocheia auf andere Städte über-
tragen wird, gehören in dem oben S. 33 angegebenen Sinne
hierher (Waser, P. JE VI 2790, 25 ff).
Daß die Bekränzung wie durch Personifikationen überhaupt,
so auch durch Ortspersonifikationen ein von der Kunst des Helle-
nismus gern und oft behandeltes Thema war, ist wohl verständlich.
In einer olympischen Gruppe, die nicht vor 285 entstanden sein
kann, hieß das Weib, das den Demetrios Poliorketes und den ersten
Ptolemaios bekränzte, Elis, in einer anderen, zwischen 229 und
221 zu datierenden, bekränzte Hellas den Antigonos Doson und
sein Mündel, den jungen König Philippos {Paus. VI, 16, 3). An
das allerdings erst im zweiten nachchristlichen Jahrhundert ent-
standene Relief des Brit. Mus. Nr. 790, wo die löwenwürgende
Kyrene von Libya den Kranz empfängt {Shidniczka, Kyrene 31.
Lex. II 1725), wird man auch in diesem Zusammenhang erinnern
dürfen. In der Kaiserzeit ist die Zahl solcher Darstellungen un-
geheuer groß.
Besonders charakteristisch für den Hellenismus sind aber die
Fälle, wo diese Ortspersonifikationen gleich in ganzen Scharen
auftreten. Die Basis von Puteoli (oben S. 69) findet ihre Vor-
bilder in der Pompe des Ptolemaios, wo auf einem Wagen alle
die Städte versammelt waren, die Alexander aus dem Perserjoch
befreit hatte {Athen. 201 D. E.), sowie in den 7 Städten, die sich
im Homertempel Ptolemaios’ IV. um das Bild des Dichters scharten,
dessen Heimat eine jede zu sein beanspruchte. In römischer Kunst
sind solche Fälle dann etwas außerordentlich Häufiges {Steuding,
Lex. II 2093 f. Woermann, G-esch. d. Kunst I 451). Das diesen
Dingen im frühen V. Jhdt. Entsprechende haben wir in der olym-
pischen Phleiasiergruppe kennen gelernt; ein Rückblick auf sie
ist jetzt aber besser als alles andere dazu geeignet, den Wandel
in der Gesinnung recht deutlich zu zeigen und auf den historischen
o o
1) Der Aitoliatypus wird mit Vorliebe für Romadarstellungen angewandt:
Münzen, Cohen, Tiberius 7, Nero 278, Galba 168, Vespasian 106, Commodus 658.
756 u. öfter. — Relief in Villa Albani, Helbig, Führer Nr. 1836. Leinach Le-
liefs III 144, 1, vom Hateriermonument: HeTbig, Führer Nr. 1193. 51. J. F, 7.
Leinach III, 286,2. Für den Romatypus vgl. Klügmann, Lex. I 279,40 ff.
Höfer, Lex. IV, 1087 ff.
 
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