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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0089
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her vorgelockt hat und die jetzt neugierig dem Verlaufe des Streites
zuschauen. Daß die griechische Kunst, namentlich die archaische,
gern eine Nymphenschar durch die Dreizahl vergegenwärtigte, —
analog der Tendenz zu ihrer Individualisierung als Dreiheit im Mythos,
wie sie in den Chariten, Eumeniden, Horen u. s. w. vorliegt —
zeigen nicht so sehr die attischen Nymphenreliefs, bei denen der
Einfluß des Charitentypus mit in Betracht kommt, als Fälle wie
das thasische Nymphenrelief oder die chalkidische Vase des Brit.
Mus. B 155 (Gerhard A. V. 323. Lex. III 555) mit der Ausrüstung
des Perseus durch Athena und drei Neides J).
Wenn nun die drei zuschauenden Frauen auf der Amphora
aus Eretria Nymphen sind, so hat man für die eine, die auf dem
Skyphos aus Argos an ihrer Stelle steht, den Schluß zu ziehen,
daß sie gleichfalls eine Nymphe ist. Die Galene des Münchener
Stamnos macht diesen Schluß zwingend dadurch, daß sie den posi-
tiven Beleg für das Vorkommen solcher einzelner zuschauender
Nymphen gibt1 2). Daß für das mythische Denken Einzahl und
Mehrzahl der Nymphen ohne Belang sind, wurde mit Berufung
auf v. Wilamowitz schon gesagt (oben S. 8). So stand auch dem
Künstler die Wahl frei. Daß die Vasenmaler die Einzahl bevor-
zugen, ist aus dem Silhouettenstil, der vielfigurigen Bildern aus
dem Wege geht, wohl verständlich. Es ist sehr wahrscheinlich,
wenn auch nicht zu erweisen, daß auf anderem Gebiete Sophokles

1) Auch die Νΰσαι der Sophilosscherbe Akrop. Vasen Nr. 587 b scheinen
nicht mehr als drei zu sein (vgl. Studniczka, Eranos Vindob. S. 237 f.). Als
Hermes Nymphagetes mit drei Nymphen wird man mit Brunn, Tro. Misz. IV,
1887 = Kl. Sehr. III, S. 137 f. auch die Darstellung der zuletzt von Stud-
niczka, Ö. J. 1903, S. 169f. besprochenen Xenoklesschale zu verstehen haben,
wenn man sich vergegenwärtigt, daß wir figurenreichere Behandlungen desselben
Themas z. B. in einer jünger s. f. Hydria des Ashmolean Museums Nr. 222 pl. 5
= Gerhard A. V. 31 und einer s. f. Amphora des Brit. Mus. B. 320 kennen.
Die drei auf dem peloponnesischen Kalksteinrelief der ehemaligen Sammlung Tyskie-
wicz (Frohner, Coll. Tysk. pl. XVI; Auktionskat. Tysk. pl. XXX Nr. 307) durch
die Weihinschrift als κόραι bezeichneten Mädchen bekunden durch nichts, daß sie,
wie Fröhner im Aukt. Kat. im Gegensatz zu seiner früheren Auffassung wollte,
die Eumeniden seien. Man hat also die Wahl zwischen Chariten und Nymphen.
Jene kennen wir nur im Reigen dargestellt.
2) In der merkwürdigen, offenbar travestierenden Darstellung des Hydra-
abenteuers auf einer jetzt in Amerika befindlichen, in der Ausonia I, 1906 tav. I
publizierten schön r. f. Hydria, die Patroni a. a. 0. S. 33 ff. zu ernst nimmt, läuft
außer Athena auch ein Mädchen entsetzt vom Schauplatz des Kampfes fort;
„senza dubbio la personificazione di Lerna, la ninfa del luogo, o, forse meglio,
Amymone, la ninfa della fonte, presso la quäle stava Vidra“ sagt Patroni S. 34.
Auch sie wird aber nach Maßgabe des Obigen zu verstehen sein.

Matz.

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