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gruppe auf thebanischen Münzen des V. Jhdts. (Imhoof-Blümer,
Journ. Intern. 1908, 175. Furtwängler, Mw. 23. 3) und in der Lite-
ratur begegnet (Find. Isthm. 7, 39. Herod. V 80. Blöd. IV 72.
Paus. II 5, 2). Trotzdem ist ihre absolute Bedeutung eine andere
und schwererwiegende als die der zuschauenden Ortsnymphen, mit
denen wir es bisher zu tun hatten.
Die göttliche Stadtpersonifikation Thebens kennen wir schon:
von Damophon gefertigt, stand ihre Statue zu Messene (vgl. oben
S. 27). Interessant ist aber, daß auch sie in der Rolle des Zu-
schauers vorkommt, nämlich auf zwei „homerischen“ Bechern (Ro-
bert, A. <J. 1908, S. 190 ff. Taf. o. 6).
Der Zweck dieser zuschauenden Thebe und Argos ist nicht
mehr die Erweiterung der Erzählung; denn es sind keine Nymphen,
überhaupt keine mythischen Wesen. Von einer Schilderung durch
die Wirkung kann man auf Werken dieser Qualität höchstens einen
blassen Reflex aus der Vorlage erwarten. Der einzige Fall, in
dem ich dies bei einer hierher gehörigen Gestalt auf erhaltenen
Monumenten nachweisen kann, ist die trauernde Frau auf einem
pompejanischen Bilde mit dem Tode des Adonis (Η. B. 52). Ihre
Rolle in der Komposition ist die sonst den Ortsnymphen zu-
kommende und ihre orientalische Tracht lehrt, daß sie eine als
Personifikation des Landes empfundene Ortsnymphe oder Lokal-
göttin ist1).
Aber durch die Abhängigkeit von der großen Kunst, die an
und für sich für sie wohl denkbar2), erklärt sich die Thebe und
Argos der Becher nicht. Sie sind nicht zu trennen von der Masse
der zuschauenden Ortspersonifikationen überhaupt im Hellenismus,
für die jener Gesichtspunkt durchaus nicht in Frage kommt, unter
Umständen auch da nicht, wo sie in einem wirklichen Kunstwerk
erscheinen.
Lehrreich ist der Fall der Arkadia des herkulanensischen
Bildes mit der Auffindung des Thelephos (Η. B. 78—80), in dem
uns die Kopie eines pergamenischen Originales erhalten ist3). Daß
1) Vgl. die Lokalgottheit mit phryg. Mütze auf dem Marsyassarkophag Matz-
Duhn 3157 und deu Berggott mit demselben Attribut auf dem pompejanischen
Bilde II 1285 mit dem Parisurteil.
2) Vgl. folgende Reihe von Monumenten, auf denen eine Stadtgöttin mit
Mauerkrone dem Vorgang zuschaut: 1) Wandbilder eines esquilin. Grabes Μ. I.
X GO. Heilig, Führer 1452. — 2) röm. Relief aus dem Amphitheater von Capua
Robert, Sarlcoph. Hl, S. 162. Reinach, Reliefs III75, 3. —- 3) Sarkophag Helbig,
Rührer 1273. — 4) Josua-Rotulus der Vaticana Wicklwff, Schriften III 200,
Fig. 20. — Dazu die Kybele auf den Marsyasmonumenten.
3) Diese Auffassung bedarf nach den Ausführungen von Pfuhl, G. G. A-
gruppe auf thebanischen Münzen des V. Jhdts. (Imhoof-Blümer,
Journ. Intern. 1908, 175. Furtwängler, Mw. 23. 3) und in der Lite-
ratur begegnet (Find. Isthm. 7, 39. Herod. V 80. Blöd. IV 72.
Paus. II 5, 2). Trotzdem ist ihre absolute Bedeutung eine andere
und schwererwiegende als die der zuschauenden Ortsnymphen, mit
denen wir es bisher zu tun hatten.
Die göttliche Stadtpersonifikation Thebens kennen wir schon:
von Damophon gefertigt, stand ihre Statue zu Messene (vgl. oben
S. 27). Interessant ist aber, daß auch sie in der Rolle des Zu-
schauers vorkommt, nämlich auf zwei „homerischen“ Bechern (Ro-
bert, A. <J. 1908, S. 190 ff. Taf. o. 6).
Der Zweck dieser zuschauenden Thebe und Argos ist nicht
mehr die Erweiterung der Erzählung; denn es sind keine Nymphen,
überhaupt keine mythischen Wesen. Von einer Schilderung durch
die Wirkung kann man auf Werken dieser Qualität höchstens einen
blassen Reflex aus der Vorlage erwarten. Der einzige Fall, in
dem ich dies bei einer hierher gehörigen Gestalt auf erhaltenen
Monumenten nachweisen kann, ist die trauernde Frau auf einem
pompejanischen Bilde mit dem Tode des Adonis (Η. B. 52). Ihre
Rolle in der Komposition ist die sonst den Ortsnymphen zu-
kommende und ihre orientalische Tracht lehrt, daß sie eine als
Personifikation des Landes empfundene Ortsnymphe oder Lokal-
göttin ist1).
Aber durch die Abhängigkeit von der großen Kunst, die an
und für sich für sie wohl denkbar2), erklärt sich die Thebe und
Argos der Becher nicht. Sie sind nicht zu trennen von der Masse
der zuschauenden Ortspersonifikationen überhaupt im Hellenismus,
für die jener Gesichtspunkt durchaus nicht in Frage kommt, unter
Umständen auch da nicht, wo sie in einem wirklichen Kunstwerk
erscheinen.
Lehrreich ist der Fall der Arkadia des herkulanensischen
Bildes mit der Auffindung des Thelephos (Η. B. 78—80), in dem
uns die Kopie eines pergamenischen Originales erhalten ist3). Daß
1) Vgl. die Lokalgottheit mit phryg. Mütze auf dem Marsyassarkophag Matz-
Duhn 3157 und deu Berggott mit demselben Attribut auf dem pompejanischen
Bilde II 1285 mit dem Parisurteil.
2) Vgl. folgende Reihe von Monumenten, auf denen eine Stadtgöttin mit
Mauerkrone dem Vorgang zuschaut: 1) Wandbilder eines esquilin. Grabes Μ. I.
X GO. Heilig, Führer 1452. — 2) röm. Relief aus dem Amphitheater von Capua
Robert, Sarlcoph. Hl, S. 162. Reinach, Reliefs III75, 3. —- 3) Sarkophag Helbig,
Rührer 1273. — 4) Josua-Rotulus der Vaticana Wicklwff, Schriften III 200,
Fig. 20. — Dazu die Kybele auf den Marsyasmonumenten.
3) Diese Auffassung bedarf nach den Ausführungen von Pfuhl, G. G. A-