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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0087
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79

Dies ist in ganz allgemeinen Zügen die Entwicklung, in die
auch die Theba auf den Vasen fällt. Um ihr näher kommen zu
können, ist aber auch die besondere Art, der sie angehört, ins
Auge zu fassen und zu untersuchen, wie sie sich zu der verhält.
Als solche dürfen wir die Ortsnymphen behandeln, weil die Theba,
selbst wenn sie nicht mehr im eigentlichen Sinne zu ihnen gehört,
jedenfalls nach dem oben Dargelegten aus diesen Vorstellungen
erwachsen sein muß. Glücklicherweise sind ein paar Fälle erhalten,
die ein einigermaßen sicheres Urteil erlauben.
Die Zahl von Darstellungen des mit dem nemei’schen Löwen
ringenden Herakles ist Legion, namentlich in der s. f. attischen
Vasenmalerei. Wenn Zuschauer dabei sind, so sind es in der Kegel
Athena, lolaos und Hermes {Michaelis, Ann. 1859, 68). Es gibt
auch eine Anzahl von Vasenbildern, auf denen außer Athena noch
ein anderes weibliches Wesen zuschaut, stehend oder sitzend, bis-
weilen mit dem Skeptron ausgestattet und auch wohl seine Teil-
nahme durch den Gestus der Hände bekundend, sonst aber ohne
nähere Charakterisierung ’)· Wie diese Gestalt zu verstehen ist,
ergibt sich aus dem Bilde eines r. f. Stamnos des beginnenden
streng schönen Stiles in München1 2) und aus einem Vergleich mit
den Darstellungen des Hydrakampfes.
Auf dem Münchner Stamnos sind zugegen außer Athena und
dem inschriftlich bezeichneten Hermes und Poseidon noch eine weib-
liche Gestalt hinter Athena3) und eine zweite hinter Herakles
stehende, die durch die Bewegung ihrer Hände lebhafteste Teil-
nahme zu erkennen gibt und inschriftlich als AAbENE bezeichnet
ist. Daß Galene von Haus aus ein allgemeiner Nymphenname ist,
der nur in seiner speziellen Bedeutung für die Nereide besonders
beliebt wurde und von den Vasenmalern dieser Zeit noch durchaus
so verstanden werden konnte, hat Charlotte Fränkel (a. a. 0. S. 44)
gezeigt. Die Galene des Münchener Vasenbildes hatte schon Ame-
lung so aufgefaßt (a. a. 0. S. 22) und sehr hübsch im Hinblick auf
Soph. EL· 899 4) folgendermaßen erklärt: „Zn Worte übertragen also
besagt jene Gestalt: und die heitere Huhe des nemeischen Tales, welche
1) Die Fälle, die Steziäing, Lex. II 2086 anführt, lassen sich leicht ver-
mehren.
2) Nr. 415 J Abgeb. Μ. J. VI, 27; danach Baumeister, Denkm: I, 656. Be-
handelt von Michaelis, Ann. 1859, S. 74 ff.
3) Erhalten ist nur ihr unterer Teil bis an die Hüften. Daß sie mit dem
Peplos bekleidet war, ist aber klar, sodaß es ein Versehen war, wenn Michaelis
S. 80 f. in ihr Dionysos vermutete.
4) Chrysothemis berichtet vom Grabe des Vaters: ώς δ’ έν γαλήνψ πάντ’
έδερκόμην τόπον.
 
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