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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0099
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91

μένος redet der erzürnte Skamander zu Achill (Φ 213). Es ist charak-
teristisch, daß gerade dieser letztere Fall in einer Partie vorliegt,
wo der künstlerische, nicht im engeren Sinne mythische Ursprung
der Personifizierung unverkennbar ist (vgl. oben S. 14). Ihre ferneren
Geschicke in der Dichtung wurden bereits oben Kap. II in größerem
Zusammenhänge verfolgt; der Flußkult kann hier, weil für unsere
Zwecke nichts Neues lehrend, übergangen werden.
Unter solchen Umständen ist es auffällig, daß der früheste
bildlich dargestellte Flußgott, den wir kennen, Acheloos, ein
Mischwesen ist, halb Mensch, halb Stier, und daß seine volle Ver-
menschlichung sich dann erst vor unseren Augen vollzieht. Dieses
Verhältnis fordert eine Erklärung, und wenn ich nach den ver-
schiedenen Versuchen dazu, namentlich von Benndorf {Gjölbaschi
S. 65 f.) und Savignoni (Μ. A. 1897, 283 ff.), die Frage von neuem
aufnehme, so geschieht das, weil ich glaube, daß man in einigen
Punkten weiterkommen kann, und weil eine Geschichte des
Acheloos noch nicht versucht ist.
Daß der Typus aus der orientalischen Kunst abgeleitet ist,
wie es zuerst Ernst Curtius aussprach (Bert. Ak. Abh. 1876, 144
= Ges. Abh. 11 131), kann nicht in Frage gestellt werden. Er
erscheint zuerst in der ostgriechischen Kunst des frühen VI. Jhdts.,
und wenn er hier auch meist flügellos ist, so liegen uns in einigen
geflügelten Exemplaren doch die unverkennbaren Übergangsstücke
vor Ü
Namentlich gilt das von einem Elektronstater des frühen
VI. Jhdts. von milesischer Währung, der aus der Münze einer der
kleinasiatischen lonierstädte stammt 1 2). Ferner von einer Keihe
lykischer Münzen aus der Mitte des V. Jhdts 3), einer schönen
griechischen Gemme strengen Stiles '{Furtwängler Taf. IX 5) und
einer kleinen, wohl derselben Zeit angehörigen Bronzeattache in
1) Für die dekorativ verwandten, ungeflügelten Achelooi kann auf Savignoni
a. a. 0. verwiesen werden, der das meiste bietet. Zu den drei Fällen, wo der
Acheloos im Tierstreifen ionischer Vasen vorkommt, tritt jetzt eine prächtige
Scherbe von der Insel Berezan hinzu, auf die Herr Dr. 0. Waldhauer mich
freundlichst aufmerksam macht, publiz.: Izveslije imp. archeol. Icommissii 37, 1910
Taf. 3 S. 81 ff. (JRadlow).
2) In der Samml. Jameson zu Paris: Babelon, Proces verbaux et memoires
du congres numismatique international ä Bruxelles 1910 S. 562 ff. pl. XXIX, 1
(mir unzugänglich). Perrot Hist, de l’Art IX, 558, 683. Abgeb. in doppelter
Vergrößerung auf dem Titelblatt bei Perrot.
3) Des Dynasten Uvug (?) Hill, Brit. Mus. Gat. Lycia S. XXXII, 16. pl. IV,
15. 16. 19. Babelon III, 255—258 pl. 98, 1 — 3. — Des Dynasten Kuperlis (?)
Hill a.a. Ο. XXXIII pl. 44,6. Babelon III 243 Nr. 278 f. pl. 96,30. 97, 1.
 
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